Luxus zum Leihen Protzen für einen Tag

Einen luxuriösen Wagen für 300 Euro, das Edel-Abendkleid für 50 Euro? Kein Problem. Die meisten Luxusgüter lassen sich tageweise mieten, denn der Markt für Leih-Luxus wächst. Das gefällt nicht jedem.

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Reich sein ist trendy
Der Reichtum in Deutschland wächst und verfestigt sich – das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Ebenso wie die Armut hat auch der private Reichtum in Deutschland über die vergangenen zwei Jahrzehnte deutlich zugenommen. Der Anteil der Personen, die reich oder sehr reich sind, liegt heute um ein gutes Drittel höher als Anfang der 1990er Jahre: Galten 1991 noch 5,6 Prozent aller Menschen in Deutschland wegen ihres verfügbaren Haushaltseinkommens als reich oder sehr reich, waren es 2011, dem jüngsten Jahr, für das Daten vorliegen, 8,1 Prozent. „Die sehr Reichen setzen sich vom Rest der Bevölkerung regelrecht ab“, sagen die Autoren.Quelle: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung Quelle: dpa
Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg Schaeffler sind derzeit die reichste Familie in Deutschland: Der Studie zufolge haben die Einkommen der sehr Reichen stärker zugelegt als im Durchschnitt der Gesellschaft. Die Gruppe ist zwar sehr klein, doch ist sie im Verhältnis besonders stark gewachsen – von 0,9 Prozent aller Personen 1991 auf 1,9 Prozent im Jahr 2011. Das liegt wesentlich am höheren Anteil, der reichen und insbesondere sehr reichen Personen aus Kapitaleinkommen zufließt. Und: Wer einmal reich oder sehr reich ist, muss zunehmend weniger fürchten, beim Einkommen in die Mittelschicht „abzusteigen“. Quelle: dpa
Konzernvorstände wie Daimler-Chef Dieter Zetsche, dessen Gesamtvergütung im vergangenen Jahr 8,25 Millionen Euro betrug, liegen weit über der Grenze zum Reichtum: Reich ist nach gängiger wissenschaftlicher Definition wer in einem Haushalt lebt, der das Doppelte und mehr des mittleren verfügbaren Jahreseinkommens hat. Dieses beträgt rund 18.000 Euro pro Person. Für Alleinstehende gilt demnach: Eine Person, die netto mindestens knapp 36.000 Euro im Jahr als verfügbares Einkommen hat, gehört zur Gruppe der Reichen. Als sehr reich wird bezeichnet, wer mindestens dreimal so viel wie üblich hat. Die Untergrenze für einen Alleinstehenden liegt hier also bei knapp 54.000 Euro. Quelle: dpa
Vermögenseinkommen gewinnen an Bedeutung: Da Menschen mit hohen Einkommen sehr häufig auch größere Vermögen besitzen, profitieren sie in besonderem Maße von Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen. Gerade während der 2000er Jahre haben sich Kapitaleinkommen deutlich stärker entwickelt als Lohneinkommen. Und durch die pauschale Abgeltungssteuer werden sie niedriger besteuert als Arbeitseinkommen. Bei den sehr Reichen stammten so 2011 rund 24 Prozent des Einkommens aus Vermögen, bei den Reichen waren es noch 12 Prozent. Unter Menschen mit mittleren Einkommen machen die Vermögenserträge dagegen acht Prozent aus, bei ärmeren lediglich vier Prozent. Quelle: dpa
Auf dem Weg zur Schule: Schüler, die später das Abitur machen, haben eine rund doppelt so hohe Chance, reich oder sehr reich zu sein wie Personen mit mittlerer Reife. Umgekehrt sinkt die Wahrscheinlichkeit für Menschen mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschlusszeugnis. Schaut man auf die Berufe, machen Angestellte zwar den größten Teil der Reichen aus. Mit Blick auf ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung, sind aber Selbständige, Freiberufler und Unternehmer unter den Reichen und vor allem den sehr Reichen deutlich überrepräsentiert. Die Chance von Selbständigen, sehr reich zu sein, ist mehr als 3,5 mal höher als bei Angestellten. Beamte sind vor allem unter den Reichen relativ gut vertreten. Arbeiter und nicht Erwerbstätige bilden hingegen in beiden Gruppen nur eine kleine Minderheit. Quelle: dpa
Werbung für das ostdeutsche Bundesland Sachsen: Weiterhin gibt es erhebliche Unterschiede zwischen alten und neuen Ländern. Der Erhebung zufolge zählen nur 3,1 Prozent der Ostdeutschen zu den Reichen, verglichen mit 9,4 Prozent im Westen . Auch zwischen der Haushaltsstruktur und dem Einkommen besteht ein signifikanter Zusammenhang: Paare ohne Kinder finden sich am häufigsten unter den Reichen und insbesondere den sehr Reichen. Ein bedeutender Einflussfaktor ist zudem die Anzahl der Kinder im Haushalt. Die Wahrscheinlichkeit reich beziehungsweise sehr reich zu sein, verringert sich pro Kind um 27 Prozent beziehungsweise 20 Prozent. Quelle: dpa
Ein hilfsbedürftiger Mann bittet auf dem Kurfürstendamm in Berlin um Spenden: Im Zeitverlauf von 1991 bis 2011 habe sich die Einkommensverteilung am oberen Rand „merklich verfestigt“, konstatieren die Wissenschaftler. Da die Gruppe der Reichen insgesamt gewachsen ist, sind die Chancen, aus darunter liegenden Gruppen aufzusteigen, zwar relativ konstant geblieben. Abstiege aus der Gruppe der Reichen oder sehr Reichen sind hingegen über die Jahre deutlich seltener geworden. Was für die betroffenen Besserverdiener erfreulich ist, stellt die Gesellschaft insgesamt vor Probleme, sagen die Autoren. Die zunehmende Konzentration der Einkommen und Vermögen am oberen Ende der Hierarchie vergrößerten die Ungleichheit. Quelle: dpa

