Nach Listerien-Skandal Razzia bei Fleisch-Gigant Sieber

Für Sieber kommt es immer dicker: Erst der Produktionsstopp samt Rückruf der gesamten Ware, dann die Insolvenz und jetzt auch noch „Besuch“ vom Staatsanwalt. Dabei wollte die Großmetzgerei bald wieder loslegen.

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Vor Ostern waren in einem Schweinefleisch-Produkt von Sieber Listerien nachgewiesen worden. Quelle: dpa

Geretsried Bei der wegen bakterienbelasteter Wurst geschlossenen Großmetzgerei Sieber aus Bayern hat es eine Razzia gegeben. Polizisten durchsuchten am Mittwoch drei Stunden lang Räume am Firmensitz in Geretsried, drei Labors im Großraum München und in Baden-Württemberg sowie ein Privathaus. Die Justiz ermittelt wegen Verstößen gegen Lebensmittelgesetze gegen Firmenchef Dietmar Schach. „Am Tatvorwurf hat sich nichts geändert“, sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich nach Abschluss der Aktion in München.

An der Durchsuchung waren ein Staatsanwalt und 20 Polizisten beteiligt. Nach Auskunft von Heidenreich wurden 50 Aktenordner und EDV-Material sichergestellt. Ein Firmensprecher bestätigte, dass es sich bei dem durchsuchten Privathaus um das Haus von Schach handele.

Der alleinige Geschäftsführer hatte in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet, nachdem die Gesundheitsbehörden ein Betriebs- und Vertriebsverbot gegen die Firma verhängt sowie einen bundesweiten Rückruf der gesamten Ware veranlasst hatten. Im März war in einem „Original bayerischen Wammerl“ von Sieber eine deutlich über dem Grenzwert liegende Zahl von Listerien nachgewiesen worden.

Nach umfangreichen Untersuchungen sehen das Robert Koch-Institut und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) einen Zusammenhang zwischen dem Schweinefleisch-Produkt und einem Ausbruch von Listerioseerkrankungen im Jahr 2012 hauptsächlich in Süddeutschland. Acht Menschen starben an den Folgen der Krankheit.

Die Razzia am Mittwochmorgen kam für Sieber zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Für diesen Tag war ein Gespräch des von Insolvenzverwalter Josef Hingerl eingesetzten dänischen Sachverständigen Dieter Elsser-Gravensen mit den Lebensmittelbehörden angesetzt. Ziel ist, ein Konzept zu entwickeln, mit dem die Listerien aus dem Betrieb verbannt werden können. Danach solle die Produktion schnellstmöglich wieder aufgenommen werden, forderte Hingerl.

Die Entscheidung über eine Klage gegen das Produktionsverbot steht noch bevor. Das Verwaltungsgericht München will in dieser Woche über einen Eilantrag von Firmenchef Schach befinden, mit dem der 51-Jährige die Wiederaufnahme der Produktion erreichen will.

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