Düsseldorf Die Rettung schien nahe: Das chinesische Unternehmen Shenzhen Oriental Fashion wollte bei der angeschlagenen Modefirma Laurèl einsteigen. Doch in der Nacht zum Montag zogen die Chinesen ihr Angebot überraschend zurück. Die Folgen sind fatal: Das Unternehmen aus Aschheim bei München beantragte ein Insolvenzverfahren wegen Überschuldung.
Eine für Montag geplante Gläubigerversammlung sagte das Modeunternehmen deshalb ab. Eigentlich wollten die Gläubiger einer Anleihe über 20 Millionen Euro dem Investor entgegenkommen.
Wie Laurèl, die mal zur Esacada-Gruppe gehört, geht es momentan vielen Modefirmen. Auch andere kleinere Unternehmen haben es schwer, neue Geldgeber zu finden. „Deutsche Marken wie zum Beispiel Laurèl oder René Lezard haben zu wenig eigenes Profil und zu wenig Charisma, um für einen größeren Fashion-Investor interessant zu sein“, sagt Sabine Meister von der gleichnamigen Unternehmensberatung in München. Sie begründet dies damit, dass „die Kundinnen heute ein vielschichtiges und attraktives Angebot haben, um sich entweder mit Mainstream-Mode des Premium-Segments oder bewusst modisch und preisgünstig zu kleiden.“
Viele kaufen bei den großen Filialisten wie der schwedischen Kette H&M oder den Firmen der spanischen Inditex-Kette wie Zara oder Massimo Dutti ein. Oder sie investieren gleich in ein Kleid oder einen Blazer einer Luxusmarke.
Gleichzeitig spüren viele Unternehmen, dass weniger Menschen zum Einkaufen in die Städte kommen, denn viele ordern ihren neuen Wintermantel oder ihre Schuhe lieber per Mausklick von zu Hause aus. Das trifft vor allem, die Marken, die in den vergangenen Jahren massiv in neue eigene Boutiquen investiert haben.
Zudem sind viele Kunden den Marken nicht mehr so treu wie früher. Sie wechseln mal schneller von der einen zur anderen. Auch ältere Kunden wollen sich gerne jung kleiden. Nach Untersuchungen der Strategieberatung Hachmeister + Partner haben sich in den vergangenen zehn Jahren viele Kunden von den etablierten Klassikmarken verabschiedet und kaufen lieber Marken mit einem jüngeren Image.
Investoren sind wählerisch geworden
Die mittelständischen Modefirmen haben außerdem ihre Eigenständigkeit mit teuren Anleihen verteidigt. So hat Strenesse lange Zeit versucht, die Herausforderungen aus eigener Kraft zu bewältigen und eine Mittelstandsanleihe aufgelegt. Die Eigentümerfamilie Strehle wollte so vermeiden, Macht an einen Investor abzugeben. Aber der Preis dafür war hoch: Für die Anleihe über zwölf Millionen Euro muss das Unternehmen aus dem bayerischen Nördlingen neun Prozent Zinsen zahlen.
Die Investoren sind inzwischen wählerisch. Bei Strenesse sprang nach zwei Jahren Insolvenz in Eigenverwaltung, also der Sanierung in Eigenregie, die polnische Familie ab, die sich hinter der niederländischen Maeg Holding verbirgt. Jetzt muss Insolvenzverwalter Jörg Nerlich weiter suchen. „Wir sind immer noch im Investorenprozess beziehungsweise in diesbezüglichen Vertragsverhandlungen“, sagte Nerlich dem Handelsblatt.
Bei Laurèl sieht es nach dem Rückzug der chinesischen Shenzhen Oriental Fashion ähnlich aus. Und bei René Lezard brach ein potenzieller Investor ebenfalls die Verhandlungen ab. Jetzt wird nach Angaben des Unternehmens mit anderen Investoren verhandelt.
Ob die sich durch das Entgegenkommen der Gläubiger locken lassen, bleibt offen. Die hatten in der vergangenen Woche auf einer Versammlung in Frankfurt unter anderem beschlossen, auf 40 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten, um das Unternehmen aus dem unterfränkischen Schwarzach zu retten. Damit können die Gläubiger zwar die finanzielle Lage von René Lezard verbessern, aber nicht sein Profil schärfen.