Luxus zu kleinen Preisen Hat der Shoppingclub noch Zukunft?

Resterampen für edle Markenartikel oder erfolgreiche zusätzliche Vertriebskanäle? Vor gut sieben Jahren etablierten sich die ersten Shoppingclubs in Deutschland. Welche Zukunft hat das Konzept?

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Shoppingclub Brands4friends Quelle: dpa

Sie versprechen Exklusivität und Markenwaren zu günstigen Preisen. Ihr besonderes Merkmal ist die geschlossene Community - auch in Deutschland gibt es längst ein Reihe von solchen Shoppingclubs. Die meisten entstanden nach dem Vorbild des französischen Shops Venteprivee. Zu den wohl bekanntesten zählen die Clubs großer Anbieter wie Ebay mit brands4friends, Otto mit Limango, Amazon mit buyvip oder Westwing aus dem Rocket Internet-Reich. Doch wie erfolgreich sind diese Clubs tatsächlich?

Westwing ist eine der jüngsten Clubgründungen in Deutschland. Das zu einem Drittel zum Startup-Finanzierer Rocket Internet gehörende Münchner Unternehmen verkauft edle Wohnaccessoires und Möbel in 15 Ländern, darunter Italien, Brasilien, Russland, Ungarn und Kasachstan. Westwing zählt mittlerweile 19,5 Millionen Mitglieder. Delia Fischer gründete den Onlinehändler 2011. Inzwischen steht Fischer für ein von den Medien viel gefeiertes Erfolgsmodell.

Was den Deutschen beim Online-Shopping wichtig ist

Das Konzept funktioniert wie folgt: Beim Hersteller reservieren die Westwing-Einkäufer gegen Rabatt einige Hundert Stück Ware. Danach werden diese den Kunden per Mail und Social Media als Sonderangebote angepriesen. Kunden haben nur für kurze Zeit die Möglichkeit zu bestellen. Erst dann ordert Westwing die Ware und liefert sie aus. Das Prinzip ist quasi ein sich ständig wiederholender Schlussverkauf.

Das in Berlin ansässige Unternehmen brands4friends gilt als einer der ältesten Clubs mit fünf Millionen registrierten Mitgliedern im Durchschnittsalter von 36 Jahren. Der zu Ebay gehörende Club wurde bereits 2007 gegründet und hat seitdem rund 25 Millionen Artikel verkauft. Auch die Berliner vertreiben hochwertige Produkte renommierter Mode- und Lifestyle-Marken zu stark reduzierten Preisen.

Bis zu 70 Prozent Rabatt

Buyvip von Amazon hat nach eigenen Angaben gut sieben Millionen Mitglieder und verkauft Markenartikel mit Rabatten von bis zu 70 Prozent. Limango aus München zählt derzeit rund zwei Millionen Mitglieder. Wie viele andere Clubs und Outlets auch hat Limango kein festes Sortiment. Verkauft werden ausschließlich Produkte von Markenherstellern, darunter Kinderkleidung, Spielzeug, Haushaltswaren und Babyausstattung. Die Angebote gelten immer nur so lange wie der Vorrat reicht.

Deutschlands teuerste Einkaufsstraßen
Platz 10Die Fußgängerzone Grimmaische Straße in Leipzig rangiert mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 120 Euro pro Monat auf dem zehnten Platz der teuersten Shoppingmeilen Deutschlands. Quelle: dpa
Platz 9Auf den Nürnberger Einkaufsstraßen Ludwigsplatz / Hefnersplatz / Karolinenstraße liegen die durchschnittlichen Sätze für ein Ladenlokal bei 160 Euro pro Quadratmeter. Quelle: dpa
Platz 8Bekannt für Politklüngel und Hochdeutsch: In Hannover kostet eine Gewerbeimmobilie etwa auf der Georgstraße im Schnitt 195 Euro pro Quadratmeter. Quelle: Creative Commons-Lizenz
Platz 7 / 6Auf der Königstraße in Stuttgart tummeln sich zur Spitzenzeit 11.335 Personen. Mit durchschnittlich 250 Euro pro Quadratmeter Ladenfläche müssen Händler hier rechnen. Quelle: dpa
Platz 7 / 6Auch auf der Kölner Schildergasse bezahlen Händler 250 Euro für den Quadratmeter Ladenfläche. Quelle: dpa
Platz 5Auf der Spitaler Straße in Hamburg tummeln sich zu Spitzenzeit 9840 Personen. In Sachen Ladenmiete sind bis zu 275 Euro pro Quadratmeter fällig. Quelle: Gemeinfrei
Platz 4Rang vier geht an die Kö in Düsseldorf. Wer hier seinen Laden neben Armani, Gucci oder Chanel platzieren will, legt dafür im Schnitt 285 Euro monatlich pro Quadratmeter hin. Quelle: dpa/dpaweb

Die Shoppingclubs verzeichneten in den vergangenen sieben Jahren ein stetiges Wachstum. Dennoch ist ihr Umsatzanteil am gesamten Einzelhandel immer noch eher marginal. Mit rund 268 Millionen Euro im vergangenen Jahr mache ihr Anteil am Versand- und E-Commerce-Handel gerade einmal 0,6 Prozent aus, ermittelte der Branchenverband BEVH auf der Grundlage von Verbraucherbefragungen. Das Institut für Handelsforschung IFH in Köln geht von 675 Millionen Euro aus. In diesem Jahr könnte der Umsatz 760 Millionen Euro erreichen. Die Berechnungen beruhen auf Unternehmensbefragungen.

Branchenexperte Ingmar Böckmann vom BEVH sieht die Shoppingclubs bereits im Wandel. „Es gibt mittlerweile eine viel größere Transparenz bei den Preisen. Shoppingclubs müssen heute mehr leisten als der Günstigste zu sein.“ Zugleich würden viele Hersteller nicht mehr so bereitwillig Restposten hergeben.

Hansjürgen Heinick vom IFH spricht von einer überschaubaren Zahl von Shoppingclubs, die marktrelevant seien. Das Erfolgsrezept sei ein Angebot von Luxus und Marke zu kleinen Preisen und das auch noch in einem limitierten Zeitraum. „Da wird eine künstliche Verknappung hergestellt.“ Heinick geht davon aus, dass einige Clubs sich mit ihrem Verkaufsprinzip bereits fest etabliert haben, sowohl bei den Kunden als auch bei den Anbietern.

Der Vorteil der geschlossenen Kaufplattformen sei, dass den Kunden passgenaue Angebote unterbreitet werden könnten. Andererseits könnte die ständige Kaufaufforderung auch schnell nerven, sagt Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen.

Auch die Hersteller stünden den Clubs zwiespältig gegenüber. Sie seien ihnen entweder willkommener Werbekanal oder sie würden sie als reine Resterampe für Auslaufmodelle sehen, die sonst kaum noch Abnehmer finden.

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