Onlinehandel Wie Amazon Indien erobern will

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Kuhfladen sind Verkaufsschlager

Doch Amazon hat einen anderen Vorteil: Kuhfladen. Die werden in Indien traditionell als Brennstoff und Heizmittel genutzt und gehören zu den bestverkauften Amazon-Artikeln in Indien. In manchen Gegenden nutzen die Inder die Fladen sogar, um Hütten zu bauen. Wer mehr Fladen bestellt, bekommt Rabatte. So kosten 11 Fladen nur 99 Rupien (umgerechnet etwa 1,40 Euro). Die Konkurrenten Flipkart und Snapdeal haben den Artikel jedoch nicht in ihrem Angebot.

Wer aber wird sich langfristig durchsetzen? „Es ist noch immer Tag 1“, erklärt Amazon, das erst vor zwei Jahren in dem aufstrebenden Schwellenland startete. Und auch die Handelsanalystin Pragya Singh von der indischen Firma Technopak betont, bisher mache der Internethandel erst 1,2 Prozent des Einzelhandels aus. Da sei noch viel Luft, auch weil der schleppende Ausbau der konventionellen Geschäfte eine zunehmende Kluft reiße zwischen Angebot in den Läden und den ständig wachsenden Wünschen der Menschen.

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Die Logistik sei die größte Herausforderung für den Sektor, meint Singh weiter. Denn in den Städten und Metropolen lebten nur 31 Prozent der Bevölkerung, der Rest wohne in Dörfern. Der Handelsanalyst Shriram Subramanian, Gründer von InGovern, ist angesichts der schlechten Straßen in dem sich über Tausende Kilometer erstreckenden Land der gleichen Meinung. „Das größte Problem ist, die Produkte in angemessener Zeit an die abgelegeneren Orte zu bringen.“

Mit der Deutschen Post hat es sich auch ein deutscher Konzern auf die Agenda geschrieben, dieses Problem zu überwinden. Mit ihrer Tochter Blue Dart investiert die Post in den Markt. Erst im Oktober hat Blue Dart in Indien den ersten Paketkasten eröffnet, an dem die Kunden ihre bestellten Pakete abholen können.

Gestützt wird der Schwung des Online-Handels durch den Boom im Smartphone-Markt. Derzeit besitzen rund 170 Millionen der 1,25 Milliarden Inder ein internetfähiges Gerät. Die Zahl dürfte sich in den kommenden Jahren vervielfachen. „Im Jahr 2020 wird die Durchdringung mit Internet so hoch sein wie 2012/2013 in China“, glaubt Singh.

Die Milliarden-Schlacht ist noch nicht geschlagen. Die Online-Händler locken die indischen Kunden mit gewaltigen Preisnachlässen - für Fladenbrot-Maschinen genauso wie für Statuen von Krishna und Ganesha. Vor Festtagen sicherten sich die Unternehmen in diesem Jahr komplette erste Seiten der größten Zeitungen des Landes. Die Leser mussten fünfmal umblättern, ehe sie Nachrichten sahen.

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