Lebensmittel Ermittlungen wegen Gift in Bubble Tea

Das Kult-Getränk Bubble Tea ist seit längerem umstritten: Zu süß, Kinder können sich an den klebrigen Kugeln verschlucken. Jetzt fanden Forscher verbotene, gesundheitsschädliche Substanzen in Bubble Tea - das ruft die Staatsanwaltschaft auf den Plan.

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Die Bubble-Tea-Blase
Noch ist Bubble Tea ein lukratives Geschäft. Für die Grundausstattung eine Bubble-Tea-Shops sind nötig: - Eiswürfelmaschine - Kostenpunkt rund 2225 Euro - Folienschweißer für rund 900 Euro - Mixer für etwa 1350 Euro - Shaker für rund 900 Euro. Summa summarum muss ein Gründer mit mindestens 5500 Euro Investition allein für Geräte rechnen. Dazu kommen die Verbrauchsmaterialien. Den Händler kosten Becher und Zutaten netto 52 Cent, den Konsumenten 3 bis 4 Euro. Quelle: Fotolia
92 Läden betreibt allein die Franchisekette BoboQ in Deutschland und ist damit Marktführer. Auch McDonald’s bietet das Getränk in 800 Filialen an. Der deutsche Franchiseverband ist skeptisch und lehnt eine Aufnahme von Bubble-Tea-Ketten ab. Er fürchtet einen Absturz nach dem Hype wie beim Sandwich-Händler Subway. Erste Anbieter haben bereits die Segel gestrichen, andere ködern Kunden mit Preisen von einem Euro pro Becher – bei Kosten der Zutaten in Höhe von 52 Cent. Quelle: Screenshot
14632 Kombinationen ergeben sich aus der Liste der Zutaten, die der taiwanische Possmei-Konzern an deutsche Betreiber von Bubble-Tea-Bars liefert. Possmei ist der weltweit führende Hersteller von Basispulver und Kugeln. Quelle: Screenshot
167 Becher Bubble Tea trinkt ein Durchschnitts-Taiwanese im Jahr. Erfunden wurde das Getränk 1983, als ein Teeladenbetreiber in Taichung auf Taiwan Tee, Milch, Sirup und Eiswürfel mischte. Später kamen drei Sorten Perlen, die Bubbles, dazu. Eine Sorte besteht aus Tapioka, einer aus Maniokwurzeln gewonnenen Stärke, dann Geleewürfel und zuletzt Kugeln aus der Molekularküche: Mit Natriumalginat angereicherter Saft wird in ein Bad aus Wasser und Kalziumchlorid gespritzt. So bilden sich die innen flüssigen, außen festen Perlen. 2010 öffnete in Berlin der erste Bubble-Tea-Shop Deutschlands. Quelle: dapd
Bubble Tea ist nichts für Kleinkinder. Das Bundesverbraucherministerium mahnt Eltern zur Vorsicht. Kinder bis zu vier Jahren können sich an den Sirupperlen im Tee verschlucken. Das hat eine Prüfung des Bundesinstituts für Risikobewertung ergeben. Quelle: dapd
Bubble Tea ist eine echte Zuckerbombe. Im Vergleich zu Milch, Bier, Furchtsaft, Schorle und sogar Cola hat Bubble-Tea am meisten Kalorien. Den unnötig hohen Zuckergehalt kritisiert auch die Stiftung Warentest. 1= alkoholfreies Bier2 = maximaler Wert

Wissenschaftler haben in neun Sorten des Trendgetränks Bubble Tea gesundheitsschädliche, verbotene Substanzen gefunden. Die Chemikalien stünden im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen oder Allergien auszulösen, bestätigte das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen einen Bericht der „Rheinischen Post“ vom Mittwoch.

Jetzt ruft der Lebensmittel-Skandal auch die Staatsanwaltschaft auf den Plan, wie das Blatt am Donnerstag berichtet. Demnach hat die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach Ermittlungen zu den giftigen Stoffen im Trend-Getränk eingeleitet. Geprüft werde ein Anfangsverdacht einer Straftat wegen Verstößen gegen das Lebensmittelrecht.

Die Forscher der Aachener Hochschule hatten neun Sorten aus der Filiale einer bundesweiten Bubble-Tea-Ladenkette in Mönchengladbach unter die Lupe genommen. In allen Sorten fanden sie giftige Substanzen. In den Aromakugeln des Tees seien unter anderem das Lösungsmittel Styrol, Acetophenon und bromierte Substanzen in nicht geringer Konzentration entdeckt worden.

Die Stoffe sollen bei unsauberer Herstellung von Aromastoffen entstehen. Die Kugeln stammten von einem Großhersteller aus Taiwan. Wie die "Rheinische Post" weiter berichtet, hat ein erster Lebensmittelimporteur, der unter anderem die Großhandelskette Metro beliefert, den weiteren Vertrieb der Kugeln vorerst gestoppt.

Auf die in Lebensmitteln verbotenen Stoffe waren die Uni-Forscher bei einem Gerätetest des Mönchengladbacher Herstellers Leco gestoßen. Bislang seien dabei vor allem Kosmetikartikel auf Allergene untersucht, nun erstmals ein Lebensmittel analysiert worden.

Grenzwerte für die Stoffe, die im Verdacht stehen, das Krebsrisiko zu erhöhen und Allergien auszulösen, gibt es nicht, da ihr Einsatz in Lebensmitteln generell verboten ist. Der süße Tee mit den Aromakugeln soll nach dem Willen von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) aus einem anderen Grund mit einem Warnhinweis versehen werden: Er hat nicht nur viele Kalorien, vor allem kleine Kinder könnten sich auch an den etwa erbsengroßen Kügelchen verschlucken.

Das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium kündigte weitere Untersuchungen an. Das Ministerium wies darauf hin, dass bei Analysen im Saarland bereits erhöhte Belastungen mit Keimen und fehlende Kenntlichmachung von Konservierungsstoffen festgestellt worden seien. Eine Gesundheitsgefahr sei davon aber nicht ausgegangen.

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