Küchenhersteller Der bizarre Kampf um die Macht bei Alno

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Exodus in der Chefetage

Von 30 zum Teil langjährigen Führungskräften bei Alno ist inzwischen nur noch eine Handvoll da. Drei von vier Vorständen räumten ihre Posten, darunter der langjährige Vorstandschef Max Müller und eben Demirtas, der im März fristlos gekündigt wurde. Beiden war es über Jahre nicht gelungen, Alno nachhaltig zu sanieren. Zudem fielen sie schon durch arg sportliche Bilanzierungspraktiken auf.

Demirtas wurde kurz darauf im Hintergrund tätig: Nur wenige Tage nach ihrem Abgang wurde im Fürstentum Liechtenstein eine Aktiengesellschaft namens First Epa gegründet. First Epa kaufte kurz darauf dem Hausgeräteproduzenten Bauknecht Forderungen gegen Alno und die Alno-Töchter Pino und Wellmann über knapp 54 Millionen Euro ab. Elf Millionen Euro zahlte First Epa dafür.

Jetzt stellte sich heraus, dass Demirtas ein Drittel der Anteile an First Epa hält. Der Rest gehört einer unbekannten Investorengruppe. Unternehmenskreisen zufolge soll der Ex-Alno-Chef Müller mitmischen.

Demirtas sah in dem Kauf der Forderungen vermutlich ein gutes Geschäft. Insbesondere Forderungen an Pino von 23 Millionen Euro schienen werthaltig. „Es war aber auch sicher eine Portion Rachsucht mit dabei“, sagt einer, der sie gut kennt. „Müller und Demirtas konnten es nicht verwinden, dass sie aus dem Amt gejagt wurden.“

Allein, der vermeintlich lukrative Deal entpuppt sich nun als Finanzfiasko. Denn so viel die Hastor-Manager auch bewegen wollten: Das Tagesgeschäft bei Alno lief schlecht. Am 12. Juli beantragte der Küchenproduzent eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Die Forderungen der Liechtensteiner First Epa gegen Alno verloren dadurch massiv an Wert. Allenfalls die Rückzahlung der Schulden von Pino schien halbwegs sicher, die Tochter war da noch nicht insolvent.

Pleite nach Plan

Als ein Sanierungsberater von Alno zufällig auf die bis dato geheimen Forderungsübertragungen von Bauknecht an First Epa stieß, leiteten die Hastors den Gegenangriff ein – und stellten ein Ultimatum: Entweder die Pino-Forderungen würden mit hohem Abschlag an eine Hastor-Gesellschaft abgetreten, oder Pino würde am nächsten Tag ebenfalls in die Insolvenz geschickt. Dieses Angebot sei „nicht nachverhandelbar“, hieß es in einem internen Mailwechsel beteiligter Anwälte. Demirtas lehnte ab. Tags drauf meldete Pino Insolvenz an. Alno erklärte hierzu, Pino habe zu diesem Zeitpunkt einen akuten Cash-Bedarf von mehr als fünf Millionen Euro gehabt. Dieser wäre über  ein Darlehen gedeckt worden, sofern Epa der Übertragung der Forderungen zugestimmt hätte. So aber hätte „der Cashbedarf von mehr als fünf Millionen Euro nicht gedeckt werden“ können, „so dass die Geschäftsführung ihrer Insolvenzantragspflicht nachkommen musste.“

Statt den Hastors Pino zu überlassen, will Demirtas nun gemeinsam mit Müller und anderen Investoren die Alno-Tochter kaufen. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat sie rund vier Millionen Euro geboten. Eine Million soll sofort fließen, der Rest im Oktober.

Alno erklärte, über die Annahme des Angebots werde zu einem späteren Zeitpunkt im Gläubigerausschuss zu diskutieren sein.

Zudem hofft die Demirtas-Seite darauf, im Verbund mit anderen Gläubigern wichtige Gremien bei Alno mit eigenen Leuten neu besetzen zu können und den vom Gericht eingesetzten Insolvenz-Sachverwalter auszutauschen.

Juristen halten es für unwahrscheinlich, dass der Plan der ehemaligen Alno-Truppe aufgeht. Demirtas lässt sich dazu mit den Worten des legendären britischen Premiers Winston Churchill zitieren: „Ich habe nie nie nie aufgegeben.

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