Korruptionsvorwürfe Die dubiosen Tricks bei Media Markt

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Bares für Bruno

MediaSaturn Quelle: dapd

Zeitweise jeden ersten Donnerstag im Monat soll der Agenturchef gen München gefahren sein, im Gepäck reichlich Bargeld für Bruno H., berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter. Als weiterer Geldkanal soll das Unternehmen Sales Marketing Projektmanagement (SMP) gedient haben, das die Ehefrau des Media-Markt-Managers betrieb. SMP soll nicht nur Scheinverträge mit MV, sondern auch mit weiteren Beteiligten abgeschlossen haben, um den Geldfluss zu verschleiern. So soll auch das inzwischen insolvente Unternehmen Mediola involviert sein.

Verdeckte Provisionszahlungen

Dabei hätte der Zahlungsstrom frühzeitig gestoppt werden können. Im Dezember 2007 hatte die börsennotierte Frankfurter Beteiligungsgesellschaft Heliad über ein Investmentvehikel die MV-Gruppe gekauft. Bei Arbeiten zum Jahresabschluss wurden die Manager stutzig und leiteten eine interne Untersuchung ein. Dem vertraulichen Abschlussbericht zufolge räumte Agenturchef N. schon Ende 2009 „geschäftsfördernde“ Zahlungen an den Media-Markt-Manager ein. Angebliche Beraterverträge seien „nur Fassade für verdeckte Provisionszahlungen“ gewesen.

Angesichts dieser Ergebnisse hätte der Heliad-Aufsichtsrat, in dem auch Hans-Olaf Henkel sitzt, Ex-Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, die Behörden einschalten können. Doch neben finanziellen Nachteilen „wurde befürchtet, dass im Falle der Erstattung einer Strafanzeige erhebliche Reputationsrisiken für Heliad“ entstanden wären, heißt es in dem Abschlussbericht. Stattdessen setzten Heliad-Vertreter Ende 2009 eine Rückabwicklung des Kaufs der MV-Gruppe durch – und schwiegen.

Und so liefen die Geschäfte weiter – offenbar übernahm ab 2010 eine Agenturgruppe aus Hamburg das Promotiongeschäft – samt Schmiergeldzahlungen.

Juristen rechnen mit ersten Anklagen

Nicht nur bei Heliad, auch in der Media-Markt-Zentrale in Ingolstadt hätten die dubiosen Deals auffallen können. Zwar wunderten sich Marktleiter, warum sie immer nur Leute von Marketing Vision ins Haus holen sollten. Doch Ausschreibungen der Agenturverträge gab es offenkundig ebenso wenig wie nachhaltige Kontrollen.

Erst als im Sommer 2010 ein anonymer Hinweis zu „überteuerten Agenturaufträgen“ bei Media Markt einging, der auch bei Metro für Alarmstimmung sorgte, wurden Prüfer von KPMG eingeschaltet und der Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben. In den kommenden Wochen rechnen beteiligte Juristen mit den ersten Anklagen.

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