Location-based Services Wie das Smartphone die Einkaufsmeile retten soll

Shopping-Apps, die den Standort des Konsumenten berücksichtigen, sollen Kunden aus dem Internet locken. Ein Feldversuch in einer typischen Mittelstadt soll zeigen, was an dem Heilsversprechen dran ist.

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Digitalisierung des stationären Einzelhandels. Quelle: Getty Images

Ein paar Schritte über die gepflasterte Durlacher Einkaufsstraße und schon ploppen die ersten Push-Mitteilungen auf: „Schipper’s: Frische Smoothies für je 2€ im ‚Schipper’s’. Schauen Sie vorbei!“; „Modehaus Nagel: Kleider machen Leute! Entdecken Sie die neue Frühlingsmode und erhalten 10% Rabatt auf ihren Einkauf!“; „Meißburger Hans GmbH: Jetzt kostenlosen Sehtest und Hörtest machen.“

Das Smartphone ist gleichermaßen Rabattkarte, Empfänger maßgeschneiderter Informationen und  Navigator durch die Einkaufsmeile einer Kleinstadt. Sieht so die Zukunft des Einkaufens und die Rettung für den gebeutelten stationären Handel aus? Das wollen die Gelben Seiten herausfinden gemeinsam mit der Hochschule der Medien Stuttgart und Bitplaces, einem Berliner Unternehmen.

In Durlach, dem größten Stadtteil Karlsruhes - 30.000 Einwohner, eine typische deutsche Mittelstadt - veranstalteten sie deswegen am vergangen Wochenende einen einzigartigen Feldversuch: Mehr als 50 Einzelhändler nahmen teil, darunter Buchhandlungen, Möbelgeschäfte, Restaurants, ein Spielzeugwarengeschäft – all das, was sich in kleinen, verschlafenen Einkaufsstraßen eben so tummelt.

Die beliebtesten Händler in Deutschland

Ihre Filialen wurden über das verkaufsoffene Wochenende kostenfrei mit virtuellen Umkreisen ausgestattet. Nähert sich ein Smartphone-Besitzer, der die Gelbe-Seiten-App installiert und Bluetooth sowie die Ortungsdienste aktiviert hat, dem Geschäft auf 30 Meter, schickt ihm der Händler automatisiert Text- und Bildnachrichten, Coupons oder QR-Codes zu. Zudem können Händler festlegen, ob Kunden beim Betreten oder Verlassen des Geschäfts eine Nachricht erhalten.

Location-based Services (LBS) heißen die Tools, die so etwas ermöglichen, zu Deutsch: standortbezogene Dienste. Das Smartphone dient dabei als Sender und Empfänger. Über GPS, WLAN, Bluetooth und Daten des Netzbetreibers lässt sich ein Smartphone-Nutzer auf Meter genau orten.

Im Alltag sind solche Dienste bereits angekommen: Google Maps etwa schafft es so, Staus und ihre Länge zu erkennen, Apps wie Runtastic wissen dank dieser Daten, wie viele Kilometer wir joggen. In den USA experimentieren größere Handelsketten mit solchen Tools und auch hierzulande macht der Handel erste Versuche. Allerdings sind es eher größere Ketten wie Saturn oder Obi, die mit Shopkick kooperieren. Warum also das Experiment in Durlach? „Hier findet sich ein lebendiger, authentischer Einzelhandel“, sagt Stephan Theiß, der Geschäftsführer der Gelbe Seiten Marketing Gesellschaft. „Durlach soll zeigen, dass diese Technologie auch einem mittelständischen Händler mit wenig Aufwand neue Kunden bringen kann.“

Die beliebtesten Händler der Deutschen
Das Logo des Parfümerie- und Handelskette "Douglas" Quelle: dpa
Das Aldi-Logo Quelle: REUTERS
Eine Kaffeetasse in einer Tchibo-Filiale vor einem Produktregal. Quelle: dpa
Ansicht des Logos und des Schriftzugs der Drogeriemarktkette Müller Quelle: dpa
Eine Kundin schiebt in einer Rossmann-Filiale einen Einkaufswagen. Quelle: dpa
Ein Kugelschreiber mit der Aufschrift "Otto...find ich gut." Quelle: dpa
Eine Verkäuferin ordnet die Buchauslagen in einer Thalia Filiale Quelle: dpa

Den Ansatz, standortbezogene Dienste auch für kleinere Geschäfte zugänglich zu machen, ist spannend, sagt Klaus Goldhammer, Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin und Unternehmensberater: „Dawanda und Google AdSense dienen als Plattformen, die viele Klein- und Kleinstanbieter zusammenführen.“ Ähnlich wie diese das im Netz machen, könnte es über Apps wie der von den Gelben Seiten für den Filialhandel funktionieren. 

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