Mehr als 1000 PS, bis zu 400 Kilometer pro Stunde und eine Innenausstattung aus handvernähtem Leder: Für Autofans ist der Bugatti Veyron ein Traum – zu einem Preis, der für schlaflose Nächte sorgt: 1,1 Millionen Euro kostet der Wagen. Startpreis vor Steuern, versteht sich. Bei Benedikt Lüchinger gibt es das Traumauto bereits für 9900 Euro – pro Tag.

Lüchinger ist Geschäftsführer bei Edel & Stark, einem Limousinen-Service, der in Deutschland, Frankreich und der Schweiz Edel-Karossen an seine Kunden verleiht. Die können auch durchaus eine Nummer günstiger sein als der Bugatti. „Der Preisrahmen startet bei 300 Euro am Tag inklusive 150 Kilometer und endet regulär bei 2390 Euro“, sagt Lüchinger. Ferrari, Lamborghini, Aston Martin, Bentley, Jaguar oder Rolls Royce – der Edel-Autoverleiher verspricht auf seiner Webseite ein großes Leih-Angebot für Luxus-Auto-Fans.

Die Sharing-Economy erobert den Premiumsektor. Und das in vielen Bereichen. Dutzende Luxus-Verleiher tummeln sich im deutschsprachigen Raum. Sie verleihen tageweise Edelkarossen, Yachten, Handtaschen von Louis Vuitton oder Uhren von Breitling. Und es werden immer mehr. Wer einmal richtig protzen will, kann das schon für vergleichsweise kleines Geld - zumindest für einen Tag.

Luxus-Markt vor der Billionen-Grenze

Der gesamte Luxusmarkt boomt. Nach einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Bain & Company wird mit den besonders teuren und edlen Waren weltweit mehr Geld umgesetzt als jemals zuvor: 865 Milliarden Euro waren es allein im Jahr 2014, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Noch ist der Anteil der Leih-Luxusgüter daran klein, aber erwächst.

Die umsatzstärksten Luxusgütersegmente 2014

Denn Luxusgüter sind nicht mehr nur für die Superreichen. Auch Menschen mit weniger prallem Geldbeutel leisten sich etwas. „Luxus hat sich in der westlichen Welt soweit demokratisiert, dass heute eigentlich jeder Zugang zu wenigstens ein bisschen Luxus hat. Und auch der Meinung ist, das Recht darauf zu haben“, sagt Martina Kühne, Trendforscherin und Luxus-Expertin am Gottlieb Duttweiler Institut (GDI).

