Naturkosmetik Weleda - Im Einklang mit Natur und Profit

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Kostspieliger Wasserkopf

Die nachhaltigsten Unternehmen
Innenansicht einer Filiale der Drogerie-Kette dm Quelle: AP
Ein Mann lehnt an einer Wand, unter dem Logo von Mercedes Benz Quelle: REUTERS
Palina Rojinski bei der Pressepäsentation zum OTTO Saisonstart 2012 in Hamburg Quelle: Morris Mac Matzen
Ein Audi A1 Quattro in der Produktion Quelle: dpa
Ein Marmeladenglas der Sorte Landliebe Quelle: dpa/dpaweb
Produkte der Bärenmarke Quelle: AP
Ein Mitarbeiterin von Miele montiert eine Waschmaschine Quelle: dpa

Alles eine Spur zu groß – so regierte Ex-Chef Patrick Sirdey Jahre lang bei Weleda. Der Franzose verpasste dem Unternehmen üppige Strukturen: getrennte Business Units für Kosmetik und Arznei, lokale Leiter für die drei Standorte Arlesheim (Schweiz), Schwäbisch Gmünd (Deutschland) und Huningue (Frankreich), eine Extra-Zentrale in Basel. Es entstand ein kostspieliger Wasserkopf. Sirdey ließ Produkte in Frankreich herstellen, obwohl es sich nicht lohnte. Es fehlte eine klare Spartenrechnung. Kritik unterband der Franzose.

Obendrein torpedierten "fundamentalistische Anthroposophen mit weltfremder Sicht", wie ein einstiger Verwaltungsrat (VR) sie nennt, nötige Veränderungen. So blockierten anthroposophische Ärzte eine Verkleinerung des Arzneisortiments und höhere Preise. Zwar konnte Weleda einige Wirkstoffe einstellen. Doch noch immer hat das Unternehmen mehr als 2000 Arzneimittel im Programm.

70 Prozent der Präparate machen Verlust

Weledas bestverkauftes Mittel, Hepatodoron für Leber und Darm, schafft nur 0,8 bis 1,3 Millionen Euro Umsatz. Die Maschinen produzieren das Medikament mit maximal sieben Prozent Auslastung. Rund 70 Prozent der Präparate machen Verlust.

Lange Zeit interessierte das nicht bei Weleda. Schließlich sollte das Unternehmen nie Profit machen. Anthroposophie-Lehrmeister Rudolf Steiner, der Weleda 1921 zusammen mit der Ärztin Ita Wegman gründete, kam es nur auf den Einklang von Mensch und Natur an.

Größtes Problemkind ist die Arzneimittelsparte, die noch in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts die wichtigste Geldquelle war. Die Zulassung für Naturarzneien ist aufwendiger und teurer geworden. Insider taxieren den Verlust der Sparte 2011 auf fast 42 Millionen Euro. Das Minus gleicht Weleda mit Naturkosmetika aus, die seit den Neunzigerjahren boomen. Allerdings wächst das Geschäft nun langsamer, dadurch sank 2011 der Gewinn der Sparte von 42 auf 33 Millionen Euro – und ließ Weleda in die roten Zahlen rutschen.

Anteilseigener schauen tatenlos zu

Lange schauten die mit jeweils 40 Prozent großen Anteilseigner von Weleda dem Treiben untätig zu: die von Steiner gegründete Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (AAG) in Dornach bei Basel, weltweiter Hort des esoterischen Heilsdenkens, sowie die Ita Wegman Klinik im benachbarten Arlesheim. Anfang dieses Jahres zogen sie die Reißleine und entließen einen Großteil der Geschäftsleitung.

"Wir haben unsere Sorge um Weleda schon früher zum Ausdruck gebracht", sagt der neue Weleda-VR-Präsident Paul Mackay, ein in Hongkong geborener Banker, der seit 1996 in der AAG-Spitze vertreten ist. Gegen die Haltung der Anthroposophen, das Gute im Menschen zu sehen, vermochte er offenbar nichts auszurichten.

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