Lufthansa-Kapitän Thomas von Sturm „Zu Weihnachten würde ich United Airlines buchen“

Der Dauerstreik der Piloten sorgt in Teilen der Lufthansa-Belegschaft für Ärger. Sie machen ihrem Unmut mit einer Demonstration Luft. Ein baldiges Ende des Konflikts ist allerdings nicht in Sicht – im Gegenteil.

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ARCHIV - ILLUSTRATION - Jörg Handwerg, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit und Lufthansa-Pilot, steht am 04.04.2014 im Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen) und hält dabei seine Pilotenmütze mit dem Lufhansa-Emblem in der Hand. Foto: Boris Roessler/dpa (zu dpa

Düsseldorf Im Tarifkonflikt mit den Lufthansa-Piloten droht eine endlose Hängepartie. „Wir gehen davon aus, dass die Auseinandersetzung sehr lange dauert“, sagte der Lufthansa-Kapitän und frühere Chef der Pilotenvereinigung Cockpit (VC), Thomas von Sturm, der „Zeit“. „Das halten wir zur Not noch fünf Jahre durch“. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung könnte es in den nächsten Tagen auch Ausstände bei der Tochter Germanwings geben. Ein VC-Sprecher sagte dazu: „Davon wird aktuell nicht geredet“. Am Mittwoch setzten die Piloten ihre Streiks bei Lufthansa fort. Allerdings formierte sich in Teilen der Belegschaft dagegen Widerstand.

Nach Polizeischätzungen demonstrierten am Mittwoch zeitweise bis zu 400 Beschäftigte vor der Unternehmenszentrale am Frankfurter Flughafen gegen den Kurs der Piloten. Der Betriebsrats des Frankfurter Bodenpersonals hatte ohne Rückendeckung der Gewerkschaften zu der Kundgebung aufgerufen. Er forderte ein schnelles Ende des „zerstörerischen Streits“ und verlangt von der VC, in eine Schlichtung einzuwilligen.

„Was immer die Piloten herausholen, muss am Ende des Tages an anderen Stellen im Unternehmen gegenfinanziert werden“, sagte das Mitglied des Lufthansa-Betriebsrates Frankfurt Boden, Ruediger Fell, der Deutschen Presse-Agentur. Bei Lufthansa gebe es eine schweigende Mehrheit, die von den Streiks die Nase voll habe. Zeitgleich demonstrierten nach Polizeischätzungen etwa 400 Piloten am Flughafen für ihre Belange.

Am Mittwoch strich Lufthansa wegen der Ausstände 890 Flüge, davon waren rund 98.000 Passagiere betroffen. Die Flieger der Töchter Eurowings und Germanwings hoben wie geplant ab. Am Donnerstag will die Airline wieder nahezu nach Plan fliegen. Nach den Streiks am Dienstag und Mittwoch werde es nur noch zu vereinzelten Flugstreichungen kommen. Rund 40 Flüge werden demnach ausfallen.

Die Arbeitsniederlegungen der Vereinigung Cockpit treffen den Flugbetrieb bei dem Konzern seit vergangener Woche immer wieder. Bislang sind laut Lufthansa an den sechs Streiktagen seit vergangenem Mittwoch mehr als 525 000 Passagiere von insgesamt 4461 Flugausfällen betroffen. Lediglich am Sonntag und Montag legten die Piloten eine Pause ein. Das Unternehmen geht von einem Schaden von 10 bis 15 Millionen Euro täglich aus.

Lufthansa und Cockpit streiten schon seit Jahren um die Gehälter von rund 5400 Piloten der Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.

Der Tarifexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Hagen Lesch, forderte in der „Rheinischen Post“ eine „obligatorische Schlichtungsvereinbarung“ in Deutschland. „Der Staat schreibt den Tarifparteien vor, dass sie bei unlösbaren Konflikten einen Schlichter ihrer Wahl anrufen und vorsorglich das Procedere festlegen müssen“. Damit habe man in anderen Branchen gute Erfahrungen gemacht.

Doch aktuell ist das Streik-Ende noch offen. Auch Lufthansa-Pilot von Sturm nannte der Zeit keinen genauen Zeitpunkt. Auf die Frage: „Wenn Sie zu Weihnachten nach New York fliegen müssten, was würden Sie tun?“ entgegnete er jedoch: „Wenn ich sicher gehen wollte, würde ich United Airlines buchen.“

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