Wer kauft, ist selber schuld

Genau an diesem Punkt setzen die Luxusverleiher an. Die Anbieter machen sich dabei zunutze, dass die Menschen nach wie vor auf Luxus stehen, ihn aber für das eigene Wohlbefinden nicht mehr unbedingt selbst besitzen müssen. Car-Sharing hat es vorgemacht. „Es ist doch fast schon Unsinn, wenn ich mir ein 1000-Euro-Kleid für einen Abend kaufe, wenn ich es auch für 100 bekommen kann“, sagt Anna Mangold.

Sie hat auf dieser Philosophie ein ganzes Start-Up aufgebaut. Seit einem knappen Jahr verleiht sie mit ihrem Unternehmen Laremia im Internet und in einem Berliner Showroom Edelkleider von Kleider von angesagten Designern wie Badgley Mischka, David Meister und Monique Lhuillier.

Zehn bis zwanzig Prozent des Kaufpreises werden für ein Ausleihkleid fällig. Bei einem Kleid von Catherine Deane für 2.000 Euro Ladenpreis kommt da immer noch ganz schön was zusammen. Im Schnitt liegt der Preis für ein Abend- oder Cocktailkleid zwischen 40 und 100 Euro, bei einer Leihdauer von vier Tagen. Im Preis inbegriffen sind eine Riss- und Fleckenversicherung und die anschließende Reinigung. Wer seinen Wein verschüttet, landet also nicht automatisch im Armenhaus.

Einen mittleren vierstelligen Kundenstamm hat sich Laremia nach eigenen Angaben mittlerweile aufgebaut. Knapp 90 Prozent seien mit dem Service zufrieden, etwa 30 Prozent würden nach dem ersten Mal immer wieder Kleider leihen. Das Interesse am Leih-Luxus sei sogar noch wesentlich größer, erklärt Mangold und verweist auf 17.000 Facebook-Freunde.

Luxus für alle

Ein Edel-Kleid zum kleinen Preis, bestellt per Mausklick. Das kommt offenbar an. „Bei jüngeren, internet-affinen Menschen wächst die Bereitschaft, Dinge online zu leihen, die man nur für einen bestimmten Anlass braucht“, sagt auch Natascha Grüne vom Anbieter Dresscoded, der neben High-Fashion-Kleidern gleich noch die passenden Ketten und Armbänder anbietet. „Ältere Frauen sind skeptischer und bevorzugen oft die persönliche Beratung im Showroom, statt online zu mieten.“

Schon dieser Satz zeigt, dass es den typischen Luxus-Leiher nicht gibt. Von der Abiturientin bis zur 75-Jährigen sind alle dabei.

Wer zum Luxus-Leiher wird

Laremia-Chefin Mangold unterscheidet zwischen mehreren Typen: „Unsere Hauptkundin ist die modebewusste Frau, die viel unterwegs ist und häufig für Veranstaltungen neue, noch nicht gesehene Kleider braucht, aber nicht das Geld und die Zeit hat, sich immer ein neues zu kaufen. Für die sind wir ein unendlicher Kleiderschrank.“

