Metro-Aufspaltung "Metro hat für ihre Töchter keinen besonderen Nutzen mehr"

Aus eins mach zwei? Handelsexperte Jörg Funder über die Hintergründe der Metro-Aufspaltung und die Folgen für die Tochterunternehmen des Konzerns.

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Das Logo der Metro Group Quelle: REUTERS

WirtschaftsWoche: Herr Funder, die Metro will sich in zwei unabhängige Gesellschaften aufspalten. Eine gute Idee?

Jörg Funder: Aus strategischer Sicht macht das durchaus Sinn. Früher hat sich Metro stärker um die strategische Ausrichtung der Tochterunternehmen gekümmert. Mittlerweile hat sich der Konzern eher zu einer finanziellen Steuereinheit gewandelt, die nur sehr begrenzt auf die Geschäftsprozesse von Real, Media-Saturn und die Großmarktsparte Cash&Carry Einfluss nimmt. Damit kommt die Aufspaltung de facto einer Auflösung der Holdinggesellschaft gleich.

Wird die nicht gebraucht, um die Kostenvorteile einer gemeinsamen Logistik und eines gebündelten Einkaufs von Waren zu nutzen?

Zur Person

Die Überschneidungen in Kernprozessen wie Einkauf und Logistik sind minimal. Dafür unterscheidet sich der Lebensmittelhandel zu stark von dem Geschäft mit Elektronikartikeln. Schon in den vergangenen Jahren wurde zuerst unter Metro-Chef Eckhard Cordes und später unter seinem Nachfolger Olaf Koch die Rolle des Zentraleinkaufs sogar gezielt zurückgedrängt. Man wollte nicht mehr gezwungen sein, die Produkte in die Regale zu stellen, die der Einkauf preiswert beschafft hatte. Stattdessen sollten die einzelnen Sparten größeren Einfluss gewinnen. Schlussendlich muss man zusammenfassen, dass die Metro Group schlicht keinen besonderen Nutzen mehr für ihre Töchter hat. Die Probleme der Vertriebslinien können in der neuen Struktur jedenfalls schneller angegangen werden.

Welche Probleme haben die Metro-Töchter denn?

Der Lebensmittelarm der Metro leidet unter einer übertriebenen Internationalisierung in der Vergangenheit. Die Großmärkte sind zu schnell in zu viele neue Märkte vorgedrungen. Zugleich gibt es strukturelle Veränderungen in Westeuropa. Dort gibt es gerade für eine Metro-Kernzielgruppe – die Gastronomen - viele Alternativen. Das heißt, der Wettbewerb ist deutlich härter geworden. Und Real bleibt das Sorgenkind des Konzerns. Die Deutschen geben in Supermärkten zwar wieder mehr Geld für Lebensmittel aus, aber Real konnte diesen Trend bisher nicht nutzen. Als einer der wenigen Player im deutschen Lebensmittelhandel profitierte Real nicht von der Renaissance der Vollsortimenter.

von Kathrin Witsch, Stephan Happel

Wäre der Verkauf von Real eine Option?

Die Szenarien dafür werden in der Branche seit Jahren durchgespielt. Kommt es dazu, wäre die Aufspaltung sogar noch stringenter. Zwei klar voneinander getrennte und konkurrenzfähige Unternehmen würden dann an die Börse gebracht: Die Großhandelskette und die Elektronikhandelssparte.

Ist Media-Saturn tatsächlich konkurrenzfähig gegenüber Online-Riesen wie Amazon?

Media Markt und Saturn haben in den vergangenen Jahren wieder Boden gut gemacht. Gerade im E-Commerce sind die beiden Unternehmen inzwischen ordentlich aufgestellt. Aber die Digitalisierung bleibt eine extreme Herausforderung für das Geschäft und verlangt hohe Investitionen. Zudem hat der Gesellschafterstreit zwischen Metro und dem Minderheitsgesellschaft Erich Kellerhals intern sicherlich viele Kräfte gebunden. Aber vielleicht löst sich ja auch dieses Problem durch die Aufspaltung auf.

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