Heinrich Gropper, gelernter Molkereimeister mit Realschulabschluss, hat es geschafft, sein Familienunternehmen vom bloßen Hersteller zum Partner der Händler zu machen, indem er sie mit neuen Produkten und Services bedient. Damit versucht er, seine Molkerei ein Stück weit unverzichtbar zu machen. Aber er räumt ein: "Ich bin gegenüber den großen Handelsketten immer in der schwächeren Position. Ich bin austauschbar." Denn Fruchtjoghurt oder H-Sahne ist ein Standardprodukt wie Frischhaltefolie oder eine Heftzwecke.
Darum muss Gropper ständig neue Ideen präsentieren, die passgenau auf den Händler zugeschnitten sind. Beispiel Aldi: Der Discountprimus bietet in seinen Läden einen Biojoghurt und ein Biomüsli an. Daraus tüftelt Gropper einen Biojoghurt mit Biomüsli im Deckel. Die Aldi-Einkäufer sind begeistert, das Produkt wird gelistet. Wenige Wochen später beschwert sich der Einkäufer eines Aldi-Rivalen, warum Gropper ihm dieses Konzept nicht angeboten habe. Groppers Antwort: "Weil ihr kein Biomüsli habt."
Groppers Geschäftsmodell basiert angesichts des knallharten Wettbewerbs der Händler untereinander auf Vertrauen. "Der Einkäufer muss wissen, dass wir nicht zum Nächsten rennen und dem dasselbe Konzept vorstellen."
Nur im Kleingedruckten
Die hohe Nachfrage der Verbraucher bestärkt Groppers Ausrichtung: In den Kühlregalen der deutschen Handelsketten wird schon jeder zweite Joghurt, Milchdrink oder Pudding als Handelsmarke verkauft, unter Namen wie Elite, Ja, Desira, Belarom, Landfein oder Milbona. So wundert es kaum, dass die Bayern bei Endverbrauchern nahezu unbekannt sind; der Name Gropper taucht allenfalls klein gedruckt auf Becher oder Flasche auf.
Das ändert sich schlagartig zu Beginn des vergangenen Jahres: Als Hersteller von Aldis Schoko-Vanille-Pudding Flecki wird Gropper öffentlichkeitswirksam in einen juristischen Clinch mit Oetkers Puddingpendant Paula verstrickt. Vorwurf seitens der Oetker-Anwälte: Flecki sehe Paula zu ähnlich. Möglich also, dass Kunden Flecki kaufen, obwohl sie eigentlich Paula wollen.
Fast ein Jahr lang beschäftigt der Puddingkrieg die Gerichte. Dann entscheidet das Landgericht Düsseldorf, dass Flecki das technische Patent von Oetker nicht verletze. Nach drei Niederlagen vor Gericht kommt Oetker zu der Erkenntnis, den Streit nicht weiterzuführen.
Flecki, seinerzeit nur testweise in einigen Regionen von Aldi Süd im Regal, ist mittlerweile ein Renner und flächendeckend beim Discountkonzern gelistet, bei dessen österreichischer Tochter Hofer und sogar in einigen Regionen von Aldi Nord.