Die sieben Typen der Luxuskäufer
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Konsumenten von Luxusartikeln weltweit mehr als verdreifacht: von rund 90 Millionen im Jahr 1995 auf 330 Millionen Ende 2013. Dies zeigt die Studie „Lens on the Worldwide Luxury Consumer” der internationalen Managementberatung Bain&Company, die auf der Befragung von 10.000 Konsumenten basiert.Foto: Instagram Quelle: Handelsblatt Online
Und Jahr für Jahr kommen neue Luxuskäufer dazu: bis 2020 wird es weltweit rund 400 Millionen, bis 2030 an die 500 Millionen Luxuskonsumenten geben. Doch wie ticken sie, welche Vorlieben haben sie und wofür geben sie am liebsten ihr Geld aus? Die Macher der Studie haben das Verhalten dieser Kunden analysiert und sieben verschiedene Käufertypen definiert, auf die sich die Luxuskonzerne einstellen müssen. Quelle: dpa
Die AlleskäuferSie stehen für 25 Prozent des Marktvolumens oder Ausgaben von 2350 Euro pro Kopf und Jahr. Diese Käufergruppe ist neu im Luxussegment, im Durchschnitt jünger als die anderen Kundensegmente und legt eine höhere Bereitschaft an den Tag, mit Produkten und Marken zu experimentieren. Alleskäufer sind vornehmlich Frauen, die hochwertige Produkte wie Schmuck und Uhren favorisieren. Sehr gerne lassen sie ihr Geld in markeneigenen Fachgeschäften und kaufen auf Reisen ein. Sie experimentieren mit neuen Marken, ihre Markentreue ist daher relativ gering. Dieses Verhalten ist typisch für chinesische Konsumenten aus Großstädten abseits der bekannten Metropolen. Quelle: dpa
Die ÜberzeugtenDieser Käufertyp steht für 20 Prozent des Marktvolumens oder Ausgaben von 1750 Euro pro Kopf und Jahr. Es sind gebildete Kunden der Generation X (aktuell 34 bis 48 Jahre alt) und Y (13 bis 33 Jahre). Lederwaren und Uhren haben Priorität, zugleich ist diese Konsumentengruppe hochsensibel für die Unterschiede zwischen den Marken. Die Überzeugten kaufen häufig am Wohnort ein und lassen sich durch Informationen aus dem Internet und über soziale Medien lenken. Sie sind die Trendsetter in Chinas Metropolen und herrschen in westeuropäischen und nordamerikanischen Großstädten vor. Quelle: AP
Die Investoren Sie stehen für 13 Prozent des Marktvolumens oder Ausgaben von 1450 Euro pro Kopf und Jahr. Diese Käufergruppe achtet besonders auf Qualität und Langlebigkeit von Luxusprodukten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Lederwaren und Uhren, die auch von Generation zu Generation vererbt werden können. Einkäufe werden sorgfältig recherchiert, Empfehlungen anderer Konsumenten spielen eine große Rolle. Zum Segment der Investoren gehören Japaner sowie Kunden aus dem Mittleren Osten und reifen Märkten. Quelle: dpa
Die HedonistenSie stehen für zwölf Prozent des Marktvolumens oder Ausgaben von 1100 Euro pro Kopf und Jahr. Sie lieben Luxus und das Erlebnis, Luxusprodukte zu kaufen. Auch haben sie eine hohe Affinität für Markenzeichen, kaufen vor allem Accessoires und sind durch Werbung beeinflussbar. Obwohl die Hedonisten ihr Interesse an Luxus gerne zur Schau stellen, finden sich in dieser Gruppe kaum offene Befürworter von Markenprodukten. Dieser Typus zieht sich durch alle Märkte und Generationen. Quelle: dpa
Die KonservativenSie stehen für 16 Prozent des Marktvolumens oder für Ausgaben von 1000 Euro pro Kopf und Jahr. Es sind reifere Kunden – Männer und Frauen gleichermaßen –, die sich nicht als Trendsetter sehen. Sie favorisieren Schmuck und Uhren bekannter Marken, kaufen in Warenhäusern und lassen sich vor allem durch Empfehlungen von Freunden und Familienmitgliedern überzeugen. Die Konservativen finden sich insbesondere in reifen Märkten, aber auch in China. Quelle: dpa

Daneben gebe es aber auch diejenigen, die auf Nachhaltigkeit achten oder sich mit einem besonderen Kleid einmalig einen besonderen Wunsch erfüllen. Und es gibt die reiche Frau, die den Luxus-Verleih zum Experimentieren nutzt, dadurch neue Designer kennenlernt und sich die passsenden Kleider später wirklich kauft.

Protzen oder nur mal probieren

Leih-Luxus ist nicht nur für diejenigen, die gerne angeben. Auch zum Edel-Auto-Vermieter Edel & Stark kommen unterschiedliche Kunden. Die, die sich einen Traum erfüllen wollen, einen Gutschein verschenken oder jemandem zur Hochzeit ein Fahrzeug der Extraklasse schenken möchten.

„Das sind vor allem die Kunden, denen es um die Emotionen rund um den Sportwagen geht“, sagt Lüchinger. „Zum anderen haben wir internationale Touristen, welche sich anstatt eines ‚normalen‘ Mietfahrzeugs eine Limousine oder einen Sportwagen leisten.“

Ein dickes Auto leihen, ganz ohne den Wunsch, anzugeben? Wirklich? „Natürlich mieten Geschäftsleute und Touristen die Fahrzeuge auch, damit sie nicht in einem Renault oder VW beim Galaabend vorfahren müssen“, sagt Lüchinger.

