Magnum, Ben & Jerry's und Co. Unilever verkauft besonders viel Eiscreme

Der Konsumgüterriese hat seinen Umsatz zum Jahresstart deutlich gesteigert. Die Investoren interessieren sich aber mehr für ein anderes Thema.

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Unilever hat im abgelaufenen Quartal besonders viel Eiscreme verkauft. Quelle: Bloomberg

London In ganz Europa steigen endlich die Temperaturen, der Donnerstag soll der bisher heißeste Tag in Großbritannien werden in diesem Jahr. Für den britisch-niederländischen Konsumgüterriesen Unilever ist das eine gute Nachricht. Schließlich gehören zu den unzähligen Produkten aus dem Sortiment auch Eissorten wie Magnum und Ben & Jerry´s – und beide Marken verkaufen sich großartig, sogar in den letzten kalten Winterwochen.

So konnte Unilever-Chef Paul Polman für das erstes Quartal einen Umsatzanstieg vermelden: Der Absatz des Konzerns, der mehr als 400 Marken von Magnum-Eiscreme über Knorr-Tütensuppen bis zu Domestos-Reiniger und Axe-Deo ein riesiges Produktsortiment im Angebot hat, legte bereinigt um 3,4 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro zu.

Vor allem in Entwicklungsländern lief das Geschäft gut. Die Ziele für das Gesamtjahr wurden bestätigt. Demnach sollen die Umsätze zwischen drei und fünf Prozent steigen.

Darüber hinaus kündigte Unilever an, den Investoren das bei dem Verkauf seines Geschäftsbereichs mit Brotaufstrichen wie Becel und Flora eingenommene Geld auszuschütten. Ab Mai sollen für bis zu sechs Milliarden Euro Aktien am Markt zurückgekauft werden. Zudem soll die vierteljährlich gezahlte Dividende um acht Prozent angehoben werden.

Die Schritte sollen offenbar die Investoren besänftigen, die zuletzt eher verärgert auf die Pläne des Managements reagiert hatten. Einige hatten bereits angedeutet, dem Management auf der Hauptversammlung Anfang Mai unangenehme Fragen zu stellen.

Bei der Präsentation der Eckdaten am Donnerstag konnte Unilever den umstrittenen Themen noch aus dem Weg gehen. Besonders erfreut waren die Investoren jedoch nicht über die jüngsten Nachrichten. An der Börse in London fiel die Unilever-Aktie um knapp zwei Prozent.

Vor allem ein Vorhaben der Unilever-Führung wirft an der Börse Fragen auf: Der geplante Umzug der Firmenzentrale nach Rotterdam. Unilever hat seit fast 100 Jahren eine Doppelstruktur mit zwei rechtlich eigenständigen Unternehmen, einem in den Niederlanden und einem in Großbritannien. Künftig soll Unilever nur noch einen rechtlichen Hauptsitz haben – und zwar in Rotterdam. Eine Maßnahme in Reaktion auf den Vorstoß des US-Konzerns Kraft Heinz, der Unilever vor einem Jahr übernehmen wollte.

Unilever-Chef Polman hatte damals die Avancen des US-Konzerns abgewehrt, was viele Investoren enttäuschte. Sie übten Druck auf das Management aus. Und in Folge dessen verkündete Polman einige Veränderungen, darunter auch den geplanten Umzug in die Niederlande. Das niederländische Gesetz schützt Unternehmen besser vor feindlichen Übernahmen. Aber in Folge der Verlagerung fallen die Unilever-Aktien möglicherweise aus dem Londoner Aktienindex FTSE 100. Das missfällt vielen Investoren, denn sie fürchten Kursverluste.

Iain Richards von der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments, einem der zehn größten Anteilseigner von Unilever, forderte deswegen kürzlich, dass Unilever mehr tun müsse, um die Investoren von den Vorteilen eines solchen Schritts zu überzeugen. Und die Investoren haben ein Druckmittel: Unilever braucht für seine Pläne die Zustimmung von 75 Prozent der Anteilseigner.

Auch die neue Vergütungsstruktur, die Unilever sich von den Aktionären auf der Hauptversammlung genehmigen lassen will, wirft Fragen auf. Das Unternehmen will die Zusammensetzung der einzelnen Bestandteile für die Bezahlung zwar vereinfachen, aber gleichzeitig auch höhere Gehälter ermöglichen. ‎

Für das vergangene Jahr soll Unilever-Chef Polman 11,7 Millionen Euro (10,3 Millionen Pfund) erhalten, 51 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit der geplanten Neuregelung könnte sein Gehaltscheck in Zukunft noch etwas üppiger ausfallen.

Das wäre möglicherweise ein schönes Abschiedspräsent für Polman. Denn es wird erwartet, dass sich der 61-jährige Niederländer in den kommenden zwölf Monaten nach zehn Jahren an der Spitze des Konsumgüterriesen in den Ruhestand verabschiedet. Die Zeit bis dahin könnte noch ungemütlich für ihn werden.

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