Metro -Chef Olaf Koch kann seine Pläne zur Aufspaltung des Konzerns in einen Lebensmittel- und einen Elektronikhändler umsetzen. Bei der Hauptversammlung am Montag in Düsseldorf stellten sich die Aktionäre fast einstimmig hinter die Aufteilung. Koch verspricht sich von dem Schritt mehr Schlagkraft für die beiden Unternehmensbereiche. Die neuen Firmen sollen im Sommer an den Start gehen und im MDax notiert sein. Aktionärsvertreter sagten, sie hofften auf Wachstum, steigende Kurse und höhere Dividenden. Es gab aber auch Kritik an Kochs Plänen - vor allem die Kosten der Aufspaltung und die Pläne für die Vorstandsgehälter standen dabei im Mittelpunkt.
99,95 Prozent des anwesenden Kapitals sprachen sich für die Aufspaltung aus. "Ich begrüße und unterstütze die Teilung", sagte Alexander Elsmann, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, bei dem Aktionärstreffen. "Wir sehen die Teilung durchaus positiv, es gibt viele Vorteile", betonte auch Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
"Heute ist ein besonderer Tag", stimmte Koch die Aktionäre ein. "Wir schlagen Ihnen vor, die Gesellschaft aufzuspalten und eine vollkommen neue Episode zu schaffen." Die beiden Unternehmensteile würden durch die Trennung besser und schneller werden, versprach der Manager. Denn für beide Gesellschaften werde es "weniger Ablenkung durch eine gemeinsame Konzernstruktur geben, die keine Synergien geboten hat."
Warum die Metro sich aufspaltet
Die Geschäfte beim Düsseldorfer Handelsriesen liefen zuletzt nicht gerade berauschend. Die Konkurrenz ist groß und das Unternehmen schrumpft seit Jahren. Immer wieder wurden große Konzernteile verkauft – wie etwa die Warenhäuser Galeria Kaufhof oder das Auslandsgeschäft der Supermarktkette Real. Die Folge: Der Konzern verlor nicht nur den inoffiziellen Titel des größten deutschen Handelskonzerns, er musste auch seine Platz in der höchsten Börsenliga, dem DAX-30, räumen. Die Aufspaltung soll nun zu neuem Schwung verhelfen.
Mehr Wachstum und mehr Börsenwert. Mehr Wachstum, weil die getrennten Unternehmen sich besser auf ihre jeweilige Kundengruppe konzentrieren und dynamischer agieren können. Mittelfristig soll der bereinigte Umsatz bei beiden Gesellschaften um mindestens drei Prozent pro Jahr steigen. Im zurückliegenden Jahr schaffte die Metro als Ganzes weniger als ein Prozent. Mehr Börsenwert, weil Mischkonzerne wie die Metro an der Börse schlechter bewertet werden als klar fokussierte Unternehmen. Tatsächlich hat die Metro-Aktie seit Bekanntgabe der Aufspaltungspläne rund 25 Prozent an Wert gewonnen.
Viele Analysten halten die Teilung für sinnvoll. Laurence Hofmann vom Investmenthaus Oddo sieht mehr Spielraum für Zukäufe und Partnerschaften. Dies hat aus seiner Sicht vor allem Media-Saturn nötig, will die Tochter ihre Stellung als größter Elektronikhändler Europas gegen mächtige Internetriesen wie Amazon auf Dauer verteidigen. Der Lebensmittelteil wiederum dürfte sein Geschäft mit der Belieferung sowie Kooperationen mit Start-Up-Unternehmen für das Hotel- und Restaurantgewerbe ausbauen, erwartet Christian Bruns von der Investmentbank Equinet. Der Experte verspricht sich zudem schnellere Entscheidungen auf Managementebene und insgesamt mehr Transparenz.
Heute vereint die Metro unter ihrem Dach zwei Geschäftsbereiche, die eigentlich wenig gemeinsam haben: die Lebensmittelsparte mit den Metro-Großmärkten und den Real-Supermärkten auf der einen Seite, sowie die Elektroniksparte mit den Ketten Media Markt und Saturn auf der anderen. Nach der Trennung Mitte 2017 sollen diese Sparten als eigenständige Unternehmen getrennte Wege gehen. Dabei behält die Lebensmittelsparte den Traditionsnamen Metro. Die Elektroniksparte erhält den neuen Kunstnamen Ceconomy. Die Elektronikketten selbst werden aber weiter unter den altbewährten Namen Media Markt und Saturn firmieren. Beide Unternehmen werden weiterhin an der Börse notiert sein.
Erst einmal wenig. Denn der Verkauf wird in den Großmärkten ebenso wie bei Real, Media Markt oder Saturn unverändert weitergehen. Auf Dauer würden aber auch die Verbraucher profitieren, meint Koch, weil sich die spezialisierten Gesellschaften besser auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse einstellen könnten.
