Krankenhauskonzern Chef von Rhön will Übernahmehürde abschaffen

Der Aufsichtsratschef des Rhön-Klinikums will die Unternehmenssatzung ändern und die Stimmrechtshürde von 90 Prozent abschaffen. Wird die Klausel gestrichen, wäre der Weg frei für einen neuen Kauf-Anlauf durch Fresenius.

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Der Schriftzug der Rhön-Klinikum AG in Bad Neustadt an der Saale. Vorstandsvorsitzender Eugen Münch will die Unternehmenssatzung ändern lassen. Quelle: dpa

Frankfurt Der Gründer und Aufsichtsratschef des Krankenhauskonzerns Rhön-Klinikum, Eugen Münch, will neue Spielregeln: Auf der Hauptversammlung in Frankfurt hat sich Münch für eine entscheidende Änderung der Unternehmenssatzung starkgemacht und will die Stimmrechtshürde von 90 Prozent abschaffen. Damit könnten die Aktionäre das Unternehmen für die dringend erforderliche Weiterentwicklung in der Klinik-Branche öffnen, warb Münch am Mittwoch bei den Anteilseignern. Wird die Klausel gestrichen, wäre eine Übernahme von Rhön erheblich leichter möglich. Der Gesundheitskonzern Fresenius könnte dann einen neuen Anlauf zum Kauf von Rhön wagen, nachdem der erste Versuch 2012 an der 90-Prozent-Hürde gescheitert war. Münch hatte zusammen mit der Fresenius-Chef Ulf Schneider einen bundesweit tätigen großen Krankenhauskonzern schaffen wollen.

Die Klausel war einst in die Satzung genommen worden, um eine feindliche Übernahme der fränkischen Klinikkette zu verhindern. Doch bei der Fresenius-Offerte zeigte sich, dass damit auch eigene Fusionspläne wackeln. Denn der Gründer und Eigner des Klinik-Rivalen Asklepios, Bernard Broermann, und der hessische Medizintechnikkonzern B. Braun hatten das Vorhaben von Münch und Fresenius-Chef Schneider erfolgreich blockiert. „Ich wäre nie darauf gekommen, dass ein langjähriger Lieferant - anstatt mit uns über Lieferungen zu verhandeln - Anteile kauft“, sagte Münch an die Adresse von B. Braun. Auch der Wettbewerb mit Asklepios sei bis dahin stets fair gewesen, es habe nie Krieg gegeben. Ihn habe das Vorgehen der beiden Unternehmen deshalb überrascht.

Sowohl Broermann als auch B. Braun stünden nun in der Verantwortung, sagte Münch. „Ich glaube, es geht nicht um Gesichtsverlust.“ Auch nach dem Scheitern der Fresenius-Offerte sehe er die Zukunft der Branche weiterhin in großen integrierten Gesundheitskonzernen. „Für meine Frau und mich kann ich sagen, dass wir der Satzungsänderung zustimmen werden“, sagte Münch. Der schwedische Pensionsfonds Alecta hatte die ersatzlose Streichung der 90-Prozent-Klausel auf die Tagesordnung setzen lassen. „Wir sind der Auffassung, dass sich diese Klausel inzwischen zum Hemmschuh für die Weiterentwicklung des Unternehmens entwickelt hat“, sagte Alecta-Vertreter Marcus Lüttgen. Auch für die Abschaffung müssen allerdings mindestens 90 Prozent des Aktienkapitals zustimmen.

Zuletzt hielten fünf Großaktionäre zwischen fünf und 12,5 Prozent der Rhön-Stimmrechte. Fast 59 Prozent der Anteile waren im Besitz von Aktionären, die jeweils weniger als drei Prozent hielten. Auf Münch entfallen 12,5 Prozent, der Pensionsfonds Alecta hält knapp zehn Prozent. Asklepios, B. Braun und Fresenius besitzen jeweils mindestens fünf Prozent der Anteile. Als unwahrscheinlich galt Branchenkreisen und Analysten zufolge, dass Asklepios mit Alecta stimmt. Dagegen galt es unter Experten als ausgemacht, dass der Dax-Konzern Fresenius mit den Schweden für die Streichung votieren wird. Zu ihrem Abstimmungsverhalten wollten sich vor dem Aktionärstreffen allerdings weder Asklepios noch B. Braun noch Fresenius äußern.

Aktionärvertreter sparten auf dem Treffen nicht mit Kritik an der Rhön-Führung. „Der gescheiterte Übernahmeversuch hat tiefe Spuren in ihrem Unternehmen hinterlassen“, sagte Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Irgendjemand müsse für das Scheitern die Verantwortung übernehmen. Julia List von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, die 90-Prozent-Hürde habe sich als Bremsklotz für das Unternehmen erwiesen. Das zeige sich auch in den Geschäftszahlen. Der Gewinn des Klinikkonzerns war im vergangenen Jahr eingebrochen.

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