NDR-Sendung "Markt" Supermärkte verkaufen schimmeliges Obst und Gemüse

Laut Recherchen des NDR verkaufen viele deutsche Händler Obst und Gemüse, das schon verschimmelt ist. Wie kann das sein? Lebensmittel-Experte Fritz Titgemeyer gibt Antworten im Interview.

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Lebensmittelkontrolle Quelle: Fotolia

Viele Supermärkte und Discounter verkaufen verdorbenes Obst und Gemüse, das nach Lebensmittelrecht gar nicht mehr angeboten werden darf. Das konnte das NDR-Wirtschaftsmagazin „Markt“ jetzt erneut zeigen: In 15 von 17 getesteten Rewe-, Edeka-, Aldi- und Lidl-Filialen wurden verschimmelte Produkte gefunden.

WirtschaftsWoche Online: Herr Titgemeyer, wirklich überraschend ist das NDR-Ergebnis zu verschimmelten Lebensmitteln in Supermärkten nicht. Woran liegt das?
Fritz Titgemeyer: Jedes Jahr kommen solche Berichte auf. Generell ist es so, dass Obst und Gemüse natürlicherweise irgendwann anfängt, zu schimmeln. Das passiert, wenn die Ware zu lange ausliegt oder bei den falschen Temperaturen gelagert wird. Je kühler die Produkte gelagert werden, desto länger sind sie haltbar. Das trifft zum Beispiel auf Erdbeeren im Sommer zu. Bei Waren aus wärmeren Regionen kann aber auch schon eine Lagerung bei Raumtemperatur um 13 Grad ausreichen.

Das müssten die Supermarkt-Betreiber doch wissen?
Es gibt ja auch eine Reihe von Supermärkten, die kein Problem mit vergammeltem Obst und Gemüse haben, weil sie über ein professionelles Hygienemanagement verfügen. In Discountern ist der Tag genau durchstrukturiert: Da wird die Ware abends in die Kühlung und am nächsten Morgen wieder in die Auslage gebracht. Bei einer Sechserpackung Pfirsiche fällt dann vielleicht die eine verschimmelte Frucht ganz unten aus Zeitdruck nicht auf. Viele Märkte nehmen das in Kauf und verschwenden keine Energie darauf, das Problem zu ändern, solange keine großen Reklamationswellen aufkommen. Natürlich könnten auch die Mitarbeiter an der Kasse noch einmal kontrollieren, aber das würde den ganzen Ablauf aufhalten.

Zur Person

Die Qualität der Lebensmittel wird doch auch von außen überprüft.
Ja, das stimmt. Die städtischen Kontrolleure besuchen auffällige Märkte häufiger. Außerdem beklagen sich viele über zu wenig Personal, um mehr Kontrollen durchzuführen.

Die Negativ-Beispiele führen natürlich immer zu mehr Aufmerksamkeit. Dabei gibt es auch viele Märkte, die kein Problem mit Gammel-Obst haben. Was machen sie besser?
Wir haben hier in Münster zum Beispiel einen Supermarkt, der komplett modernisiert wurde, unter anderem wurde eine neue Kühlanlage eingebaut und Gemüse und Obst wird viel übersichtlicher präsentiert. Generell müssen drei Punkte unbedingt beachtet werden: die Produktfrische beim Einkauf, eine regelmäßige Schulung des Personals und das Wissen, welches Gemüse bei welcher Temperatur gelagert werden muss.

Was müsste denn passieren, damit weniger verdorbene Ware in den Supermärkten verkauft wird?
Es gibt Best-Practices-Beispiele, an denen sich einzelne Filialen orientieren könnten. Ein Strategie- und Erfahrungsaustausch zwischen den Filialen wäre mehr als sinnvoll und ist bei Problemen mit anderen Produkten ja auch Gang und Gäbe.

Worauf sollten wir Verbraucher beim Obst-Einkauf denn achten und wie gefährlich kann der Verzehr von verschimmelter Ware sein?

Beim Einkauf sollte man ganz genau hinschauen. Denn erst wenn beispielsweise Schimmel sichtbar wird, kann es für uns Menschen gefährlich werden. Solche Produkte sollten wir also nicht kaufen. Generell ist es aber so, dass keiner, der einmal verdorbenes Obst gegessen hat, daran stirbt. Neben der genauen Betrachtung der Ware könnte auch ein aufmerksamer Blick durch den Supermarkt nicht schaden: Ist alles aufgeräumt und sauber? Dann lohnt sich ein Einkauf.

Der Markt-Test zum Thema Obst und Gemüse läuft Montagabend um 20:15 Uhr im NDR-Fernsehen.

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