Lovro Mandac will nicht fusionieren Die Überlebensstrategie für Galeria Kaufhof

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Einer mit Überzeugungen

Nicht so Mandac. Seine Frau und er reihten sich artig in die Riege der Wartenden ein, entdeckten dort den Strumpf-Fabrikanten Franz-Peter Falke und entschieden sich, die Wartezeit gemeinsam in der Bar des nahegelegen Steigenberger Parkhotels zu überbrücken und den Wettbewerber später zu inspizieren. Mandac, sagt Falke, sei „ein Händler durch und durch“. Einer mit Überzeugungen – das sei inzwischen selten. Einer, der einstecken könne, aber auch „gerne mal frotzelt“ – gegen politische Eingriffe und gegen Bürokratie.

Vor allem aber gegen Karstadt. „Auch die Kunden bemerken die Probleme von Karstadt“, sagt Mandac etwa und fügt an „das hat uns sicherlich Umsatz gebracht.“

Zurzeit rückt wieder die K-Frage auf die Agenda. Werden Karstadt und Kaufhof fusionieren? Kaum hatte Metro-Chef Koch Ende September im Interview mit der WirtschaftsWoche seine Pläne bekräftigt, die Warenhaustochter zu verkaufen, brandeten wieder Spekulationen über einen Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt zu einer deutschen Warenhaus AG auf. Seit Jahren schon beflügelt das K.u.K.-Szenario die Fantasie von Beratern wie Journalisten.

Doch Mandac sperrt sich: „Ein Zusammenschluss mit Karstadt würde Kaufhof in der Entwicklung drei Jahre kosten. Wir kommen sehr gut alleine zurecht.“ Sicher wären einzelne Standorte interessant, räumt er ein. „Aber wir brauchen keine zweite Verwaltung, Logistik, IT und, und, und. Ich sehe da keine Möglichkeit, es sei denn, die Läden würden uns geschenkt.“

Fast scheint es so, als hätte Mandac den Erzrivalen schon abgeschrieben und wolle sich auf neue Wettbewerber konzentrieren.

Gern erzählt Mandac die Geschichte, wie er versuchte, ein Exemplar von Fritz Steubens „Der weite Ritt“ im Buchhandel aufzutreiben – lange Zeit vergeblich. Bis er sein Glück bei Amazon versuchte. Erst habe sich der Internet-Anbieter auf die Suche gemacht nach jemandem, der das Buch abgeben wollte, es dann gekauft und schließlich an ihn weiterveräußert.

Mandac dürfte die Einkaufserfahrung bei dem Online-Riesen eine Warnung gewesen sein: In Sachen Service und Kundenfreundlichkeit haben viele Online-Shops stationäre Geschäfte abgehängt. Der Kaufhof-Chef propagiert die Verbindung beider Welten, das sogenannte Multichannel-Modell.

Als sich die E-Commerce-Szene jüngst zum Neocom-Kongress in einer alten Düsseldorf Industriehalle versammelte, stand neben einem Heavy-Metal-Musikversender und dem Chef der Startup-Schmiede Project A Ventures auch Mandac auf dem Podium. Im Online-Geschäft, so die Botschaft, wolle nun auch Kaufhof ordentlich zulegen. Nur ein Bruchteil der Umsätze erzielt das Unternehmen bisher im Netz. Dabei gibt es intern längst Gedankenspiele, die Schwestermarke Inno über einen WebShop zu einem europäischen Anbieter auszubauen.

Mandac schweigt dazu. Nur so viel: Bis 2017 soll der Online-Anteil am Umsatz auf zehn Prozent steigen. „Wenn es in dem Tempo weiterläuft wie bisher“, so Mandac, „schaffen wir das ein Jahr früher.“ Das wäre dann wohl der perfekte Abgang für den „ewigen Mandac“, dessen Vertrag 2016 ausläuft. Ist dann endgültig Schluss?

Mandac federt in seinem Bürosessel ein wenig nach vorn, grinst und sagt: „Noch 20 Jahre, dann ist Schluss.“

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