Mode vom Discounter Lidl macht auf edel

Nach Aldi will nun auch Lidl mit Mode punkten: Der Discounter macht mit einer temporären Filiale in Hamburg zwischen Prada und Gucci auf chic. Doch Luxus-Flair lassen die Produkte nicht gerade aufkommen.

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Der Lidl-Pop-up-Store in Hamburg. Quelle: Lidl

Nach Aldi versucht auch Lidl, seinen Textilien einen exklusiveren Anklang zu geben. Am Mittwoch eröffnet der Discounter eine temporäre Boutique – einen Pop-up-Store – an der Hamburger Nobelmeile Neuer Wall.

„Der Pop-up-Store soll Aufmerksamkeit generieren. Es geht nicht in erster Linie um Umsätze", sagte Einkaufschef Jan Bock. Zehn Tage lang präsentiert Lidl in dem modernen Ladenlokal seine sogenannte Premium-Mode.

Lidl nimmt damit den Wettbewerb mit Aldi auf. Der Konkurrent bringt derzeit eine zweite von der Designerin Jette Joop entworfene Kollektion in die Läden. „Wir gehen einen anderen Weg: Wir wollen die Ware für sich sprechen lassen“, sagte Bock. „Das ist ein sportlicher Wettbewerb. So ist das in der Marktwirtschaft nun mal.“

Das sind die Discounter der Zukunft
Lidl mit neuem FilialkonzeptIn Verona in Norditalien betreibt Lidl zwei Filialen, die zum Vorbild für neue Märkte auch in Deutschland werden sollen. Lidl-Chef Sven Seidel betonte im Handelsblatt-Interview, dass das Unternehmen sehr viel von den Erfahrungen im Ausland lernen kann: „Die Innovation kommt daher, dass sich die Zentrale mit den Ländern reibt und die Essenz dessen, was an neuen Erfahrungen gesammelt wird, für das gesamte Unternehmen nutzbar macht.“ Quelle: Lidl
Allein schon auf der Fläche des großzügigen Eingangsbereichs der italienischen Pilot-Märkte hätte man früher fast einen gesamten Discounter gebaut. Quelle: Lidl
Der VerkaufsraumBreite Gänge, der Verzicht auf die abgehängte Decke, warme Farbtöne: In der Filiale will Lidl den Kunden künftig ein „großzügiges Raumgefühl“ geben. Das ist in deutschen Märkten meist noch anders. „Wenn Sie sich so manche Filialen älteren Baujahrs anschauen, dann ist vielerorts schon alles sehr kleinteilig“, räumt auch Lidl-Chef Seidel ein. Quelle: Lidl
Die PräsentationAuch bei der Präsentation der Waren erinnert nicht mehr viel an alte Zeiten, wo Artikel in Kartons auf Paletten standen. Die Kunden erwarten bald noch mehr Markenartikel und hochwertige Frischwaren. Trotzdem wird die Zahl der Artikel auch in Zukunft deutlich unter der der Supermärkte liegen. Quelle: Lidl
Die BackstationenNoch mehr Wert wird künftig auf frische Backwaren gelegt. Nur die Bedientheken wird man auch in Zukunft in einem Lidl vergeblich suchen. In irgendeiner Form muss sich Discount ja noch vom Supermarkt unterscheiden. Quelle: Lidl
Die Kunden-WCsEine überraschende Neuerung: Bei Neu- und größeren Umbauten will Lidl bald auch in deutschen Märkten Toiletten für Kunden anbieten. Quelle: Lidl
Die WickeltischeErleichterung für junge Mütter und Väter: Sogar einen Wickeltisch für die jüngsten Kunden soll es in Zukunft im Discounter geben. Quelle: Lidl

Das Kalkül der Discounter: Mehr Kunden, vor allem Frauen, sollen neben Lebensmittel auch Textilien kaufen. Sie wollen am Trend teilhaben, teure Mode mit billigeren Teilen von vertikalen Anbietern wie H&M, Zara oder eben Lebensmittelhändlern zu kombinieren.

Lidl sei laut Ranking der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ achtgrößter Textilhändler in Deutschland und liege knapp vor Aldi, sagte Bock. Seit 2012 habe der Discounter in Deutschland die Umsätze seiner Damen-Marke Esmara verdoppelt.

Wie die neuen Lidl-Filialen aussehen
Auch Lidl wird edel: Glasfronten, Aluminiumverblendungen und einem kombinierter Ein- und Ausgangsbereich sollen „ein Einkaufserlebnis“ für die Kunden zu schaffen. Quelle: Presse
Im Inneren dominiert die Farbe Grau und hat das zuvor bekannte Lidl-Blau abgelöst. Das deutet sich schon im Eingangsbereich an. Quelle: Presse
Lidl Quelle: Presse
Lidl

Der Hamburger Laden ist chic eingerichtet - wie die Kollektion in weiß, grau und schwarz. Ein Webrahmen begrüßt die Besucher, an der Wand hängen Retro-Bilder des einstigen Ost-Berliner „Haus der Mode“. Das Lidl-Logo an der Wand ist in dezentem schwarz gehalten. Die Kollektion an sich ist nach gängigen Maßstäben allerdings deutlich billiger als das übliche Premium-Segment.

Highlight ist ein Kaschmir-Pullover für knapp 50 Euro, ansonsten dominieren eher Basis-Stücke wie eine Haremshose aus Modal und Polyester für knapp neun Euro oder ein Langarmshirt aus Viskose, Modal und Elasthan zum selben Preis.

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