Mode Die Renaissance des Rasiermessers

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Rasieren als Wellness für den Mann

Brökelmann schätzt, dass vor ungefähr fünf Jahren das Messerrasieren langsam wieder beliebter wurde. Den aktuellen Boom erklärt er sich auch durch das wachsende Pflegebewusstsein des Mannes: „Rasieren mit dem Messer ist so eine Art Wellness für den Mann.“ Denn wer sich auf diese Weise ordentlich rasieren will, braucht Zeit und muss sich voll darauf konzentrieren. „In diesen zwanzig Minuten, die eine Rasur durchaus dauern kann, vergisst man die Umwelt. Es ist fast wie eine Art Meditation – und das entspannt“, erklärt Brökelmann.

Ähnliches weiß Roberto Nicolaci zu berichten. Der gelernte Frisör ist seit 30 Jahren im Geschäft und leidenschaftlicher Barbier. Im März 2013 schloss er seinen bisherigen Friseursalon für Damen und Herren und konzentrierte sich ausschließlich auf das Herrengeschäft. „Wenn die Männer zu uns zur Rasur kommen, können sie abschalten und sich entspannen“, sagt Nicolaci.

Deutsche sind teure Ersatzklingen leid

Die Rasierdienste des 46-Jährigen, der seinen Barbiersalon „Barbiere da Roberto“ im Bonner Stadtteil Beuel betreibt, werden immer gefragter. Während Nicolaci bis vor wenigen Jahren noch lediglich zwei bis drei Mal pro Monat zum Rasiermesser griff, sind fünf bis zehn Rasuren am Tag heute Standard.

Entscheider und ihre Bärte
Henriquatre-Bart und Christoph Maria Herbst Quelle: Bild dpa/Illustration Kristina Düllmann/Montage WirtschaftsWoche
Seemannsbart und Hans-Werner Sinn Quelle: Bild dpa/Illustration Kristina Düllmann/Montage WirtschaftsWoche
Vollbart und Umberto Eco Quelle: Bild dpa/Illustration Kristina Düllmann/Montage WirtschaftsWoche
Thomas Müller Quelle: Bild dpa/Illustration Kristina Düllmann/Montage WirtschaftsWoche
Walrossbart und Dieter Zetsche Quelle: Bild Reuters/Illustration Kristina Düllmann/Montage WirtschaftsWoche

Fragt man ihn, wieso die Messerrasur auch im heimischen Bad eine derartige, zweite Blüte erlebt, erzählt er: "Wenn ich meine Kunden frage sagen sie, dass sie es leid sind, so viel Geld für die Klingen von Systemrasierern auszugeben. Stattdessen schaffen sie sich lieber ein Messer an.“

Wechselklingen für beliebte Systemrasierer wie Gillette’s Mach 3 oder den Hydro 5 von Wilkinson kosten mit zwei bis fünf Euro pro Klinge zwar nicht wenig, Rasiermesser sind jedoch auch kein Schnäppchen. „Wer ein gutes Rasiermesser haben will, sollte nicht weniger als 70 Euro investieren“, erklärt „Mr. Nassrasur“ Jens Brökelmann.

Anschaffungskosten von rund 200 Euro

Hinzu kommen Anschaffungen wie die passende Rasierseife, ein Pinsel zum Aufschäumen und ein Lederriemen, mit dem das Messer scharf gehalten wird. So ist man schnell bei 200 Euro. Einmal angeschafft sind die laufenden Kosten aber gering. Lediglich neue Seife und der gelegentliche Messerschliff schlagen mit wenigen Euro pro Jahr zu Buche.

Bei den Messerherstellern ist man von dem Boom begeistert. „Wenn Sie ein besonderes Modell wünschen, kann es schon einmal zu Lieferzeiten von einem halben Jahr kommen“, sagt Carsten Felix-Dalichow. Er ist Geschäftsführer der Messermanufaktur Böker aus Solingen, dem wohl gefragtesten Ort wenn es um Qualitätsmesser Made in Germany geht.

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