Mailänder Mode Die extravagantesten Designer der Welt
In Mailand fällt wieder der Startschuss für die Modewoche. Bis Montag präsentieren sich Designer aus aller Welt bei insgesamt 70 Shows. Die extravagantesten Designer der Modewelt im Überblick.
In Mailand ist der Modezirkus eingetroffen: Der Startschuss zur Milano Moda Donna fällt am 18. September (Mittwoch). Mehr als 70 große Shows stehen bis zum Montag auf dem offiziellen Programm, dazu kommen noch einmal etwa ebenso viele kleinere Präsentationen. Die Laufstege werden in prachtvollen Palazzi der Innenstadt, nüchternen Industriebauten oder großen Zelten aufgebaut.
Den ersten Höhepunkt der Mailänder Modewoche bildet am Mittwochnachmittag die Vorführung von Gucci. In den Folgetagen präsentiert sich unter anderem mit Prada, Versace und Armani die Elite der italienischen Mode. Auch einige der extravagantesten Designer werden dabei sein...
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Platz 10: Jean Paul Gaultier
Das einstige „Enfant terrible“ der Mode hat es geschafft: Nach 36 Jahren im Modebusiness ist Jean Paul Gaultier auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Dabei ist der 60-Jährige mit seinen unkonventionellen Entwürfen alles andere als angepasst. Seine Models entsprechen weder den Idealmaßen noch den Schönheitsidealen, sind gepierct, tätowiert oder übergewichtig wie Beth Dito, die letztes Jahr in Netzstrümpfen und Bustier über den Laufsteg stakste. Gaultier ist der Andy Warhol der Mode, der Mann, der Madonna den Kegel-BH und Männern den Rock anzog. Er selbst betrat den Runway Jahre lang nur in Schottenrock und Ringelpulli und entwickelte den Matrosenlook schnell zu seinem Markenzeichen.
Mittlerweile hat es seine Mode sogar in die großen Museen dieser Welt geschafft: Bis zum 19. August 2012 läuft die Ausstellung „The Fashion World of Jean Paul Gaultier: From the Sidewalk to the Catwalk” im de Young Fine Arts Museum, San Francisco.
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Platz 9: Viktor & Rolf
Opulente Inszenierungen und Extreme: Das holländische Design-Duo Viktor & Rolf liebt das Spiel mit der Extravaganz. Seit ihrem Abschluss an der Modeakademie von Arnheim 1992, arbeiten Viktor Horsting und Rolf Snoeren zusammen und teilen sich, so beide wörtlich, ein „kreatives Hirn“. Ihre Kleidung ist skulptural, experimentell und so manches Design nicht vorrangig zum Tragen geschneidert. Im Vordergrund steht die Idee, nicht der Absatz.
Ganz nach dem Motto „Mode trifft Kunst“, verstehen sich die Designer als Künstler, die mit ihren Entwürfen provozieren wollen. Jede Kollektion ordnet sich einem Thema unter, dass mit einer Prise Ironie seinen Weg auf den Laufsteg findet: Überzeichnete Proportionen, abnormes Volumen und bizarre Silhouetten nicht ausgeschlossen. So trug Model Maggie Rizer einst neun Outfits übereinander.
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Platz 8: Philip Treacy
Umso extravaganter das Hutmodell, umso wichtiger die Stellung in der Gesellschaft. So oder so ähnlich könnte das Motto lauten, wenn sich die Schönen und Reichen mit ihren opulenten Kopfbedeckungen mal wieder ein Schaulaufen bieten. Dass das nicht immer gut geht, bewies Prinzessin Beatrice letztes Jahr auf der Hochzeit von Prinz William: Kritiker verglichen ihren Hut zwischenzeitlich mit einem Elchgeweih, einem Alien oder gar Innereien. Am Ende wurde das gute Stück zumindest für einen guten Zweck im Internet versteigert.
