Markenküchen Die Scheinrabatte der Küchenhändler

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Spezialist für wenige Hersteller

Die zehn umsatzstärksten Möbelhäuser
Platz 10: Schaffrath
Platz 9: Otto Quelle: dpa
Platz 8: Dänisches Bettenlager Quelle: dpa
Platz 7: Segmüller Quelle: dpa
Platz 6: Poco-Domäne Quelle: Presse
Platz 5: Roller / Tejo (Tessner-Gruppe) Quelle: dpa
Platz 5: Porta Quelle: dpa

Auf zum dritten Küchenhändler. Küchentreff ist als spezialisierte Kette 275 mal in Deutschland vertreten, auch jenseits der Großstädte. Dafür sind die Ladenflächen deutlich kleiner, ein paar hundert Quadratmeter müssen im besten Fall genügen. Die Filiale hat nur noch eine Stunde auf, der einzige anwesende Mitarbeiter ist zugleich der Niederlassungsleiter. Ich werde also vom Chef höchstpersönlich beraten. Ich frage ihn ohne Umschweife nach Nobilia-Küchen. Er überrascht mich: Alle ausgestellten Küchen seien von Nobilia. Offenbar gehört eine eingeschränkte Auswahl zum Konzept der Küchentreff-Kette. Auch bei den Elektrogeräten hat man sich dort auf wenige Marken eingeschossen. Später sagt er mir, auch andere Hersteller wären gern in dem Geschäft in verkehrsgünstiger Lage vertreten gewesen, aber es mache keinen Sinn, den Umsatz auf drei Anbieter zu verteilen. Bei den Siemens- und AEG-Geräten käme er aufgrund der hohen Abnahme zu weit besseren Konditionen, als bei größerer Vielfalt. Besorgen könne er auf Wunsch aber auch die Geräte anderer Hersteller.

Auch hier entspricht die Küche nicht exakt meiner Planung. Der freundliche Verkäufer schlägt ein paar Änderungen vor, die mir durchaus sinnvoll erscheinen. Die drei Schubladen-Unterschränke durch zwei breitere zu ersetzen würde optisch besser Wirken, hätte praktische Vorteil, wenn man vor dem Kochfeld steht, und wären zudem am Ende billiger. Der Verkäufer macht sich eine grobe Skizze, Notizen und kopiert meine Pläne. Das Angebot könne er mit mir zwei Tage später am Abend durchgehen, heute müsse er noch ein Aufmaß bei einem Kunden nehmen. Wir verabschieden uns. Nach mehr als acht Stunden in der Küchenberatung langt es mir auch für heute. Der Kopf brummt.

Beim Termin präsentiert mir der Verkaufsleiter seine Planung auf dem großen Flachbildfernseher. Tatsächlich sieht die Küche auf diesem Bild insgesamt am besten aus. Aber an die Vorgaben hat er sich nicht ganz gehalten. Neben den breiten Unterschränken ist auch Dunstabzug und Kochfeld aus seiner Computersimulation breiter als gewünscht. Außerdem hat die Küche gefräste Zierleiste über und unter den Hängeschränken, die Abluftkanal und Beleuchtung verbergen sollen. Ich muss zugeben: Optisch und auch unter praktischen Gesichtspunkten ist das die bislang beste Planung. Der Barzahlungspreis soll bei 7000 Euro liegen – und liegt damit rund tausend Euro über dem Schaffrath-Preis und 900 Euro unter dem Meda-Preis. Die Kosten für Lieferung und Montage sind ebenfalls bereits eingerechnet. Die Küche war im Angebot, für mich will er den Preis noch bis zum Anfang der Folgewoche reservieren.

Ich frage, was wir tun könnten, um auf 6000 Euro zu kommen, was dem Schaffrath-Angebot entspräche. Nicht viel, sagt der Verkäufer, mit den Möbeln ginge es nicht billiger, auch billigere Geräte würden kein Sinn ergeben, weil alle gerade im Angebot seien. Abstriche bei der Ausstattung würden sich daher kaum auf den Gesamtpreis auswirken. Möbel aus dem Paket herauszunehmen böte kaum Sparpotenzial, selbst die anderswo teuren Regallösungen habe er so günstig gelöst, dass der Ersatz durch einen Unterschrank – der bei Schaffrath angeblich für das deutlich günstigere zweite Angebot eine große Rolle gespielt hat – keine Ersparnis brächte. Es handle sich um einen Paketpreis, bei dem kleine Planungsänderungen keinen Effekt hätten.

Meine Frage, warum die Preise so intransparent seien, beantwortet der Mann vom Küchentreff mit einer Gegenfrage: Ob es sein könne, dass Transparenz gar nicht gewünscht sei? Es könne sogar sein, dass ich bei Bestellung von ein paar Schränken mehr letztendlich weniger bezahlen würde. Das aber sei Kunden, die den Preis durch eine bescheidenere Planung drücken wollten, kaum vermittelbar.

Meine Frage, wie viel vom Gesamtpreis auf Möbel und wie viel auf die Geräte entfällt, beantwortet der Mann vom Küchentreff mit den Einzelpreisen für die Geräte, die ebenso einzeln gekauft werden können. Backofen, Kochfeld, Spülmaschine und Dunstabzug summieren sich demnach auf 1950 Euro. Vom Gesamtpreis von 7000 Euro entfallen daher nach Abzug der Kosten für Lieferung, Montage und Installation allein auf die Küchenmöbel 4360 Euro – vorausgesetzt der Paketpreis würde sich durch Herausnahme der Elektrogeräte nicht ändern.

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