Olivenöl Warum ein gutes Olivenöl 10 Euro kosten muss

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Qualität kommt aus Übersee

Die Qualität der Früchte könne in Minutenschnelle in einer herkömmlichen Ölmühle ruiniert werden, sagt März. Oliven müssten unmittelbar nach der Ernte möglichst unverletzt rasch weiterverarbeitet werden und Anlagen, die möglichst wenig Sauerstoff an die Oliven lassen, verhinderten ungewünschte Prozesse, die sich in Fehlnoten wie Kakao, Essig oder Fußschweiß äußerten.
Moderne Anlagen kosten jedoch Geld. Die Familie Jordan aus Solingen hat betreibt seit 1989 eine Olivenölproduktion in Griechenland und vermarktet unter dem eigenen Namen das Öl. Das Unternehmen betreibt auf Lesbos eine Ölmühle nach neuestem Standard. Hier wird das Öl im sogenannten "Kaltextraktionsverfahren" gewonnen, bei dem die Oliven in einem geschlossenen und weitestgehend vor Luft geschützten Kreislauf verarbeitet werden. Gepresst werden die Oliven im klassischen Sinne nicht. Jordan vermarktet das Öl unter der eigenen Marke für rund 17 Euro den Liter. Die Marke steht über der Herkunft.

Die größten Ernährungsmythen
Verlängern Chili-Schoten das Leben? Quelle: REUTERS
Schokolade Quelle: dpa
Je mehr Vitamine desto besser Quelle: dpa
Brot macht dick und ist ungesundGerade für die Verfechter kohlehydratarmer Nahrung steckt der Teufel im Brot: Es mache dick und trage sogar Mitschuld an Diabetes. Das ist so allerdings nicht richtig: Gerade Vollkornbrot (echtes Vollkornbrot, kein mit Malz eingefärbtes Weißbrot) hat sehr viel Ballaststoffe. Die sind gesund und machen satt. Außerdem liefert es verschiedene Vitamine sowie Iod, Flur, Magnesium und Zink. Quelle: dpa
"Light", "Leicht" oder "Fettarm" - das ist gut für die schlanke LinieDie Lebensmittelindustrie hat den Trend zu bewusster Ernährung entdeckt und nutzt ihn mit Fitness- und Wellness-Begriffen gezielt aus. Doch die Verbraucherorganisation Foodwatch warnt: Oft werden so Lebensmittel beworben, die alles andere als kalorienarm sind. Der Verein hat das Nährwertprofil von sogenannten Fitness-Müslis, Wellness-Wasser oder Joghurt-Drinks überprüft und kam zu dem Ergebnis, dass die scheinbar "gesunden" Lebensmittel Softdrinks oder Fast-Food-Snacks beim Zucker-, Salz- oder Fettgehalt oftmals in nichts nachstehen. Bei fettarmen Produkten wird der Geschmacksmangel häufig durch zahlreiche andere Inhaltsstoffe, etwa Stärke und Zucker, ausgeglichen - der Kaloriengehalt unterscheidet sich kaum, ist manchmal durch den hohen Zuckergehalt sogar höher - und gesund ist das Light-Produkt noch lange nicht. Quelle: dpa
Kartoffeln machen dick Quelle: dpa
Öko-Lebensmittel sind gesünder Quelle: dpa


Denn besser verkaufen lässt sich immer noch der Zusatz „Italienisches“ Olivenöl. „Die Kosten für die Mitarbeiter sind in Italien jedoch höher“, sagt Conrad Bölicke. Preise zwischen 2,30 bis 2,80 pro Kilogramm Oliven wären in Italien üblich, in Griechenland lägen sie bei 1,80 bis 2,25. Italienisches Öl, zumal mit dem Zusatz der Herkunft aus Ligurien oder Toskana ist besonders beliebt. Gleich bei fünf Ölen ermittelte Stiftung Warentest, dass die Öle nicht aus dem Land stammten, das auf dem Etikett angegeben war.
Der Autor Tom Hillenbrand schildert in seinem Buch „Tödliche Oliven“ die Problematik der Begeisterung für italienische Oliven. Es wird weit mehr verbraucht, als das Land produziert. „Die Panscherei ist zu 90 Prozent ein italienisches Problem“, sagt Hillenbrand, der für die Fälle seines Kommissars Kieffer die Hintergründe der Olivenöl-Produktion recherchiert hat. „Es ist Teil der noch größeren Lebensmittelbetrugs-Industrie“.
Selbst wenn sie nicht illegal handelt – Olivenöl ist selbst dann ein industrialisiertes Produkt von großen Konzernen, wenn das Gebinde und das Etikett die romantische Welt Italiens beschwört. Das beliebteste Olivenöl in den USA ist die Marke Filippo Berio, an dessen Mutterkonzern Salov wiederum der staatseigene chinesische Lebensmittelkonzern Bright Foods die Mehrheit hält. Die in Deutschland bekannte Marke Bertolli gehört inzwischen zum spanischen Weltmarktführer deOleo mit einem Marktanteil von 22 Prozent.

