Modebranche Strauss Innovation gibt auf

Kleidung, Rotwein und Partygeschenke - mit dieser bunten Mischung hat die Warenhauskette Strauss Innovation ihre Kunden offenbar nicht mehr erreicht. Spätestens Ende Februar gehen in den letzten Filialen die Lichter aus.

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Das Unternehmen macht nach mehreren Insolvenzverfahren endgültig zu. Es fand sich kein Investor, um die Kette für Textilien, Dekoartikel und ausgewählte Lebensmittel zu retten. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Aussage ist klar und erschütternd: „Trotz intensiver Bemühungen konnte bisher kein Investor gefunden werden, der das Unternehmen und die Belegschaft übernimmt“, heißt es in einer Mitteilung der Kanzlei AndresPartner aus Langenfeld bei Düsseldorf. Der Insolvenzverwalter Dirk Andres werde den Geschäftsbetrieb „stufenweise einstellen und mit dem Abverkauf beginnen“. Betroffen sind 670 Mitarbeiter in 57 Filialen der Ladenkette für Mode, Bettwäsche und Dekoartikel. Die Kanzlei kündigte an, dass in der kommenden Woche Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan beginnen sollen.

Der aktuelle Insolvenzantrag ist bereits der dritte seit 2014. Im Oktober 2015 war die Deutsche Mittelstandsholding GmbH (DMH) aus Frankfurt als Investor eingestiegen, die seitdem große Teile des Handelsunternehmens fortführt. Das Unternehmen, das einst wegen seines innovativen Geschäftskonzeptes gelobt wurde und bei den Kunden beliebt war, konnte nicht mehr an die Erfolgsjahre anknüpfen. Das Unternehmen gründeten vor mehr als 114 Jahren in Düsseldorf die Eheleute Maria und Heinrich Strauss als Geschäft für „Kurz-, Weiß- und Wollwaren“. Es gab alles, was es brauchte, um Strümpfe zu stopfen und Pullover und Hosen auszubessern. Mit dem Verkauf des Mittelständlers 1989 an den langjährigen Mitarbeiter Peter Geringhoff begann die große bundesweite Expansion und der Ausbau der Produktbereiche von Strauss Innovation.

Ihm gelang es, den alten Kern von Haushaltstextilien beizubehalten, das Sortiment aber um ausgesuchte Lebensmittel, Dekoartikel und Damen- und Herrenkleidung zu erweitern. Vor allem verstand er es, mit Sonderaktionen wie stark reduzierter Ware von Topmodefirmen wie René Lezard kaufkräftige Kunden in die Läden zu locken. Doch im Laufe der Jahre ging das Gespür für Trends verloren. Außerdem machte immer neue Konkurrenz dem Mittelständler das Leben schwer. Dazu gehörten Einrichtungsketten wie Butlers und Depot, aber auch diverse Discount-Textilketten. Zugleich drängte ihn die steigende Zahl von Mode-Outlets mit aggressiven Rabattaktionen in die Defensive.

Die Produkte von Strauss Innovation wurden immer austauschbarer, so austauschbar, dass es Insolvenzverwalter Dirk Andres nicht gelang, die dringend erforderlichen Investoren zu finden. Er hatte seit dem Insolvenzantrag Ende September 2016 an einer Lösung gearbeitet, um das Unternehmen fortzuführen. Er sieht nun die Chance, den Geschäftsbetrieb in den meisten der 57 Filialen zumindest noch bis Ende Februar 2017 aufrechtzuerhalten.

Er will selbst jene Läden bis dahin offenhalten, deren Mietvertrag bereits zum 31. Dezember 2016 gekündigt wurde. „Hier kommt es darauf an, ob die jeweiligen Vermieter einer Verlängerung des Geschäftsbetriebs um einige Wochen über das Jahresende hinaus zustimmen. Gespräche dazu laufen“, teilte die Kanzlei des vorläufigen Insolvenzverwalters Dirk Andres mit, den das Amtsgericht Düsseldorf gestern zum Insolvenzverwalter bestellt hat. Sollte der sich aber mit den Vermietern nicht einigen, werde der Geschäftsbetrieb dann doch bereits zum 31. Dezember 2016 eingestellt. Einige Läden wie die große Filiale in der Düsseldorfer Altstadt wurden bereits vor Monaten geschlossen.

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