Lufthansa, Easyjet & British Airways Brexit-Votum wirbelt Luftfahrt durcheinander

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Was ein Brexit für die britische Luftfahrt bedeutet

Auch British Airways könnte das Kabotage-Verbot treffen, obwohl die Konzernholding IAG mit der spanischen Schwester-Airline Iberia noch eine Fuß in der Tür hätte. Eine Gewinnwarnung von IAG gab es jedenfalls in den letzten Tagen ebenso wie vom Billigkonkurrenten Easyjet.

Üblich sind in der Luftfahrt zwischenstaatliche Abkommen auf Gegenseitigkeit, die zwischen den EU-Staaten und Großbritannien neu ausgehandelt werden müssten. Experten zweifeln, ob das nach einem Austrittsersuch der britischen Regierung innerhalb der Übergangsfrist von zwei Jahren erreichbar ist.

Auch im weltweiten Luftverkehr träfe der Brexit die Fluggesellschaften der Insel. Die EU hat mit Drittstaaten Luftverkehrsabkommen geschlossen, die künftig für die Briten nicht mehr gelten. Mit nahezu allen internationalen Regierungen müsste das ausgetretene Land diese Abkommen neu verhandeln – insbesondere den wichtigen „Open-Skies“-Vertrag mit den USA.

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von Marius Gerads

Laute Überlegungen gibt es daher bereits bei Easyjet, den Firmensitz zu verlagern. Man werde ein Luftverkehrsbetreiber-Zeugnis (AOC) in der Europäischen Union beantragen, teilte die Airline am Wochenende mit – sozusagen als Vorsorgemaßnahme. Das Hauptquartier, derzeit in Luton bei London gelegen, wolle man dagegen nicht aufgeben, ließ Vorstandschefin Carolyn McCall anderslautende Meldungen des Nachrichtensenders Sky News dementieren.

Vorbild für Easyjet könnte der deutsche Wettbewerber Air Berlin sein. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft gehört zwar einer sogenannten Plc-Holding nach britischen Recht. Der Luftverkehrsbetrieb ist aber in Deutschland registriert, und auch die Streckenrechte werden über das Luftfahrtbundesamt vergeben. Vom Brexit hat Air Berlin deshalb wenig zu fürchten.

Anders als eine andere nicht-britische Airline: Ryanair. Der irische Billigflieger kann nach einem Großbritannien-Austritt zwar weiterhin mühelos innerhalb der restlichen EU fliegen, die europaweiten Verbindungen von und nach Großbritannien wären jedoch vermutlich unterbrochen.

Großbritannien und die EU - eine schwierige Beziehung

Airline-Chef Michael O‘Leary ist darüber wenig amüsiert. Mehr als in Viertel seiner Flüge starten und landen auf der Insel.

Hoffnungen machen darf sich dagegen Lufthansa. Sie würde am Ende sogar davon profitieren, dass Europas größte Airline-Drehscheibe, der Flughafen London-Heathrow, durch die schwierige Rechtslage an Bedeutung verliert. „Der Drehkreuzverkehr könnte dann nach Frankfurt und München umgeleitet werden“, hofft Oberhanseat Carsten Spohr.

Die beiden deutschen Airports sind neben Zürich und Wien die wichtigsten Drehkreuze der Lufthansa.

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