Nach dem Brexit-Votum Easyjet gründet bald neue Airline in der EU

Nach der Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der EU muss der britische Billigflieger eine neue Fluglizenz in einem anderen EU-Land beantragen. Zudem will Easyjet den Konkurrenten Marktanteile abjagen.

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Der Marktanteil des britischen Billigfliegers in Deutschland liegt derzeit bei nur vier Prozent – soll aber ausgebaut werden. Quelle: Reuters

Berlin Der britische Billigflieger Easyjet will Anfang nächsten Jahres entscheiden, in welchem EU-Land er eine Fluglizenz beantragt. Das Brexit-Votum berge die Gefahr, dass sich die Flugrechte ändern könnten, sagte Deutschland-Chef Thomas Haagensen in einem am Dienstag veröffentlichten Reuters-Interview. Er ließ sich nicht in die Karten schauen, wo der neue Ableger ansässig sein werde. „Es gibt mehrere Möglichkeiten, wir werden in ein paar Monaten mehr wissen.”

Die Entscheidung der Briten für einen EU-Ausstieg ist eine Gefahr für die Geschäfte der dortigen Airlines, da sie sich um den Zugang zum europäischen Markt sorgen müssen. Derzeit können Easyjet, British Airways und Co. dank einer EU-weiten Regelung auch Flüge anbieten, die gar nicht über Großbritannien gehen, etwa von Deutschland nach Italien. Dieser Vorteil steht mit dem Austritt auf dem Spiel. In Deutschland ist der Konkurrent von Ryanair und Eurowings bisher eher schwach vertreten, will aber künftig stärker zulegen.

Im Geschäftsjahr bis Ende September 2017 nimmt sich Easyjet konzernweit vor, neun Prozent mehr Sitzplätze anzubieten – „in Deutschland eigentlich ein bisschen mehr”, sagte Haagensen. Der Marktanteil hierzulande liegt bei vier Prozent, in der Schweiz hingegen sind es 24 Prozent und in den Niederlanden zehn Prozent. Eine Zielmarke für Deutschland gebe es nicht, sagte der Manager. „Für uns ist es am wichtigsten, dass wir in Berlin und Hamburg mehr investieren und dass wir dort Nummer 1 oder Nummer 2 sind.” Am Berliner Flughafen Schönefeld hat Easyjet elf Flugzeuge stationiert und baut seine Flotte im Sommer 2017 um eine weitere Maschine aus. In Hamburg stehen drei Flugzeuge.

Branchenprimus Ryanair geht derzeit aggressiv in den deutschen Markt und will sogar die Lufthansa auf ihrem Heimatflughafen Frankfurt angreifen. Die Iren sind in Europa mit 350 Maschinen unterwegs, Easyjet mit knapp 260. Angesichts des harten Wettbewerbs auf dem deutschen Flugmarkt gibt Haagensen sich gelassen. „Wir müssen uns nicht umstrukturieren”, sagte er unter Anspielung auf Rivalen, die derzeit viel mit sich selbst beschäftigt sind.

Die Lufthansa etwa treibt den Ausbau ihrer Billigtochter Eurowings voran – gegen den Widerstand der Piloten. Air Berlin als zweitgrößte deutsche Fluglinie muss sich gesundschrumpfen und hängt weiter am Tropf seines Großaktionärs Etihad. Für Fluggäste bleibe es vergleichsweise billig, sagte Haagensen. „Es war nie so günstig zu fliegen.”

Als Konsequenz aus Anschlägen in Nordafrika und der Türkei interessierten sich Badeurlauber zunehmend für Ziele auf dem europäischen Kontinent. „Wir müssen jetzt mehr und mehr Alternativen ausbauen und unseren Kunden mehr Optionen anbieten”, sagte Haagensen. Deshalb biete Easyjet künftig aus Berlin neue Strecken nach Kroatien, Bulgarien und Frankreich an sowie aus Hamburg Flüge nach Griechenland, Spanien und ebenfalls nach Frankreich.

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