Reich sein ist trendy
Der Reichtum in Deutschland wächst und verfestigt sich – das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Ebenso wie die Armut hat auch der private Reichtum in Deutschland über die vergangenen zwei Jahrzehnte deutlich zugenommen. Der Anteil der Personen, die reich oder sehr reich sind, liegt heute um ein gutes Drittel höher als Anfang der 1990er Jahre: Galten 1991 noch 5,6 Prozent aller Menschen in Deutschland wegen ihres verfügbaren Haushaltseinkommens als reich oder sehr reich, waren es 2011, dem jüngsten Jahr, für das Daten vorliegen, 8,1 Prozent. „Die sehr Reichen setzen sich vom Rest der Bevölkerung regelrecht ab“, sagen die Autoren.Quelle: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung Quelle: dpa
Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg Schaeffler sind derzeit die reichste Familie in Deutschland: Der Studie zufolge haben die Einkommen der sehr Reichen stärker zugelegt als im Durchschnitt der Gesellschaft. Die Gruppe ist zwar sehr klein, doch ist sie im Verhältnis besonders stark gewachsen – von 0,9 Prozent aller Personen 1991 auf 1,9 Prozent im Jahr 2011. Das liegt wesentlich am höheren Anteil, der reichen und insbesondere sehr reichen Personen aus Kapitaleinkommen zufließt. Und: Wer einmal reich oder sehr reich ist, muss zunehmend weniger fürchten, beim Einkommen in die Mittelschicht „abzusteigen“. Quelle: dpa
Konzernvorstände wie Daimler-Chef Dieter Zetsche, dessen Gesamtvergütung im vergangenen Jahr 8,25 Millionen Euro betrug, liegen weit über der Grenze zum Reichtum: Reich ist nach gängiger wissenschaftlicher Definition wer in einem Haushalt lebt, der das Doppelte und mehr des mittleren verfügbaren Jahreseinkommens hat. Dieses beträgt rund 18.000 Euro pro Person. Für Alleinstehende gilt demnach: Eine Person, die netto mindestens knapp 36.000 Euro im Jahr als verfügbares Einkommen hat, gehört zur Gruppe der Reichen. Als sehr reich wird bezeichnet, wer mindestens dreimal so viel wie üblich hat. Die Untergrenze für einen Alleinstehenden liegt hier also bei knapp 54.000 Euro. Quelle: dpa
Vermögenseinkommen gewinnen an Bedeutung: Da Menschen mit hohen Einkommen sehr häufig auch größere Vermögen besitzen, profitieren sie in besonderem Maße von Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen. Gerade während der 2000er Jahre haben sich Kapitaleinkommen deutlich stärker entwickelt als Lohneinkommen. Und durch die pauschale Abgeltungssteuer werden sie niedriger besteuert als Arbeitseinkommen. Bei den sehr Reichen stammten so 2011 rund 24 Prozent des Einkommens aus Vermögen, bei den Reichen waren es noch 12 Prozent. Unter Menschen mit mittleren Einkommen machen die Vermögenserträge dagegen acht Prozent aus, bei ärmeren lediglich vier Prozent. Quelle: dpa
Auf dem Weg zur Schule: Schüler, die später das Abitur machen, haben eine rund doppelt so hohe Chance, reich oder sehr reich zu sein wie Personen mit mittlerer Reife. Umgekehrt sinkt die Wahrscheinlichkeit für Menschen mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschlusszeugnis. Schaut man auf die Berufe, machen Angestellte zwar den größten Teil der Reichen aus. Mit Blick auf ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung, sind aber Selbständige, Freiberufler und Unternehmer unter den Reichen und vor allem den sehr Reichen deutlich überrepräsentiert. Die Chance von Selbständigen, sehr reich zu sein, ist mehr als 3,5 mal höher als bei Angestellten. Beamte sind vor allem unter den Reichen relativ gut vertreten. Arbeiter und nicht Erwerbstätige bilden hingegen in beiden Gruppen nur eine kleine Minderheit. Quelle: dpa
Werbung für das ostdeutsche Bundesland Sachsen: Weiterhin gibt es erhebliche Unterschiede zwischen alten und neuen Ländern. Der Erhebung zufolge zählen nur 3,1 Prozent der Ostdeutschen zu den Reichen, verglichen mit 9,4 Prozent im Westen . Auch zwischen der Haushaltsstruktur und dem Einkommen besteht ein signifikanter Zusammenhang: Paare ohne Kinder finden sich am häufigsten unter den Reichen und insbesondere den sehr Reichen. Ein bedeutender Einflussfaktor ist zudem die Anzahl der Kinder im Haushalt. Die Wahrscheinlichkeit reich beziehungsweise sehr reich zu sein, verringert sich pro Kind um 27 Prozent beziehungsweise 20 Prozent. Quelle: dpa
Ein hilfsbedürftiger Mann bittet auf dem Kurfürstendamm in Berlin um Spenden: Im Zeitverlauf von 1991 bis 2011 habe sich die Einkommensverteilung am oberen Rand „merklich verfestigt“, konstatieren die Wissenschaftler. Da die Gruppe der Reichen insgesamt gewachsen ist, sind die Chancen, aus darunter liegenden Gruppen aufzusteigen, zwar relativ konstant geblieben. Abstiege aus der Gruppe der Reichen oder sehr Reichen sind hingegen über die Jahre deutlich seltener geworden. Was für die betroffenen Besserverdiener erfreulich ist, stellt die Gesellschaft insgesamt vor Probleme, sagen die Autoren. Die zunehmende Konzentration der Einkommen und Vermögen am oberen Ende der Hierarchie vergrößerten die Ungleichheit. Quelle: dpa

