Niki-Verkauf auf der Kippe Insolvenzverfahren muss in Österreich laufen

Böse Überraschung für die Air Berlin-Tochter Niki und den Käufer IAG. Das Landgericht in Korneuburg will das Verfahren nach Österreich holen. Damit muss die Insolvenz vielleicht komplett neu aufgerollt werden.

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Frankfurt Schwerer Rückschlag für den geplanten Verkauf der Air Berlin-Tochter Niki. Das Landgericht im österreichischen Korneuburg will das Haupt-Insolvenzverfahren nach Österreich holen. Der Plan von Lucas Flöther, dem vorläufigen Insolvenzverwalter in Deutschland, in Österreich lediglich ein sogenanntes Sekundär-Insolvenzverfahren zu starten, das Hauptverfahren aber wie bisher in Deutschland zu belassen, ist damit vorerst gescheitert.

Die Entscheidung erschwert den geplanten Verkauf von Niki-Vermögenswerten und die Rettung von 740 der rund 1000 Niki-Jobs. Flöther hat mit der britisch-spanischen Airline-Holding IAG und deren Billigableger Vueling einen Kaufvertrag für wesentliche Teile der Airline abgeschlossen. Vueling will 20 Millionen Euro zahlen und 17 von Niki angemietete Flugzeuge übernehmen.

Doch diese Vereinbarung steht unter dem Vorbehalt, dass kein anderer Insolvenzverwalter eingesetzt wird. Genau das droht nun aber. Hinzu kommt: Auch der Kompetenzstreit zwischen deutschen und österreichischen Insolvenzgerichten bleibt ungeklärt. Denn in Deutschland steht noch eine Gerichtsentscheidung aus. Dort hatte das Landgericht Berlin das Insolvenzverfahren nach Österreich verwiesen – auf Antrag des Fluggastrechte-Portals Fairplane.

Doch Niki hat dagegen vor dem Bundesgerichtshof (BGH) Rechtsbeschwerde eingelegt. Sollte der BGH entscheiden, das Verfahren doch in Deutschland anzusiedeln, könnte der Verkauf noch vollzogen werden. Allerdings könnte der Fall auch noch vor dem Europäischen Gerichtshof landen. In jedem Fall drohen damit deutliche Verzögerungen.

„Niki wird nun die zur Verfügung stehenden rechtlichen Schritte prüfen“, erklärte Insolvenzverwalter Flöther in einer Stellungnahme. „Im Vordergrund steht allerdings, dass der bereits geschlossene Kaufvertrag für den Niki-Geschäftsbetrieb Rechtskraft erlangt und möglichst viele Arbeitsplätze gerettet werden. Kompetenzfragen sind dabei völlig nachrangig.“

Der nun zusätzlich berufene Verwalter in Österreich hat zwei Möglichkeiten. Er kann den von Flöther mit der IAG geschlossenen Vertrag absegnen. Oder er startet ein komplett neues Bieterverfahren – in der Hoffnung, doch noch einen Käufer für das gesamte Unternehmen zu finden. Doch in der Branche wird es für recht unwahrscheinlich gehalten, dass es ein besseres Angebot als das der IAG geben wird. Davon geht auch Flöther aus.

Zudem gibt es in Österreich ein großes Interesse daran, Niki – einst die zweitgrößte österreichische Airline neben der zur Lufthansa gehörenden Austrian Airlines – zu erhalten. Das hat Vueling bislang wohl zugesagt. Die IAG-Tochter will den Flugbetrieb zwar integrieren. So soll der Vertrieb für Niki-Tickets bei Vueling angesiedelt sein. Das ist auch notwendig, denn Niki hatte keinen eigenen Vertrieb, hat sich hier auf die Muttergesellschaft Air Berlin verlassen. Gleichzeitig will Vueling aber den gerade im deutschsprachigen Raum etablierten Namen Niki behalten.

Die Zeit, den Vertrag abzuschließen – das so genannte Closing – drängt. Denn um den seit der Insolvenzanmeldung Mitte Dezember ruhenden Flugbetrieb schnell wieder zu starten, muss ein Minimalbetrieb aufrechterhalten werden. Das kostet aber Geld. Dafür stellt die IAG 16,5 Millionen Euro zur Verfügung. Doch dieses Geld reicht laut Flöther nur für wenige Wochen.

Niki ist gerade dabei, die für den Betrieb notwendigen Flugzeuge nach Wien zu holen – etwa aus Deutschland. Zudem will man den Ticketverkauf bereits Mitte Februar wieder starten – dann wie gesagt über Vueling. Bis dahin müsste das Closing also erfolgt sein, sonst darf Vueling diesen Plan nicht umsetzen.

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