Lufthansa-Streik Die Piloten bewegen sich auf sehr dünnem Eis

Mit ihrer harten Haltung tun sich die Piloten der Lufthansa keinen Gefallen. Sie verpassen jegliche Chance, am notwendigen Umbau der Airline im eigenen Sinne mitzuwirken. Ein Kommentar.

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Für die Flugzeugführer ist der Konfrontationskurs hochriskant. Quelle: dpa

Kennen Sie die Eispiloten, jene knallharten Kerle, die in den Dokumentationen auf zahlreichen TV-Kanälen ihr Können unter Beweis stellen? Die 5400 Flugzeugführer von Lufthansa erinnern derzeit stark an ihre Kollegen im hohen Norden. Auch sie bewegen sich mit ihren Dauerstreiks auf dünnem Eis. Doch anders als die Eispiloten scheinen sie nicht wirklich zu wissen, wie lange es Maschine und Crew noch trägt.

Der Kurs der Flugzeugführer von Europas größter Fluggesellschaft ist hochriskant. Zwar bergen Arbeitskämpfe stets Risiken. Es werden bei den Mitarbeitern hohe Erwartungen geweckt, das Enttäuschungspotenzial ist folglich groß. Zudem müssen Wirkung und Folgen eines Arbeitskampfes wohl abgewogen sein. Doch der aktuelle Ausstand der Piloten hat mittlerweile eine ganz andere Dimension erreicht.

Hier geht es um die entscheidende Frage, inwieweit eine Berufsgruppe bereit ist, sich an einem notwendigen Umbau eines Unternehmens zu beteiligen. Für das Lufthansa-Management ist der Aufbau der Billigtochter Eurowings dringend geboten, ja unausweichlich, will man in der Kurz- und Mittelstrecke den Billiganbietern wie Ryanair oder Easyjet das Feld nicht kampflos überlassen. Für die Piloten der Kernmarke ist die Entscheidung dagegen schlicht falsch, weil es das in ihren Augen nach wie vor funktionierende, etablierte Geschäftsmodell unterminiert.

Unabhängig von der Frage, ob die Flugzeugführer mit dieser Einschätzung richtig liegen, steht fest: Mit dem Management und dem Aufsichtsrat haben sich die dafür zuständigen Gremien für Eurowings entschieden. Man mag als Pilot darüber lamentieren, dass man bei dieser Entscheidung nicht ausreichend gehört wurde. Doch deshalb über Jahre jeglichen Kompromiss bei Tariffragen zu verweigern, ist keine probate Reaktion.

Besser wäre es, den neuen Billigableger dort, wo es möglich ist, mitzugestalten. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo, auch nicht gerade den Arbeitskämpfen abgeneigt, hat das verstanden. In sicherlich zähen, aber am Ende dann doch erfolgreichen Verhandlungen hat man bei Entgelt und Arbeitsbedingungen für die Mitglieder das herausgeholt, was möglich war.

Auch Streikrunde 15, 16 und 17 werden weder das Lufthansa-Management noch Eurowings in die Knie zwingen. Sie werden vielmehr den Druck erhöhen, noch stärker mit Eurowings zu wachsen und stattdessen die Kernmarke Lufthansa weiter zu schrumpfen. Das ist bitter und unnötig – für die Piloten wie für die Passagiere.

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