LVMH kauft Mehrheit an Rimowa Ein Kofferhersteller rollt nach Frankreich

Unter Geschäftsreisenden gelten sie als Statussymbol: Rimowa-Koffer. Die französische Luxusgruppe LVMH kauft 80 Prozent am deutschen Kofferhersteller. Warum ein 23-jähriger Berufseinsteiger neuer Chef in Köln wird.

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Die französische Luxusgruppe LVMH kauft die Mehrheit an dem Kölner Familienunternehmen. Quelle: Oliver Schmauch

Paris/Köln Die französische Luxusgruppe LVMH von Bernard Arnault kauft zum ersten Mal in Deutschland zu. Sie übernimmt für 640 Millionen Euro 80 Prozent des Kofferherstellers Rimowa. Abgeschlossen werden soll das Geschäft im Januar 2017 – wenn die Wettbewerbshüter zustimmen.

Das Kölner Familienunternehmen ist bekannt für seine hochpreisigen Rollkoffer aus Aluminium und wird in dritter Generation von Dieter Morszeck geleitet. Der behält nach Angaben von LVMH 20 Prozent der Anteile und bleibt Co-Geschäftsführer. Neben ihm tritt Arnaults 23-jähriger Sohn Alexandre in die Leitung des Unternehmens ein. Für ihn, der frisch von der Eliteuniversität Polytechnique kommt, ist es die erste Verantwortung in einem Unternehmen.

Dass die erste Akquisition in Deutschland ausgerechnet ein Unternehmen betrifft, das exklusiven Reisebedarf herstellt, liegt vielleicht auch an der Tradition des französischen Luxusherstellers: Schließlich ist der Koffer- und Lederwarenhersteller Louis Vuitton seine bekannteste und wertvollste Marke. Wie Rimowa ist Louis Vuitton als Sattlerei entstanden. Der aus Nordfrankreich stammende Arnault hat durch das Sammeln wertvoller Marken wie Louis Vuitton, Moët&Chandon und Hennessy sein Imperium des Luxus aufgebaut.

In Deutschland war er bislang nicht vertreten. In den vergangenen Jahren konzentrierte LVMH sich auf die Expansion in Asien und generell in den Schwellenländern. Seitdem die schwächeln, rückt Europa wieder stärker in den Fokus. Seit zwei Jahren ist auch die Kooperation deutscher und französischer Luxushersteller enger geworden, über die beiden Verbände Comité Colbert und Meisterkreis.

Rimowa ist kein Spontankauf. Arnault hat bereits vor zwei Jahren Kontakt zu Morszeck aufgenommen. Sohn Alexandre wurde damit betraut, die Verbindung zu Dieter Morszeck zu verstetigen. Wie man sieht, war der  Versuch von Erfolg gekrönt. Das Familienunternehmen wird nach Angaben aus Paris in diesem Geschäftsjahr rund 400 Millionen Euro umsetzen. 2015 machte das Unternehmen mit rund 3.000 Beschäftigten im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von rund 350 Millionen Euro und damit rund 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Für Arnault ist das sehr wenig, doch hat der Franzose ein Händchen dafür, starke Marken zu entwickeln.   

Rimowa-Koffer aus Aluminium und Kunststoff werden seit mehr als 115 Jahren in Köln gefertigt, nach Angaben der Firma erfolgen die mehr als 200 Arbeitsschritte in Handarbeit. Der Name geht auf den Gründer zurück, Rimowa steht für Richard Morszeck Warenzeichen. Geschäftsführer heute ist der Enkel Dieter Morszeck, der Rimowa auch weiter mit leiten wird.

Er führt in dritter Generation die Geschäfte bei Rimowa und hat das Unternehmen groß gemacht. Als er 1984 den Chefposten im Familienunternehmen von seinem Vater übernahm, setzte Rimowa umgerechnet drei Millionen Euro um – inzwischen sind es mehrere Hundert Millionen. Morszeck hat aus dem kleinen Mittelständler einen Luxushersteller geformt, der sich gegen Branchengrößen wie Samsonite behauptet.

Unter 300 Euro bekommt man keinen Rimowa-Koffer, die teuersten Modelle kosten mehrere Tausend Euro. Dafür zählt das Unternehmen zu den wenigen Kofferherstellern, die nicht in Asien produzieren, sondern in Tschechien, Brasilien, Kanada – und Köln


„Das war die beste Idee meines Lebens“

Dieter Morszecks Vater Richard hat den Namen in den 50er-Jahren geformt. Der Senior prägte auch die typische Riffel-Struktur der Gepäckstücke. 1950 kam er auf die Idee, die Aluverkleidung von Flugzeugen für Koffer zu verwenden. Im Büro von Dieter Morszeck hängt ein Bild seines Vaters an der Wand, daneben eines von seinem Großvater, der das Unternehmen 1898 gründete.

Mit der Entdeckung von Polycarbonat, einem zugleich robusten wie leichten Material, für die Herstellung von Koffern gelang Morszeck im Jahr 2000 der Durchbruch, zuvor hatte sich das Unternehmen auf Alu-Koffer spezialisiert. „Das war die beste Idee meines Lebens“, sagte er 2013 im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Heute besteht der größte Teil der verkauften Rimowa-Koffer aus dem Kunststoff und nicht mehr aus Aluminium. Am Standort in Köln werden aber noch die Alu-Koffer im Drei-Schicht-Betrieb in Handarbeit produziert. „Wir können nicht die billigsten sein, aber die besten“, sagte er dem Handelsblatt.

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