Immer mehr Anbieter drängen in den wachsenden Luxus-Markt. Denn auch die großen Autoverleiher haben das Premiumsegment längst für sich entdeckt und vermieten hochpreisige Fahrzeuge. Beim Berliner Edel-Taxi-Service Blacklane gibt es den Chauffeur gleich zur Limousine dazu.

Auch im Modebereich nimmt der Konkurrenz-Druck zu. Noch wächst der Markt offenbar organisch, das Interesse steigt durchgehend. Laremia-Chefin Mangold gibt sich deshalb betont gelassen. „Jeder neue Anbieter macht das Modell zum Leihen bekannter. Davon profitieren wir.“

Wie sich unser Verständnis von Luxus verändert

Dass Luxusgüter zum Mieten das Interesse der breiten Masse auf sich ziehen, schmeckt nicht jedem. Vor allem denen nicht, die sich Veyron und Vuitton eigentlich auch so leisten könnten.

Denn so geht auch ein Stück Exklusivität und damit auch der Reiz der Luxusgüter verloren. „Wenn man nicht weiß, ob die Designer-Handtasche oder Luxus-Limousine des Gegenübers nun geliehen oder gekauft ist, wird es folglich immer schwieriger, den sozialen Status des Gegenübers auf einen Blick einzuschätzen und den ‚wahren‘ Luxuskunden zu erkennen“, sagt GDI-Expertin Martina Kühne.

Nach einer Studie zum Luxuskonsum hat die Forscherin deshalb bereits das Ende des Bling-Bling-Luxus ausgerufen. Um sich von der Masse abzugrenzen, wendet sich die Elite demnach einem neuen Luxus zu. „Der zeigt sich dann nicht mehr in Form einer Louis-Vuitton-Tasche, sondern ist weitgehend unsichtbar“, glaubt Kühne. An die Stelle von Prunk und Protz treten Wissen, Erlebnisse und Erfahrungen, die sich wenige leisten können.

Den Luxusverleihern ist das freilich egal. Sie verdienen daran, die Luxusgüter näher an die Masse zu bringen – und machen dabei eine interessante Entdeckung: Auch wenn der Share-Gedanke langsam im Aufwind ist, können sich zumindest die Deutschen kaum völlig vom Besitz verabschieden.

"Der Trend  zur Sharing-Economy  ist deutlich zu sehen, allerdings wird die Option zum Kauf noch stark nachgefragt", sagt Natascha Gruen von Dresscoded. Und auch bei Laremia verlieben sich einige Kundinnen so sehr in ein Kleid, dass die den Modeverleihern bereits getragene Stücke abkaufen wollen - zum kleinen Preis, versteht sich. Auch im Second-Hand-Handel ist Luxus ein echter Erfolg.

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