Ich steuere den nächsten Küchengiganten an. Meda Gute Küchen zählt mit 15 Filialen in Nordrhein-Westfalen zu den großen Händlern. Auch dieses Geschäft beeindruckt durch Größe, auf mehreren tausend Quadratmetern können Kunden mehr als 100 ausgestellte Küchen bestaunen. Die von mir gesuchte Nobilia-Küche ist derzeit nicht im Angebot, weder im Prospekt noch auf der Internetseite. Eine Verkaufsberaterin berechnet mir den Preis für meine geplante Ausstattung. Ein völlig identisches Angebot bekomme ich jedoch nicht: Bei den Elektrogeräten kann sie mir kein besonderes Angebot mit Siemens-Geräten machen, einen günstigen Set-Preis gibt es aber für Neff-Geräte. Die Dunstabzugshaube ist dafür noch leistungsfähiger, als im Schaffrath-Angebot. Außerdem weist sie mich darauf hin, dass ich für das Induktionskochfeld einen Hitzeschutzboden für den Unterschrank brauche, der etwa 100 Euro kostet. Dafür kann Sie mir aber die geplanten Regale nicht genau wie geplant anbieten, ihre Regalbretter sind nur halb so dick. Zudem gäbe es die nur in 1,20 Metern Länge. Da ich laut Grundriss 1,25 Meter benötige, muss noch eine fünf Zentimeter breite Blende zwischen den Hängeschränken auf die Teileliste. Der Hochschrank für den Backofen ist auch etwas höher und schließt nun bündig mit den Hängeschränken ab. Also ein paar kleine Verbesserungen, dünnere Regalbretter, eine Blendleiste, der Rest ist identisch.
So, sie habe jetzt alles erfasst, sagt sie. Jetzt suche sie nur noch einen passenden Werbeblock. Ihr Preis: 8088 Euro. Nicht einmal 300 Euro teurer als beim Rabatt-Riesen Schaffrath. Was ein Werbeblock sei, will ich wissen. Sie erklärt es mir so: Je nachdem, wie viele Schränke und welche Geräte ich nehme, werden die je nach Hersteller blockweise rabattiert. Sie zeigt mir auf dem Bildschirm, was sie meint. Meine geplante Küche liegt 162 Euro über dem Blockpreis. Das wäre quasi eine Punktlandung. Läge ich 162 Euro darunter, könnte sie mir dafür sogar noch Küchenelemente schenken, ohne dass der Gesamtpreis steigt. Offenbar gibt es einen Bereich, in dem der Preis nach Planung liegen muss, damit der Blockrabatt greift. Weicht die Planung zu weit ab, gilt der Blockrabatt nicht mehr. Dafür aber vermutlich ein anderer.
Beim Küchenherstellerverband erklärt man es mir genauer. Die Blockrabatte sind ursprünglich als Service für den Handel entstanden, um diesem Arbeit und Zeit zu ersparen und die Zahl der Zulieferer zu reduzieren. Mit der Zeit haben sie sich im Handel aber wegen der attraktiven Preise durchgesetzt. „Diese Blöcke sind vom Hersteller in der Regel knapp kalkuliert und zum Teil sogar subventioniert. Es ist eine Mischkalkulation: Zusatzwünsche und Extras, die über den angebotenen Küchenblock hinausgehen, sind im Verhältnis teurer. Erst dadurch rechnen sich die Blöcke für die Hersteller“, erklärt VdDK-Chef Heumann. Dabei würden die Blockpreise für jede Einkaufsgemeinschaft und jeden Großkunden individuell kalkuliert und entsprechend seiner Händler- und Kundenstruktur zusammengestellt. Bei den Händlern seien die Blockangebote daher sehr beliebt. „Dadurch erhöht sich die Intransparenz für den Kunden zusätzlich“, so der VdDK-Chef. Grundsätzlich könne aber jeder Hersteller und auch viele Händler mit Einzelpreisen kalkulieren – wie es im Fachhandel auch häufig vorkommt.
Dass alles sehr kompliziert und intransparent ist bestätigt mir auch die Verkäuferin bei Meda. Das könnten Kunden auch nicht verstehen, sagt die Beraterin. Ohne fachkundige Beratung hätte der Käufer keine Chance. Selbst für die Verkäufer sei das schwierig. Wäre ich zu ihrem Kollegen gegangen, hätte ich höchstwahrscheinlich einen anderen Preis genannt bekommen, weil nur kleine Änderungen in der Planung – etwa eine andere Spültischarmatur – die komplette Kalkulation ändern könnte. Jetzt habe sie nur auf die Schnelle gerechnet, normalerweise wäre sie jedes Detail mit mir durchgegangen. Küchenkauf sei letztlich Bauchgefühl, sagt sie. Dafür hätte sie sich offenbar gern mehr Zeit genommen, so aber bin ich schon nach eineinhalb Stunden wieder draußen.
Angespornt durch die Erfahrung bei Schaffrath rufe ich ein paar Tage später meine Meda-Beraterin nochmal an und frage nach dem Preis ohne Elektrogeräte. Das ginge auch, dann würde die Küche ungefähr 5100 Euro Kosten. Der Preisabstand zu Schaffrath schrumpft also weiter, ganz ohne Sonderrabatte.