Dem Ansehen von Hutmacher Philip Treacy dürfte dieser modische Reinfall dennoch nicht geschadet haben. Schon in seiner Kindheit hat der gebürtige Ire den Puppen seiner Schwester Hüte kreiert. Später designte er für Chanel oder Alexander McQueen. Seine Devise: "Einen Hut zu machen, das ist, als würde man eine Party schmeißen!" Seine Kreationen reichen von avantgardistischen Entwürfen in Hummerform, über Hüte in Schlossform bis hin zu Regenschirmen auf dem Kopf – schließlich soll für jeden, was dabei sein: „Meine Hüte funktionieren wie kosmetische Chirurgie, es gibt keine Frau, die keine Hüte tragen könnte, weil sie ihr nicht stehen. Das ist nur eine Frage des richtigen Hutes.“
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Platz 7: Jean-Charles de Castelbajac
Kermit der Frosch-Puppen, bunte Legosteine und Superman auf Paillettenminis: Die Kollektionen von Jean-Charles de Castelbajac sind jedes Jahr aufs Neue ein Hingucker. Der 63-jährige Nachfahre eines Adelsgeschlecht aus Casablanca ist sich dabei für nichts zu Schade. Mit großflächigen Prints im Tierlook, Cartoon-Zitaten und Comic-Designs begeistert er schon lange Stars wie Katy Perry, Lady Gaga oder Beyoncé.
Neben Pop-Art, ist der Alltag seine größte Inspirationsquelle. So kann es schon mal vorkommen, dass er sich ein Klebeband schnappt und daraus Mode kreiert. Dabei immer an erster Stelle steht für den Designer konzeptionelles Denken – er bedient sich der Mode, um Geschichten zu erzählen.
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Platz 6: Yohji Yamamoto
An Yamamotos Stil scheiden sich die Geister. Seine Kollektionen sind durchweg schwarz, provozieren und verhüllen den Träger mehr, als dass sie ihn betonen. „Frauen sollten sich auch wie Männer anziehen dürfen. Es geht mir mehr darum, Frauen zu helfen, weniger zu leiden, mehr Unabhängigkeit und Freiheit zu erlangen“, so Yamamoto. Die Designs seines Labels „Y’s“ gleichen daher auch meistens Männerkollektionen, gemacht für Frauen.
Trotz unkonventioneller Looks schafft es der japanische Designer immer wieder, seine Kunden von sich zu begeistern: Tilda Swinton, Johnny Depp, Sting, oder Juliette Binoche lieben seine Kollektionen. Trends geht Yamamoto, übrigens Träger des schwarzen Gürtels, dabei bewusst aus dem Weg. Sein Stil steht für an zeitloser Eleganz.
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Platz 5: Alexander McQueen
Der britische Modeschöpfer war Meister der Gegensätze: Mit seiner Mode setzte er politische Statements, er jonglierte zwischen dem Hässlichem und dem Schönen und entwarf nebenbei wundersam poetische Kleider, die mit jedem Design eine andere Geschichte erzählten. Durch seine radikalen Ideen löste er oft Kontroverse aus, die aber nicht über seine Fähigkeiten als Designer hinwegtäuschen konnten: Dramatische Roben, kreative Drapierungen und extravagante Kopfbedeckungen waren seine Welt.
Abseits des Laufstegs führte der Designer mit dem Bad-Boy-Image allerdings ein einsames Leben: Er galt als scheu und zurückhaltend, hatte kaum Freunde. Nachdem sich Isabelle Blow, McQueens Muse, 2007 das Leben nahm, beging auch McQueen 2010 Selbstmord – ein Tag vor der Beerdigung seiner Mutter. Die Autopsie ergab, dass sich der Designer unter Drogeneinfluss erhängt hatte. Trotz seines tragischen Todes wird die Marke weiterhin fortgeführt.
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Platz 4: Rei Kawakubo
Rei Kawakubo, die zierliche Modemacherin mit dem Pagenschnitt, ist die Designerin hinter dem Label „Comme des Garçons“. Ihre Avantgarde ist häufig verstörend, ihre Outfits zerfetzt und übersät mit Löchern. Als sie ihre Looks 1981 das erste Mal auf den Pariser Schauen zeigte, kritisierte die Branche ihre Designs als „postatomarer Fetzenlook“ oder Hiroshima-Chic“. Kawakubo entgegnete, die Mode funktioniere nun mal durch die Vergänglichkeit, der Verfall mache sie erst lebendig. Trotz Kritik blieb sie ihrem Motto treu und schafft jede Saison radikal neue Kleidungsstücke und nie dagewesene Formen.
