Doch zu den Kunden drangen die neuen Eigenmarken des angeschlagenen Kaufhausriesen bislang offenbar nicht durch. Mit Karstadt-Eigenkreationen wie der Businessmodelinie "Yorn" und den Damenkollektionen "She" und "Adagio" wissen jeweils weniger als 15 Prozent der Befragten überhaupt etwas anzufangen. Vom jugendlich angehauchten Label "Peckott", das im Karstadt-eigenen Markenreigen ebenfalls als "frischer Aufschlag in die Fashionzukunft" gilt, haben mehr als 90 Prozent der befragten Kunden noch nie etwas gehört. Eine fatale Bilanz: "Gerade Eigenmarken sind im Modehandel ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz", sagt Roeb. Zudem ist die Spanne erheblich größer als bei Markenartikeln.
Unbekannte Markenkleidung
Wenn schon die No-Names floppen, wie steht es dann um die Luxusmodemarken und trendigen Labels, mit denen die Karstadt-Granden die Konsumenten beglücken wollten? Jennings kündigte dies im September 2011 mit den Worten an: "Wir werden mehr als 20 neue, exklusive Marken in unsere Warenhäuser bringen, die es bisher noch nicht in Deutschland gibt."
Tatsächlich sind seither zahlreiche neue Marken in den Regalen gelandet. Einziges Problem: Große erfolgreiche Neuzugänge wie die bunten Klamotten der spanischen Marke Desigual sind die Ausnahme. Stattdessen setzte Jennings auf diverse kleine Designerlabels wie Pink Tartan, Vince Camuto oder One Green Elephant. Doch die sind allenfalls hartgesottenen Fashionfans, nicht aber deutschen Modenormalos ein Begriff. Beim klassischen Karstadt-Kunden herrscht denn auch Verwirrung bei der Frage, ob sich das Markenangebot in den vergangenen drei Jahren verändert hat. 56 Prozent der Befragten wissen es nicht. Dass sich die Auswahl "gar nicht" oder "kaum" verändert hat, glauben 25 und 16 Prozent. Entsprechend konnte auch nur jeder zehnte Befragte eine oder mehrere Marken nennen, die er für eine Karstadt-Novität hielt.
Berggruen - der Retter in der Not
2007 übernimmt der Deutsch-Amerikaner ohne langen Vorlauf Teile des insolventen Möbelriesen Schieder mit 3500 Mitarbeitern.
2010: Aufatmen bei 25.000 Beschäftigten: Berggruen kauft die insolvente Warenhauskette Karstadt. Endgültig gerettet ist sie aber noch nicht: Die Sanierung sei ein Marathon und kein Sprint, bilanzierte der Chef Andrew Jennings Mitte Mai.
Nach der Karstadt-Übernahme buhlt der Milliardär Ende 2011 auch um die schwächelnde Metro-Tochter Kaufhof. Er will Karstadt und Kaufhof unter einem Dach zusammenführen. Zu Jahresbeginn erteilt Metro ihm und den anderen Bietern eine Absage: Das Unternehmen will vorerst nicht verkaufen.
Berggruen ist an der insolventen Drogeriemarktkette mit noch 13.500 Beschäftigten interessiert. Sein Unternehmen bestätigte Gespräche mit Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Schlecker hatte Anfang 2012 Insolvenz angemeldet.
Ganz ähnliche Reaktionen rufen die Karstadt-Online-Aktivitäten hervor. Sie würden von den befragten Kunden "weitgehend ignoriert", sagt Experte Roeb. Dabei hatte Jennings einst eine wahre Netzoffensive versprochen: "Deutschland gehört zu den am schnellsten wachsenden Online-Märkten der Welt. Da wollen wir dabei sein."
Das klang einleuchtend, fast wie eine unerlässliche Einsicht. Denn Internet-Händler verzeichnen stürmisches Wachstum. Allein zwischen April und Juni 2013 setzten die deutschen E-Commerce-Händler 9,9 Milliarden Euro um, 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für Warenhäuser könnten Online-Shops zudem die Chance eröffnen, ihr Geschäft zu internationalisieren und neue Zielgruppen anzusprechen.
Internet-Ignoranz vergrault Kunden
Jennings hatte im September 2011 den stationären Ableger K-Town gegründet, der sich explizit an junge Kunden richtet und dem Vernehmen nach sogar gut läuft. Eigentlich wären dies beste Voraussetzungen gewesen, um hier möglichst schnell einen Online-Shop anzudocken. Doch den suchen K-Town-Kunden bisher vergebens.