Luftfahrt Spritpreis-Schock für die Lufthansa

Steigende Treibstoffpreise belasten die Gewinnaussichten der Lufthansa. Das erhöht den Druck auf das Team um Airline-Chef Carsten Spohr. Er muss bald die Kosten und die Komplexität des Geschäfts in den Griff bekommen.

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Die größte deutsche Fluggesellschaft warnt vor steigenden Treibstoffpreisen. Quelle: dpa

Frankfurt Die Botschaft der Investoren ist eindeutig: Bloß raus aus dem Papier, lautete am Montag das Motto. Nachdem die Lufthansa am Freitagabend die Anleger auf steigende Treibstoffpreise im laufenden Jahr vorbereitet hatte, brach die Aktie des Konzerns um über fünf Prozent ein. Die Aussagen würden in Erinnerung rufen, dass ein Ergebniswachstum ohne Rückenwind durch die Treibstoffpreise schwierig bleibe, bringt Neil Glynn von Credit Suisse in einer kurzen Analyse die Stimmung unter den Investoren auf den Punkt.

Auf 5,3 Milliarden Euro beziffert die Lufthansa die voraussichtliche Rechnung für das Flugbenzin im laufenden Jahr. Das wären 400 Millionen Euro mehr als im gerade abgelaufenen Jahr. Dabei sind in dieser Kalkulation die beschlossene Komplettübernahme der belgischen Brussels Airlines und das Mieten von 38 Flugzeugen der schwer angeschlagenen Air Berlin noch nicht berücksichtigt. Als Grund nennen die Airline-Verantwortlichen den kräftigen Anstieg beim Rohöl-Preis und den starken Dollar. Denn Kerosin wird weltweit in Dollar gehandelt.

Überraschend ist diese Mitteilung der gemessen am Umsatz größten europäischen Fluggesellschaft nicht. Schon länger erwarten Experten nicht zuletzt wegen der wieder steigenden Treibstoffpreise ein schwieriges Luftfahrtjahr 2017.

So prognostizierte der Weltluftfahrtverband Iata kurz vor Weihnachten für die kommenden zwölf Monate ein Nettoergebnis aller im Verband organisierten Gesellschaften von 29,8 Milliarden US-Dollar – nach 35,6 Milliarden Dollar im Jahr 2016. Wirklich kalt erwischt dürften die Investoren von dem Lufthansa-Bekenntnis also eigentlich nicht sein.

Doch die Aussagen der Airline-Manager aus Frankfurt dürften einmal mehr den Blick der Anleger für die Kernprobleme der Airline geschärft haben. Sie waren in den zurückliegenden zwölf Monaten durch die Einsparungen beim Kerosin von satten 800 Millionen Euro etwas überdeckt worden. Nach wie vor eines der größten Probleme sind die immer noch hohen Kosten der Airline. Diese stoßen auf ein gleichzeitig immer härter werdendes Umfeld mit sinkenden Margen beim Ticketverkauf.


Gewaltige Aufgaben für den neuen Chef

Die Fluggesellschaft habe – neben den steigenden Treibstoffkosten und dem schwachen Euro – weiterhin mit einer unsicheren Nachfrage und einem zunehmenden Wettbewerb zu kämpfen, urteilt Jarrod Castle von der UBS in einem aktuellen Bericht über die Lufthansa. Auf der Kurz- und Mittelstrecke sorgen Billigflieger wie Ryanair und Easyjet für Gegenwind. Auf der Langstrecke spürt die Airline den Wettbewerb durch die Fluggesellschaften vom Persischen Golf.

Dabei könnte Lufthansa gerade in diesem Jahr Unterstützung durch die Tankrechnung gut gebrauchen. Die Airline will die eigene Billigplattform Eurowings mit gleich mehreren Maßnahmen kräftig ausbauen, um dem Ziel, die Nummer drei der Lowcost-Anbieter in Europa zu werden, näher zu kommen. Dazu soll die Beteiligung Brussels Airlines in Eurowings eingegliedert werden. Zudem müssen die von Air Berlin angemieteten Flugzeuge integriert werden. Und auch die Übernahme von Sun Express Deutschland, dem Joint-Venture mit Turkish Airlines steht offensichtlich auf der Agenda.

Damit haben Lufthansa und der künftige Eurowings-Chef, der frühere Telefónica-Deutschland-Chef Thorsten Dirks gewaltige Aufgaben zu bewältigen. Schon jetzt warnen Experten vor einer zu großen und damit die Kosten treibenden Komplexität des Billigablegers von Lufthansa. Und auch Lufthansa selbst hat noch einige nicht fertiggestellte Baustellen, darunter etwa der seit Jahren schwelende Streit mit den Piloten über die Altersversorgung und die künftigen Arbeitsbedingungen.

Die höhere Treibstoffrechnung kommt also zur Unzeit. Der einzige Trost für Lufthansa-Chef Carsten Spohr: Auch seine Rivalen wie die britisch-spanische IAG und die französisch-niederländische Air France-KLM werden die steigenden Spritkosten zu spüren bekommen.

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