Modehaus Saint Laurent „Porn-Chic“-Werbung erregt Paris

Schockwerbung des Modehauses Saint Laurent löst in Paris Empörung aus, denn die schrille Provokation ist nicht branchentypisch für eine Nobelmarke. Viele dachten, „Porn Chic“ sei lange out.

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Ein Werbeplakat des französischen Luxus-Modehauses Saint Laurent eine Frau mit gespreizten Beinen in Netzstrümpfen, in Paris (Frankreich). Der Nachrichtenagentur AFP zufolge erhielt die Aufsichtsbehörde für den Werbesektor (ARPP) etwa 50 Beschwerden zu dieser Werbekampagne. Quelle: dpa

Paris Ein Mager-Model in lasziver Pose, eine Frau auf dem Boden mit gespreizten Beinen und Netzstrümpfen: Um eine Schockwerbung der Modefirma Saint Laurent gibt es in Frankreich viel Wirbel. Auf den Straßen von Paris hängen Werbebilder des traditionsreichen Hauses, die nach Einschätzung des französischen Werberats Frauen als Sex-Objekte darstellen. An zentralen Orten der Hauptstadt verschwanden inzwischen die umstrittenen Plakate.

Der französische Werberat hatte sich zuvor eingeschaltet und den Stopp der Kampagne angemahnt. Kritik gab es auch an einem extrem dünnen Model. Bei der Aufsicht gingen massenhaft Beschwerden ein. „Unterwerfung“, „geschenkte Frau“, „Sexismus“, Anpreisung einer „Vergewaltigungskultur“ - so und ähnlich lauten die Vorwürfe. Das zum Luxuskonzern Kering gehörende „Maison“ Saint Laurent hüllt sich selbst in Schweigen.

Die Kampagne ist auch Kontrast zu anderen Firmen der Branche: Die neue Dior-Chefdesignerin Maria Grazia Chiuri präsentierte ihre Models unlängst bei der Pariser Modewoche als kämpferische und selbstbewusste Frauen. Die Italienerin erklärt sich selbst als Feministin. Wie passt das zusammen, Feminismus auf dem Laufsteg und sexistische Skandalwerbung auf der Straße? Eigentlich gar nicht, meinen Pariser Modekenner, die sich die Augen reiben. Saint Laurent sei da ziemlich isoliert, lautet die Insider-Einschätzung.

Die Expertin Brigitte Grésy, die schon vor Jahren einen Bericht über das Frauenbild in Medien verfasste, meint, Saint Laurent knüpfe an die „Porn-Chic“-Mode an, die vor etwa 15 Jahren angesagt war. Die Frau sei dabei sexualisiert, unterworfen - und werde gleichzeitig lächerlich gemacht, resümierte Grésy unlängst in der Tageszeitung „Le Monde“. Sie fügt hinzu: „Das ist eine Verneinung aller Fortschritte.“

Die Verwunderung ist auch deshalb groß, weil es der Nobelmarke Saint Laurent wirtschaftlich gut geht - und von einer Frau geführt wird, der italienischen Topmanagerin Francesca Bellettini. Das Modehaus verbuchte 2016 das sechste Jahr in Folge ein Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent. Die Gewinne sprudeln. Auch bei der Schwestermarke Gucci floriert das Geschäft. Normalerweise seien es kleine und weniger bekannte Marken, die mit schriller Provokation schnell Furore machen wollten, heißt es in der Branche.

Die Debatte um Mager-Models ist nicht neu. In Frankreich gibt es seit 2015 ein Gesetz, dass ein gefährliches Untergewicht bei Mannequins verhindern soll. Gefordert wird eine medizinische Bescheinigung, dass der Gesundheitszustand mit dem Model-Beruf vereinbar ist. Saint Laurent hat auch nicht das erste Mal Ärger: Die britische Werbeaufsicht verbot vor knapp zwei Jahren eine Anzeige wegen „ungesunden Untergewichts“ eines Models.

Auch wenn die Wellen des Skandals hoch schlagen: Der Name Saint Laurent gehört zum französischen Kulturgut. Der legendäre Modeschöpfer Yves Saint Laurent (1936 bis 2008) bekommt noch in diesem Jahr in der Pariser Avenue Marceau ein Museum gewidmet.

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