Luftfahrt Europas Airlines verdienen mit Extragebühren 20 Milliarden Dollar

Europas Airlines verdienen mit Extragebühren 20 Milliarden Dollar Quelle: Reuters

Europäische Fluggesellschaften sind spitze darin, für jeden Service Gebühren zu verlangen. Allein 2017 wurden damit Milliarden verdient.

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Wenn Airline-Manager über „à la carte“ reden, sollte der Fluggast hellhörig werden. Gemeint ist damit nicht etwa ein leckeres Essen, sondern der Trend, Flugticket und andere Leistungen jenseits des reinen Transports zu trennen und dafür Extragebühren zu verlangen.

Eine detaillierte Auswertung der Beratungsgesellschaft Idea Works im Auftrag des Mobilitätsspezialisten CarTrawler zeigt nun: Gerade die europäischen Airline beherrschen das Geschäft in Perfektion. 19,4 Milliarden US-Dollar haben sie im vergangenen Jahr mit Zusatzgebühren verdient.

Die Summe ist nicht nur absolut gesehen die weltweit höchste. Auch die Bedeutung der Zusatzgeschäfte für den Gesamtumsatz ist bei den Fluggesellschaften in Europa so groß wie in keiner anderen Region auf der Welt.

27 Prozent steuern die Extragebühren mittlerweile zum Airline-Umsatz in Europa bei. Zum Vergleich: Die amerikanischen Airlines kommen auf 10,9 Prozent, die in Lateinamerika auf 19 Prozent, und in Asien werden 14,5 Prozent erreicht.

Die Spitzenposition Europas überrascht nicht. Pioniere im „À-la-carte-Geschäft“ sind Billiganbieter wie Ryanair oder Easyjet. Diese Airlines haben den Luftverkehr in Europa in den zurückliegenden Jahren massiv durcheinandergewirbelt. Sie sind so stark gewachsen, dass ihr Marktanteil in einigen Ländern deutlich über 20 Prozent liegt.

Die etablierten Netzwerk-Airlines haben darauf reagiert – mit eigenen Billigtöchtern, aber auch mit einer teilweisen Übernahme des „À-la-carte-Konzeptes“ in ihrem Stammgeschäft. Dazu sahen sie sich auch deshalb gezwungen, weil bei Preisvergleichen etwa im Internet die Billigheimer bewusst nur den reinen Ticketpreis nennen.

Die über viele Jahre üblichen Komplettpreise etwa mit freiem Essen und Getränken an Bord sowie Freigepäck konnten da nicht mithalten. Also haben alle Anbieter begonnen, den Flugpreis in seine Einzelteile zu zerlegen.

In den USA sieht die Situation etwas anders aus. Zwar gilt die US-Airline Southwest als die Mutter aller Billiganbieter. Doch die drei großen Netzwerkairlines Delta, United und American haben den Heimatmarkt an den größeren Flughäfen weitgehend unter sich aufgeteilt – auch durch Fusionen und Insolvenzverfahren nach dem Chapter-11-Verfahren, bei dem Altlasten abgestoßen werden können.

Zusammen mit Southwest dominieren sie den amerikanischen Markt zu mehr als 80 Prozent. Das nimmt den Druck, besonders kreativ bei der Entwicklung neuer Erlösquellen sein zu müssen. Die Experten von Idea Works gehen dennoch davon aus, dass die Zusatzeinnahmen früher oder später weltweit das Niveau erreichen werden, das sie in Europa bereits haben.

Laut Idea Works wurden im vergangenen Jahr weltweit 82,2 Milliarden Dollar über Extragebühren eingenommen. Der größte Teil davon – exakt 27 Prozent – entfiel auf Gepäckgebühren, gefolgt von Dienstleistungen wie einem vorgebuchten Sitzplatz, Essen oder Bordverkauf (21 Prozent), anderen Reiseleistungen wie Auto oder Hotel (15 Prozent) sowie Vielflieger-Angeboten (12 Prozent).

Gemessen an der Zahl von rund 4,1 Milliarden Passagieren im vergangenen Jahr errechnet sich ein Betrag von gut 20 Dollar, den jeder Fluggast für solche Extraleistungen zahlte. Idea Works analysierte für die Erhebung die Berichte von 184 Fluggesellschaften.

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