Mega-Deal in Reederei-Branche Hapag Lloyd steht vor der Fusion

Die Branche kriselt, deshalb müssen die Firmen kreativ werden: Hapag Lloyd soll einem Bericht zufolge mit dem Konkurrenten CSAV zusammengehen. Die dahinterstehende Holding erhofft sich als Großaktionär satte Renditen.

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Der „Colombo-Express“ der Hapag Lloyd: Nach der Fusion könnte sich der Logistikkonzern wiederum zu neuen Ufern aufmachen: Mit einem Börsengang. Quelle: dapd

Hamburg Die Fusion der Container-Reederei Hapag-Lloyd und des chilenischen Konkurrenten CSAV steht nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ kurz bevor. Die Verträge würden am Mittwoch unterschrieben, berichtete das Blatt am Dienstag unter Berufung auf Verhandlungskreise. Durch den Zusammenschluss entstünde die weltweit viertgrößte Containerreederei. Ein Sprecher von Hapag-Lloyd in Hamburg wollte den Bericht nicht kommentieren.

Nach den Informationen der „Welt“ ist Hamburg als Firmensitz vorgesehen, die Zentrale für Lateinamerika werde in Brasilien angesiedelt. Zusammen kommt das Unternehmen demnach auf mehr als neun Milliarden Euro Umsatz und setzt mehr als 200 Schiffe auf den Weltmeeren ein.

Seit Monaten arbeiten die beiden Unternehmen daran, die viertgrößte Reederei hinter den Branchenriesen Maersk, MSC und CMA CGM zu bilden. Die Branche leidet seit sieben Jahren unter Überkapazitäten, einem mörderischen Konkurrenzkampf, niedrigen Frachtraten und Verlusten. Deshalb steht die Schifffahrt unter Konsolidierungsdruck; die Branche erwartet Fusionen und Übernahmen. Noch gibt es viele kleine und mittlere Reedereien. CSAV erreicht allein im Containerbereich mit mehr als 50 Schiffen einen Umsatz von rund drei Milliarden Dollar. Das reicht für die Marktführerschaft in Südamerika, aber weltweit unter den Reedereien nur für Platz 20.

Hapag-Lloyd mit rund 150 Schiffen ist ungefähr dreimal so groß und momentan auf Platz sechs. Der Plan sieht vor, dass CSAV sein Containergeschäft in das neue gemeinsame Unternehmen einbringt und im Gegenzug rund 30 Prozent der Hapag-Lloyd-Aktien erhält. Anschließend folgt eine Kapitalerhöhung bei Hapag-Lloyd, die von den Chilenen überproportional bedient wird, so dass deren Anteil am gemeinsamen Unternehmen auf 34 Prozent steigt. Diese Anteile werden mit den Aktienpaketen der Stadt Hamburg und des Transportunternehmers Klaus-Michael Kühne vertraglich verknüpft, so dass eine stabile Mehrheit von 75,5 Prozent entsteht.

Hinter CSAV steht maßgeblich die Holding Quinenco der chilenischen Familie Luksic. Die Familie ist in der Lebensmittelindustrie ebenso engagiert wie in der Finanzbranche; sie unterhält gemeinsame Aktivitäten mit Weltkonzernen wie Heineken, Nestlé, PepsiCo oder der Citibank. Von dem Engagement bei Hapag-Lloyd erwartet sich Quinenco vor allem eine gute Rendite in dem schwierigen Markt und dürfte als aktiver Großaktionär auch Einfluss auf das Management nehmen. Nach spätestens zwei Jahren sollen jährliche Kosten von 300 Millionen Dollar eingespart sein. In einem zweiten Schritt soll Hapag-Lloyd nach mehreren Fehlversuchen endlich an die Börse gehen.

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