KTG Agrar Überschuldete Aktiengesellschaft soll verkauft werden

Zu schnelles Wachstum, fehlende Kontrollen und „Gehälter auf phantastischem Niveau“: Das Urteil des Insolvenzverwalters über die KTG Agrar ist vernichtend. Nun soll Deutschlands größter Agrarkonzern verkauft werden.

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Jan Ockelmann (l), Sanierungsvorstand der KTG Agrar SE, und Stefan Denkhaus, Rechtsanwalt für Insolvenzverfahren und KTG-Sachwalter, streben einen Verkauf des Konzerns an. Quelle: dpa

Hamburg, Oranienburg Tausende Gläubiger des insolventen Agrarunternehmens KTG Agrar können nach Angaben des Sachwalters kaum auf Rückzahlung ihres Geldes hoffen. Es sei absehbar, dass die Insolvenzquote für die Gläubiger äußerst gering ausfallen werde, eine Höhe sei derzeit nicht zu prognostizieren, teilte der vorläufige KTG-Sachwalter Stefan Denkhaus am Donnerstag in Hamburg mit. Damit ist offen, wie viel die Anleihegläubiger von ihren rund 342 Millionen Euro Forderungen zurückbekommen werden. Die Zahl der Gläubiger schätzte der Sachwalter auf mindestens 10.000.

Das Unternehmen ist den Angaben zufolge mit 394 Millionen Euro überschuldet – „eine dramatische Situation“, sagte Denkhaus. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wurde am Donnerstag eröffnet, hierbei überprüft ein vom Gericht bestellter Sachwalter die Sanierung. Der Agrar- und Energieproduzent soll bis Februar nächsten Jahres verkauft werden.

Denkhaus kritisierte die frühere Konzernführung. „Wir sehen Indizien für Haftungsansprüche“, sagte Denkhaus. Ein zu schnelles Wachstum, fehlende Kontrollsysteme und unangemessene Kosten – darunter 1,5 Millionen Euro für Helikopterflüge des Konzernchefs und „Gehälter auf phantastischem Niveau“ – hätten mit zur Insolvenz geführt, resümierte Denkhaus. Es gebe einen Abschreibungsbedarf bei Beteiligungen und Forderungen von insgesamt fast 400 Millionen Euro.

Die KTG Agrar SE hatte Anfang Juli Insolvenz angemeldet, nachdem eine fällige Zinszahlung von knapp 18 Millionen Euro für eine 2011 begebene Anleihe nicht gezahlt werden konnte. Die im Juli vorhandene Liquidität habe weniger als zehn Millionen Euro betragen, berichtete der neu eingesetzte KTG-Sanierungsvorstand Jan Ockelmann. Auch Tochterfirmen mussten Insolvenz-Anträge stellen. Rund 170 Mitarbeiter haben derzeit Anspruch auf Insolvenzgeld. In den KTG-Firmen sind noch 600 Mitarbeiter beschäftigt. Die Ernte laufe, die neue Aussaat gesichert, berichtete der Sanierungsvorstand.

Für den angestrebten Verkauf zeigten sich Sachwalter und Vorstand zuversichtlich, auch wenn nahezu sämtliche Ackerflächen verkauft und zurückgepachtet wurden. Es gebe bereits Gespräche mit Interessenten, ergänzten die Sanierer. Möglichst sollen die landwirtschaftliche Produktion und die Biogas-Erzeugung im Paket veräußert werden. Den Lebensmittelbereich – ein Bio-Händler wurde verkauft – gibt es bis auf die Ölmühle nicht mehr, dadurch fielen rund 200 Stellen weg.

Der Sachwalter sagte, die KTG-Gruppe sei ein weitestgehend undurchsichtiges Firmengeflecht. Die Gruppe verfüge über keine transparenten Finanz- und Controllingsysteme wie für Aktiengesellschaften erforderlich. Sie sei bewusst hierarchisch geführt worden. Auch der Aufsichtsrat hat nach Ansicht von Denkhaus seine Kontrollaufgaben nicht erfüllt.

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