Wenig, außer vielleicht den hohen Kosten. Denn Gemeinsamkeiten zwischen den Geschäftsbereichen gibt es kaum. Konzernchef-Koch meint sogar, der Zusammenschluss der Metro-Großmärkte, der Real-Supermärkte und der Elektronikketten Media Markt und Saturn unter einem Dach habe zuletzt die Geschäfte eher behindert als gefördert. Die Aufspaltung ist allerdings nicht billig. Der Konzern beziffert die Kosten auf rund 100 Millionen Euro.
Ja. Die Leitung des Lebensmittelgeschäfts übernimmt Koch selbst, Aufsichtsratsvorsitzender soll der bisherige Metro-Chefkontrolleur Jürgen Steinemann werden. An der Spitze der Elektronikkette wird der Media-Saturn-Chef Pieter Haas stehen. Für den Aufsichtratsvorsitz ist der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, vorgesehen.
Im Gegenteil. Zurzeit ist das Aufspalten oder Abspalten bei deutschen Konzernen geradezu in Mode. Die Energieriesen Eon und RWE spalteten sich kürzlich jeweils in zwei Teile auf, um das wenig zukunftsfähige Geschäft mit konventionellen Kraftwerken vom lukrativeren Zukunftsgeschäft um Ökostrom, Vertrieb und Netzbetrieb zu trennen. Und der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer brachte 2015 seine Kunststoffsparte als Covestro an die Börse, um sich stärker auf das lukrativere Geschäft mit der Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanze zu konzentrieren.
Der Abschied vom weit verzweigten Metro-Reich fiel Aktionärsvertreter Elsmann nicht schwer. Seit 2010 sei der Umsatz gefallen und die Gewinnmarge gesunken, kritisierte Elsmann: "Wachstum sieht anders aus." Die Aufspaltung sei die logische Konsequenz dieser Entwicklung. Benner-Heinacher sagte, aus dem "Mega-Liner" Metro sollten durch die Aufspaltung zwei schnelle und leicht zu lenkende Lastwagen werden. Die Großaktionäre der Metro hatten sich bereits vor dem Treffen für die Aufspaltung ausgesprochen.
Offene Fragen bei der Aufspaltung der Metro
Nach der Entscheidung der Aktionäre wird der Lebensmittelhandel rund um die Großmärkte und die Supermarkt-Kette Real im Sommer abgetrennt. Auch das Immobilienvermögen der Metro wird dort gebündelt. So entsteht ein Unternehmen mit rund 37 Milliarden Euro Jahresumsatz und mehr als 150.000 Mitarbeitern in 35 Ländern. Die Anteilseigner der "alten" Metro sollen Aktien dieser neuen Gesellschaft erhalten. Das Zuteilungsverhältnis beträgt 1:1 - für jede Metro-Stammaktie gibt es also eine Stammaktie des Lebensmittelhändlers.
Bei der bisherigen Metro verbleibt der Elektronikhändler Media-Saturn. Dessen Obergesellschaft firmiert künftig unter dem Namen Ceconomy und kommt auf einen Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro mit 65.000 Mitarbeitern. Den Machtkampf mit Media-Saturn-Minderheitseigner Erich Kellerhals sieht Koch nicht als Hürde für die Entwicklung des Elektronikhändlers. "Wir kontrollieren dieses Unternehmen", betonte der Manager. Metro sei aber auch offen für konstruktive Lösungen mit Kellerhals. So sei in der Vergangenheit etwa eine Aufteilung von Media-Saturn diskutiert worden, eine Lösung habe sich aber nicht ergeben. Seit einiger Zeit versucht der Investor Clemens Vedder, einen Lösung zwischen beiden Seiten zu vermitteln.
Die Aufspaltung sei kein Allheilmittel, mahnte Aktionärsvertreter Elsmann. Baustellen blieben bestehen. Unklar sei etwa, wie es beim langjährigen Sorgenkind des Konzerns, der Supermarktkette Real, weitergehen solle. Diese ächzt unter dem erbitterten Wettbewerb in der Branche, Koch will investieren, um die Läden zu modernisieren. Auch sei offen, ob es bei den vom Vorstand genannten Kosten von rund 100 Millionen Euro für die Teilung bleiben werde, sagte Elsmann. Benner-Heinacher kritisierte die Vorstandsgehälter bei beiden Gesellschaften als zu hoch. Diese entsprächen eher denen von Dax-Konzernen. Doch sollten beide Konzernteile künftig im MDax notiert sein. Ceconomy-Chef Pieter Haas werde etwa bei für ihn optimaler Entwicklung rund 7,7 Millionen Euro im Jahr verdienen.