Lufthansa und Etihad Partner mit unterschiedlichen Ansichten

Lufthansa und Etihad feiern den Beginn einer neuen Partnerschaft. So arbeiten beide Airlines nun auch bei Catering und Wartung zusammen. Von tiefer Freundschaft wird diese Beziehung wohl nicht geprägt sein – vorerst.

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Die Chefs von Lufthansa und Etihad stellten in Abu Dhabi Details zu ihrer Partnerschaft vor. Quelle: dpa

Frankfurt Sein Unternehmen unter Wert verkaufen, das kommt für Lufthansa-Chef Carsten Spohr nicht infrage. Das zeigte sich gleich zu Beginn der gemeinsamen Pressekonferenz von Lufthansa und Etihad am Mittwoch. Die fand zwar in Abu Dhabi, dem Sitz von Etihad statt. Eröffnet wurde sie aber mit einem Werbefilm der Lufthansa.

Ob es Spohr schwer gefallen ist, gemeinsam mit Etihad-Chef James Hogan aufzutreten, ist nicht bekannt. Eines aber stellte der Konzernchef auch in Abu Dhabi noch einmal klar: Seine Kritik, dass die Airlines vom Persischen Golf staatlich sehr stark unterstützt, ja subventioniert werden, hält er aufrecht. „Daran hat sich nichts geändert“, sagt Spohr: „Aber ich stimme mit James insofern überein, als dass man abweichende Ansichten vertreten und trotzdem Partner sein kann.“

Und das sind beide Airlines mit dem heutigen Tag nicht mehr nur auf dem Papier. Das kurz vor Weihnachten vereinbarte Codeshare-Abkommen zwischen den beiden Fluggesellschaften startete parallel zur Pressekonferenz. Dabei bekommen Etihad-Flüge zwischen Abu Dhabi und Frankfurt sowie München auch eine Flugnummer der Lufthansa. Lufthansa-Flüge zwischen Frankfurt und Rio de Janeiro sowie Frankfurt und Bogota erhalten wiederum eine Etihad-Flugnummer.

„Wir wollen den Passagieren damit ein nahtloses Reiseerlebnis liefern“, erklärte Spohr. Und damit das künftig noch besser funktioniert, wird Etihad an den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München in das dortige Lufthansa-Terminal umziehen. „Die Partnerschaft ist gut für Etihad und Lufthansa, aber auch für die Passagiere, die dadurch viel mehr Möglichkeiten erhalten“, sagte der in der zweiten Jahreshälfte scheidende Etihad-Chef Hogan.

Gleichzeitig kündigten beide Unternehmen eine Zusammenarbeit auch jenseits des eigentlichen Fliegens an. So wird die Lufthansa-Cateringtochter LSG Skychefs in den kommenden vier Jahren Etihad-Flugzeuge jenseits des Heimatflughafens Abu Dhabi mit Essen und Getränke versorgen. „LSG wird damit unserer wichtigster Caterer außerhalb von Abu Dhabi“, sagte Hogan.


„Das ist ein durchaus dicker Auftrag“

Und auch bei der Flugzeug-Wartung wollen beide Airlines eine Zusammenarbeit sondieren. Beide betreiben eigene Technikabteilungen. „Eine Zusammenarbeit hilft uns etwa im technologischen Bereich“, so Hogan. Der Etihad-Chef bezifferte das Volumen beider Projekte auf 100 Millionen Dollar: „Das ist auch in Lufthansa-Dimensionen ein durchaus dicker Auftrag“, sagte Spohr.

Der Lufthansa-Chef betonte, dass das erst der Beginn neuer Partnerschaften sei. „Ich bin überzeugt, dass wir in der Luftfahrt in Europa eine Konsolidierungswelle erleben werden. Und im Nahen Osten wird es eine Rationalisierungswelle geben.“ In der Vergangenheit waren mehrfach Gerüchte aufgetaucht, Etihad oder ein Staatsfonds aus Abu Dhabi könnten sich an Lufthansa beteiligen. Doch die beiden Airline-Chefs hatten das jüngst dementiert.

Die neue Partnerschaft wurde vor allem durch die Schwäche der Etihad-Beteiligung Air Berlin vorangetrieben. Lufthansa mietet von Air Berlin 38 Flugzeuge mitsamt Crews für die Billigplattform Eurowings und die österreichische Tochter AUA an. Das ist ein wichtiger Teil bei der Radikalsanierung der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft. Ein weiterer Teil, die Air-Berlin-Tochter Niki, wird in ein Joint-Venture mit Tuifly eingebracht, an dem sich Etihad beteiligt. Air Berlin selbst konzentriert sich mit 75 Flugzeugen auf die Drehkreuze Berlin und Düsseldorf.

Auf die Frage, ob Etihad plane, auch den Rest von Air Berlin bei Lufthansa unterzubringen, antwortete Hogan: „Der neue CEO soll Air Berlin restrukturieren, das ist sein Mandat und das ist unser klarer Fokus.“ Fest steht allerdings: Sollte die Neuausrichtung scheitern, stünde Lufthansa bereit, Air Berlin aufzufangen. Und mit Thomas Winkelmann, ehemaliger Lufthansa-Manager und seit heute Chef von Air Berlin, hat Lufthansa-Chef Spohr bereits einen Vertrauten in der dafür alles entscheidenden Position.

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