Skandal um falsch deklarierte Bio-Eier
Im neuen Skandal um falsch deklarierte Eier fürchten Bio-Bauern um ihren guten Ruf. „Unsere Sorge ist, dass es jetzt wieder heißt: Bio kann man auch nicht trauen“, sagt der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Eckehard Niemann, der Nachrichtenagentur dpa. In der Arbeitsgemeinschaft haben sich vor allem kleine und mittlere Betriebe zusammengeschlossen, die sowohl ökologisch als auch konventionell wirtschaften.
„Jetzt müssen sich die Verbände deutlich von der Agrarindustrie distanzieren und entsprechende Betriebe ausschließen“, forderte Niemann. „Auch muss die viel zu lasche Bioverordnung der Europäischen Union auf den Stand der Bioverbände angehoben werden.“
Der AbL-Sprecher erläuterte, bei der Kontrolle von Legehennenbetrieben gebe es auch technische Schwierigkeiten. So sei noch kein Mittel gefunden, die Tiere zuverlässig zu zählen. „Außerdem kann man sich seine Kontrollstelle im Bio-Bereich aussuchen. Bei manchen Bio-Verbänden gibt es mir eine zu große Nähe der Verbände zu den Kontrollstellen“, sagte Niemann.
Angemeldete Überprüfungen der Bio-Kontrollstellen gebe es einmal im Jahr. Hinzu kämen unangemeldete, bei Betrieben mit mehr als 10.000 Hühnern zum Beispiel drei im Jahr. Das sei prinzipiell ausreichend. „Bei Bioland und Demeter ist man auf der sicheren Seite“, sagte Niemann. Auch Naturkostläden oder der Hofverkauf entsprechender Betriebe böten zuverlässige Einkaufsmöglichkeiten.
Bessere Kontrollen gefordert
Derweil wird nach den Skandalen um Bio-Eier und Pferdefleisch der Ruf nach effektiven Lebensmittelkontrollen in Deutschland lauter. Die EU-Agrarminister berieten am Montag in Brüssel über das Thema Pferdefleisch. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) will, dass auch bei verarbeiteten Lebensmitteln klar auf dem Etikett stehen soll, wo das Fleisch herkommt. Viele Verbraucher sind zudem verunsichert wegen des Betrugs mit Bio-Eiern. Millionen Eier vor allem aus Niedersachsen sollen als Bio-Eier verkauft worden sein, obwohl sie nicht vorschriftsgemäß produziert wurden.
Der Vorsitzende des Bundestags-Verbraucherausschusses, Hans- Michael Goldmann (FDP), forderte wegen des Eier-Skandals eine schärfere Überwachung. „Wir benötigen intensivere und fachlich bessere Lebensmittelkontrollen“, zitierte die „Passauer Neue Presse“ (Dienstag) den Politiker. Er frage sich, warum es so lange gedauert habe, bis die Betrugsfälle ans Licht gekommen seien. „Die Verbraucher fragen sich zu Recht, was sie überhaupt noch glauben können.“ Die Menschen seien bereit, für vernünftige Haltungsformen mehr Geld auszugeben und würden „betuppt“.
Der Berufsverband der Lebensmittekontrolleure hatte mehr Personal gefordert. Teils sei ein Prüfer für 1200 Betriebe zuständig. „Dadurch können wir nicht den spürbaren Überwachungsdruck auf die Branche ausüben, der notwendig wäre“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, der „Welt“. Statt der 2400 Prüfer bundesweit seien mindestens 4000 Kontrolleure nötig. Auch der Beamtenbund hatte mehr Kontrolleure verlangt.
Der Chef des Bauernverbands sprach sich im Eier-Skandal für ein entschiedenes Vorgehen aus. „Vorsätzliche Verbrauchertäuschung ist kein Kavaliersdelikt“, sagte der Präsident des Bauernverbands, Joachim Rukwied, am Montag. Sollten sich Verdachtsfälle bestätigen, müsse solches Fehlverhalten einiger Landwirte konsequent geahndet werden. „Die gute Arbeit von tausenden konventionellen wie Öko-Bauern darf dadurch nicht in Verruf gebracht werden.“