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Platz 3: Martin Margiela
Mit Strumpfhosen über dem Kopf und mit verbundenen Augen schickte der belgische Designer Martin Margiela seine Models einst über den Laufsteg in einem Pariser Leichenschauhaus. Seine Idee dahinter: Nicht die Gesichter, sondern allein seine Entwürfe sollen im Mittelpunkt der Schauen stehen. Deswegen hält auch er sich ganz der Öffentlichkeit fern, gibt weder Interviews, noch lässt er sich fotografieren. Stellung bezieht er grundsätzlich nur per Fax, in der er von sich selbst in der dritten Person Plural spricht.
Aufmerksamkeit erlang er trotzdem mit seiner Mode, die durch ihr „Recycling“-Konzept besticht: Margiela zertrennt alte Klamotten, färbt sie um, setzt neue Reißverschlüsse und verwandelt so Jeanshosen in Röcke und Armeestrümpfe in Pullover. Daneben entwirft der 55-Jährige Smokingjacken mit Plastikkugelschreibern als Fransen oder Schallplatten-Jacken, dessen Träger eine schwarze Scheibe um den Kopf tragen soll. Als Marken-Erkennungszeichen dient dabei immer ein eingenähtes Baumwollwäscheband, das an jeder Ecke mit weißen Heftfäden in das Kleidungsstück eingearbeitet ist. Darauf zu sehen sind die Zahlen 0 bis 23, jede Zahl steht für eine Kollektion, die aktuellste mit einem Kreis umkringelt.
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Platz 2: John Galliano
1960 in Gibraltar als Arbeiterkind geboren, gilt John Galliano als Kostümbildner unter den Designern. Seine Spezialität sind aufwendige Schauen, auf denen er Models in üppigen Volantroben über die Laufstege schickt. Mit prächtigen Blütenkreationen oder figurbetonten Reiterlooks feierte er die Weiblichkeit jede Saison aufs Neue und verstand dabei, historisch inspirierte Mode mit neuen Einflüssen zu mischen.
Einen Namen machte er sich vor allem bei dem geschichtsträchtigen Modehaus Dior, das gleichzeitig auch sein Ende als Designer markierte. 2011 suspendierte ihn das Unternehmen wegen antisemitischen Äußerungen und Hasstiraden in einem Pariser Restaurant. Kurze Zeit später wurde Galliano erneut ausfallend, äußerte, er liebe Hitler. Daraufhin feuerte ihn Dior endgültig. Nun soll Raf Simons, ehemaliger künstlerischer Direktor bei Jil Sander, den modischen Chefsessel bei Dior übernehmen
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Platz 1: Vivienne Westwood
Die selbsternannte „Queen of Punk“ zählt zu den wichtigsten Modemachern unserer Zeit. Mit ihren exzentrisch zusammengesetzten Kombinationen aus historischer Kleidung, Webmustern und ihrer Vorliebe für schottische Karos revolutionierte sie die Mode. Über Geschmack lässt sich dabei bekanntlich streiten, nicht nur, wenn man ihre Latex-Outfits betrachtet oder Models mit kindlich-verspielten Kronen auf dem Kopf: "Geschmack ist eine der schwierigsten Sachen, noch viel seltener als Intelligenz", räsonierte die Britin in einem Interview. "Nicht viele Menschen haben Geschmack.“
Begonnen hat ihre modische Karriere in den 1970er Jahren. Ihr damaliger Mann und Manager der Sex-Pistols, Malcolm McLaren, überredete sie, eine eigene Boutique unter dem Namen „Let it rock at Paradise Garage“ zu eröffnen. Es folgten Entwürfe im Stil der „Teds“, eine modische Hommage an James Dean, Fetisch-Kollektionen und schließlich die ersten Punk-Looks. Seitdem ist sie die Mutter der modischen Punk-Szene und Fetisch-Queen: Immer wieder zeigt sie Latex-Kollektionen, die direkt einer Sadomaso-Party entstammen könnten. Denn Mode habe immer was mit Sex zu tun, so die 72-Jährige.
Bild: AP
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