Der Verfall vieler Währungen gegenüber dem dem US-Dollar und dem Renminbi habe gravierendere Auswirkungen als das bloße Verändern der Rankingpositionen der Unternehmen, schreiben die Rabobank-Experten in ihrer Analyse. Schwache Währungen korrelierten oft mit sinkenden Chancen für Absatzwachstum für Molkereiprodukte wie sich am Beispiel Brasiliens erweise: Der Real sei gegenüber dem Dollar seit Mitte 2014 um 27 Prozent abgewertet worden, im laufenden Jahr dürfte die brasilianische Wirtschaft um 1,5 Prozent schrumpfen, was den Absatz an Milcherzeugnissen allenfalls auf konstantem Volumen halten werde, so die Überzeugung der Analysten.
Viele kleine Übernahmen
Währungsschwäche schmälere zudem auch die Finanzkraft der weltweiten Milch-Konzerne. Mitte 2015 standen der Dollar und der Renminbi auf einem absoluten Hoch gegenüber anderen Währungen, was die Finanzkraft der Unternehmen stärke, die einen großen Teil ihres Geschäfts im US- oder im chinesischen Markt hätten. Damit bekämen diese Unternehmen auch mehr Geld in ihre Kriegskassen, so die Schlussfolgerung.
Umgekehrt werde die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen mit Niederlassungen in den USA oder China geschwächt. Die rasanten Veränderungen der Wechselkurse in den letzten 12 Monaten hätten ein Missverhältnis von Gewinn und Verbindlichkeiten bei so manchen Unternehmen herbeigeführt – Risikomanagement sei gefragt. Für Unternehmen, die nur in ihren Binnenmärkten aktiv seien, bilde die Kursentwicklung weiterhin eine nur untergeordnete Frage.
Die Fusions- und Übernahmeaktivitäten seien im Milchbereich auch 2014 hoch gewesen. Die Rabobank zählte 109 Transaktionen. 16 der Top 20 Unternehmen haben in den letzten 18 Monaten fusioniert, andere aufgekauft oder Joint Ventures gegründet. Allein Lactalis hat in 2014 sechs Übernahmen getätigt, weitere sechs bereits im ersten Halbjahr 2015.
Allerdings ist das finanzielle Volumen, das hinter den M&A steht, im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr insgesamt deutlich gesunken. Die relativ größten Fusionen und Übernahmen erfolgten bei Unternehmen, die nicht in den Top 20 sind.
Warnende Botschaft
Die Entwicklung der japanischen Molkereiriesen sehen die Rabobank-Experten als Warnung für andere Unternehmen. Morinaga fiel aus den Top 20, vor zwei Jahren lagen Meiji und Morinaga noch auf Rang 10 bzw. 13, aktuell ist Meiji auf Rang 17 abgerutscht – mit einem Umsatzeinbruch von mehr als 30 Prozent. Wenn Unternehmen in einem Binnenmarkt mit geringem Wachstum konfrontiert sind, ist eine Expansion ohne Export oder Übernahmen von Wettbewerbern kaum möglich, so die Rabobank. Eine schwächelnde Landeswährung wertet das rein nationale Geschäft weiter ab.