So essen die Deutschen am liebsten
FleischDie Deutschen lieben Fleisch. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Bundesagrarministers Christian Schmidt (CSU) kommen bei vier von fünf Deutschen (83 Prozent) Fleisch und Wurst mehrmals in der Woche auf den Tisch. Quelle: AP
GeschlechtsunterschiedeBesonders Männer und Bürger aus den neuen Bundesländern bestehen auf ihr tägliches Schinkenbrötchen und ihr Schnitzel. Insgesamt ernähren sich Frauen gesünder als Männer. Schmidt sprach insgesamt von einem „eigentlich ziemlich guten Befund“. Gemeinsam mit Forsa-Chef Manfred Güllner bescheinigte der Minister den Deutschen bei ihrem Ess- und Konsumverhalten die Note 2 bis 3. Das Klassenziel sei erreicht, einige Werte müssten aber noch verbessert werden. Quelle: Fotolia
PastaLaut dem Ernährungsreport 2016 ist das Lieblingsgericht der Deutschen aber nicht Wurst oder Steak, sondern Pasta. Die dann vermutlich mit Hackfleischsauce. 35 Prozent nennen Spaghetti, Spätzle & Co als Lieblingsgericht. Quelle: AP
LieblingsessenWeitere Lieblingsgerichte nach Nudeln sind Gemüse- und Kartoffelgerichte (18 Prozent) sowie Fischgerichte (16). Salat bezeichneten 15 Prozent als ihre Leibspeise, das Schnitzel nannten nur elf Prozent. Quelle: dpa
Vegetarier und VeganerNur drei Prozent der Deutschen verzichten ganz auf Fleisch und Wurst. Nur sechs Prozent der Frauen und lediglich ein Prozent der Männer geben an, nie Fleisch oder Wurst zu essen, wie aus von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) vorgelegten „Ernährungsreport 2016“ hervorgeht. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Bio-LebensmittelIm Trend liegen eine artgerechte Tierhaltung sowie Regionales: Fast alle Befragten wären bereit, für Fleisch aus tiergerechter Haltung mehr zu zahlen. 86 Prozent der Verbraucher sind für ein besseres Einkommen der Landwirte. Etwas mehr als drei Viertel legen zudem Wert darauf, dass die Lebensmittel aus der Region kommen. Quelle: dpa
EinkaufenTrotz steigenden Angebots nutzt laut der Umfrage bisher kaum jemand (durchschnittlich weniger als 1 Prozent) die Möglichkeit, Lebensmittel im Internet zu bestellen und sich diese nach Hause liefern zu lassen. Aber jeder Fünfte nutzt das Smartphone und „googelt“ beim Einkauf. Trotzdem fühle sich aber auch fast ein Viertel der Befragten (24 Prozent) weniger gut bis schlecht informiert über die Lebensmittel, die sie kaufen. Quelle: dpa


Den Produzenten, die es zu einem Teil nicht besser wissen, die es zum anderen Teil nicht anders wollen, den Händlern, die daran verdienen wollen, spielt in die Hände, dass die Bewertung von Olivenöl sehr schwierig ist. „Am verheerendsten ist, dass die professionellen Verkoster sich untereinander nicht einig sind und auf sie somit kein Verlass ist“, sagt Andreas März. Er fordert nicht nur eine Abschaffung des Klassifizierungssystems hin zu lediglich den zwei Bezeichnungen „Olivenöl“ und „rektifiziertes Lampantöl“, sondern auch die Abschaffung von offiziellen Panels. „Tatsächlich lässt der Gesetzgeber die Panels mit der undankbaren Aufgabe der Qualitätsprüfung völlig allein“, sagt März. Er schlägt vor, wichtige Parameter wie zum Beispiel Fehlaromen mittels elektronischer Nasen ermitteln zu lassen. So könnten fehlerhaft Öle aussortieren, bevor sie die menschlichen Tester beurteilen.

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