Oetker verkauft Reederei Hamburg Süd Was die Übernahme für Käufer Maersk und Verkäufer Oetker bedeutet

Die Traditionsreederei Hamburg Süd geht ein ins dänische Riesenreich des Weltmarktführers Maersk – und hat so ein Zukunftsperspektive. Die ist beim Oetker-Konzern deutlich schwieriger.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Quelle: REUTERS

Der Mann macht gewaltig Tempo – gerade mal drei Monate im neuen Job, schafft Sören Skou Tatsachen. Erst spaltet der neue Vorstandschef von Maersk den Konzern auf, in die beiden Sparten Energie und Transport. Dann beginnt er flugs mit der Umsetzung seines Wachstumsplans. Im September erst kündigte der Däne an, dass der Marktführer der weltweiten Containerschifffahrt durch Zukäufe weiter wachsen soll. Schon zwei Monate später setzt er den Plan in die Tat um: Die Skandinavier kaufen dem Bielefelder Familienkonzern Oetker die Traditionsreederei Hamburg Süd ab.

Damit treiben die Dänen die laufende Konsolidierung der globalen Frachtschifffahrt weiter voran. Das weckt Hoffnungen in der Branche, die seit acht Jahren in der Krise steckt und unter großen Überkapazitäten und fallenden Transportpreisen leidet. Für Hamburg Süd ist die Übernahme deshalb die letzte Hoffnung. Denn die Reederei hätte als Einzelkämpfer in dem ruinösen Markt wohl nicht mehr lange überlebt.

Hamburg Süd nimmt zurzeit Rang sieben der größten Containerreedereien der Welt ein. Mit ihrer Flotte, die eine Kapazität von 625.000 Standardcontainern hat, waren die Hamburger bisher die zweitgrößte deutsche Reederei, nach Hapag-Lloyd. Die Hansestädter beschäftigen 6000 Mitarbeiter und trugen im vergangenen Geschäftsjahr mit 6,1 Milliarden Euro immerhin knapp die Hälfte zum Gesamtumsatz der Oetker- Gruppe bei. Rund fünf Milliarden Dollar muss Maersk für die Traditionsreederei zahlen, berichten Branchendienste.

Mit dem Zusammenschluss mit Hamburg Süd vergrößert Maersk den Abstand zum Wettbewerb noch einmal deutlich. Stimmen die Kartellbehörden dem Deal zu, kommen die Dänen und ihre Verbündeten voraussichtlich von Mitte nächsten Jahres an allein in der Container-Schifffahrt mit dann mehr als 740 Containerschiffen auf einen Marktanteil von 18,6 Prozent, weit vor allen Verfolgern.

Aus Sicht von Maersk-Chef Skou ist Hamburg Süd dabei ein attraktiver Zukauf: Die Reederei hat schon immer eine starke Position in Südamerika, gegründet wurde sie 1871 als „Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft“. Das Netzwerk von Maersk ergänzen die Hanseaten damit um wichtige Verbindungen. Mit ihnen im Verbund kommen die Dänen damit auf eine Stellplatz-Kapazität von 3,8 Millionen Standardcontainern. Ein Standard-Container steht dabei für eine Metallkiste mit einer Länge von sechs Metern.

Aus Sicht von Hamburg Süd ist die Übernahme der rettende Anker. Für die kriselnde Reederei ist ein Verkauf der einzige Ausweg. Schuld daran sind die Eigentümer selbst, die Familie Oetker. Schon 2012 verhandelte Hamburg Süd mit dem Nachbarn Hapag-Lloyd über einen Zusammenschluss, die Hamburger Politik jubelte. Gemeinsam wären Hapag-Lloyd und Hamburg Süd wohl zu einer der größten Seemächte im Welthandel aufgestiegen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%