Milchpreis-Verfall Warum Deutschlands Bauern auf die Straße gehen

Seite 2/2

Quote, Fairness und Forderungen

5. Warum ist die Quote abgeschafft worden?

Die Quote wurde vor allem wegen anhaltender Erfolgslosigkeit abgeschafft. Butterberge und Milchseen wurden zwar kleiner. Aber die Quote führte keineswegs dazu, dass die Preise stabil blieben. So konstatiert der Deutsche Bauernverband, dass die Erzeugerpreise für Rohmilch in den vergangenen 31 Jahren seit der Quoteneinführung um bis zu 20 Cent pro Kilogramm geschwankt seien. Der Landwirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns Till Backhaus kritisierte, die Quote habe die Achterbahnfahrt der Milchpreise nicht verhindern können.

Der Bauernverband schätzt weiter, dass die Quote die Milchbauern um drei Milliarden Euro belastet hat. Geld, das zum Beispiel für Investitionen fehle. So hätten die Milchviehbetriebe eher unterdurchschnittliche Einkommen erwirtschaftet.

6. Welche Rolle spielen die Handelsketten beim Milchpreis?

Indirekt bestimmt Aldi den Ladenpreis für die Milch. Hebt Aldi den Milchpreis an, steigen sofort alle anderen Handelsunternehmen auf diesen Preis ein. Senkt Aldi den Preis, ziehen ebenfalls alle anderen Discount- oder Supermarktketten nach.

Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands

Kein Wunder also, das vor allem der Discountriese ein Feindbild für den Milchbauern ist. So versammelten sich Anfang August etwa 150 ostfriesische Milchviehhalter mit 80 Treckern vor einer Aldi –Filiale.

Die Aktion wurde hauptsächlich vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) organisiert. Es wurde gegen die Rolle von Discountern, Molkereikonzernen und Politik beim Verfall der Milchpreise demonstriert, die Anlieferung von Ware sei teilweise behindert worden.

Anlass für die Demonstration war die ebenfalls Anfang August vorgenommene Preissenkung für einige Aldi-Käsesorten und das Päckchen Butter von 85 Cent auf 79 Cent.

7. Können „faire“ Produkte helfen"?

Die Bewegung „fair“ kommt eigentlich aus der Entwicklungshilfe. Fairer Kakao oder Kaffee sollen den Erzeugern in Afrika bessere Preise bieten.

Faire Milch gibt es auch in Deutschland, der Marktanteil ist jedoch verschwindend gering. Die dort angelieferte Milch konnte nie vollständig zum höheren Preis vermarktet werden. Die Lieferanten für die „faire Milch“ wurden nie „fair“ bezahlt, schreibt der Milchindustrie-Verband auf seiner Webseite.

8. Was fordern die deutschen Milchbauern?

Nach dem Abschaffen der Milchquote fordern die Bauern von Seiten der Politik vor allem gleiche Bedingungen in Europa. Bislang seien die deutschen Landwirte durch strenge Auflagen hinsichtlich Umweltschutz und Tierhaltung benachteiligt. „Wir befürworten diese Richtlinien. Aber die Umsetzung kostet uns viel Geld. So können wir mit ausländischen Mitbewerbern nicht mithalten“, betont der Chef einer Kreisbauernschaft.

Autonome Erntehelfer
Eine landwirtschaftliche Maschine auf einem Feld Quelle: Claas
Traktoren mit Lenksystem Quelle: Claas
Agrobot, mechanischer Erntehelfer Quelle: Agrobot
Feldroboter Quelle: David Dorhout
Ein Flugroboter wird über einem Feld fliegen gelassen Quelle: dpa
Satellitenbild Quelle: NASA astronauts
Ein Landwirt ruft Daten in einem Traktor ab Quelle: Claas

Ottmar Ilchmann, Vorsitzender des Landesverband Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), kritisierte im Vorfeld der einwöchigen Bauerndemo dass Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt nur durch beschönigende Untätigkeit und industrieorientierte Strategien aufgefallen sei. Die Exportmolkereien reichten die Mindererlöse einfach an die Milcherzeuger weiter.

Anton Kreitmair, Bezirkspräsident des Bauernverbandes (BBV) für Oberbayern und CSU-Landtagsabgeordneter fordert: „Die Rabattschlacht der Discount-Märkte muss endlich ein Ende haben.“ Ansonsten werde unsere Landwirtschaft ans Messer geliefert.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%