Peek & Cloppenburg Wie P&C die Zukunft verpasst

Onlineshops und Modelabels mit eigenen Läden bedrohen das Geschäftsmodell von Händlern wie Peek & Cloppenburg. Erbe Patrick Cloppenburg soll den Konzern zukunftsfest machen – doch er findet keinen Weg aus der Krise.

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Peek und Cloppenburg-Filiale in Hannover Quelle: imago images

Alles war vorbereitet: Sets besprochen, Darsteller gecastet, Klamotten ausgesucht. Doch zum „Ruhe bitte! Kamera läuft! Klappe, P&C die Erste!“ kam es nicht. Kurz vor Weihnachten sagte die Düsseldorfer Modekette Peek & Cloppenburg (P&C) den Dreh eines Fernsehspots für ihr Online-Kaufhaus Fashion ID ab. Nicht nur viele P&C-Mitarbeiter, die sich von der rund 15 Millionen Euro teuren Imagekampagne endlich einen Schub für ihren Web-Shop erhofft hatten, waren enttäuscht. Auch Schauspieler Matthias Schweighöfer, Galionsfigur im geplanten Spot, sei unerfreut gewesen, berichtet eine mit den Vorgängen vertraute Person. Schließlich habe er einen anderen Dreh für den Werbefilm verlegt. Schweighöfer will sich zwar zu den „Vorkommnissen“ nicht äußern. Gleichwohl stehen sie symptomatisch für die Lage bei Deutschlands drittgrößter Textilhandelskette: Zögern und Zaudern prägen das Handeln des Familienunternehmens.

Vorsichtiges Investieren, wenig Risikobereitschaft und unüberschaubare Entscheidungsstrukturen verhindern laut Menschen aus dem Inneren des Konzerns entschiedenes Vorankommen. Dabei kommt P&C gleich von zwei Seiten unter Druck. Zum einen wandelt sich der Modehandel rasant: Online-Giganten wie Amazon oder Zalando sowie Markenhersteller mit ihren eigenen Läden bedrohen das Geschäftsmodell der Düsseldorfer. Gleichzeitig muss P&C gelingen, woran schon viele Familienunternehmen scheiterten: der Generationswechsel. Schließlich ist Sippen-Senior Harro Uwe Cloppenburg mittlerweile 74 Jahre alt.

Seltsam abgeschottetes Reich

Intern aber ist die Stimmung schlecht: Fashion-ID-Chef Christian Meermann (Ex-Zalando-Marketingmanager), P&C-Marketingchef Christian Hupertz (Ex-CEO bei der Werbeagentur Grey), der Leiter der P&C-Unternehmensstrategie Richard Federowski (Ex-Roland Berger) und Fashion-ID-Marketingleiter Eric Hofmann, Experte für digitalen Handel, gingen allein seit April; insgesamt verließen im vergangenen Jahr fast ein Dutzend Manager, darunter viele Digitalexperten, das Unternehmen.

Das Geschäft kommt angesichts dieser Wechselspiele nicht voran: Im Online-Handel verliert man den Anschluss, die Umsätze in den Filialen stagnieren. Der vor einigen Jahren eingeleitete Generationswechsel – der zweite Versuch im Übrigen – von Harro Uwe Cloppenburg auf seinen 33-jährigen Sohn Patrick hat daran nichts geändert. Im Gegenteil: Beobachter und Branchenkenner halten Cloppenburg junior neben dem generell schwierigen Marktumfeld für das größte Problem der Düsseldorfer Modehändler.

Die umsatzstärksten Modehändler der Welt

P&C, das ist Peek & Cloppenburg Düsseldorf, die westliche Hemisphäre eines seit 1911 geteilten Modeimperiums, das Herrschaftsgebiet von Patrick Cloppenburg. Er ist nicht der Erste aus dem Nachwuchs von Harro Uwe Cloppenburg, der dieses Reich mal führen sollte: Mit den beiden älteren Söhnen aus erster Ehe, Hendrik, 50, und John, 46, hatte es nicht funktioniert. Patrick dagegen ist seit mehr als zehn Jahren im Unternehmen. Der Auto-Liebhaber startete im Herbst 2005 als Abteilungsleiter für Herrenartikel in Köln. Anfang 2010 wechselte er als Stellvertreter in die Unternehmensleitung.

P&C veröffentlicht keine Bilanzen

Dass es so kommen würde, hatte die WirtschaftsWoche schon 2005 berichtet. Dagegen waren die Cloppenburgs presserechtlich vorgegangen. Wie der Clan überhaupt am liebsten nichts über sich und seine Verhältnisse in der Öffentlichkeit sähe: Das Unternehmen gibt sich wie die Premiumstrumpfhosen in seinen Regalen: blickdicht und feinmaschig.

Umsätze? Eigenkapitalquote? Andere bilanzielle Kennziffern? Bleiben unveröffentlicht. Das Branchenmagazin „Textilwirtschaft“ führt P&C in seinem Umsatzranking 2013 mit einem Deutschland-Geschäft von rund 1,3 Milliarden Euro, mit Auslandsgesellschaften dürfte P&C auf knapp über zwei Milliarden Euro kommen. An dieser Größenordnung dürfte sich auch 2014 kaum etwas geändert haben, denn seit mehr als einem Jahrzehnt meldet das Unternehmen eine Umsatzzahl, die zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Euro mäandert. Heißt: Stillstand seit fast 15 Jahren.

Auf diese Schuhe stehen Bürohengste
Während in den vergangenen Jahren Optiken im Used-Look dominierten, gibt sich die aktuelle Schuhmode ruhiger. Foto: Benvenuto. Quelle: Presse
Brogues mit edlen Lochverzierungen am Schaft eignen sich hervorragend fürs Büro. Foto: Bugatti Quelle: Presse
Wie in der Oberbekleidung dominiert dieses Frühjahr auch bei den Schuhen die Trendfarbe Dunkelblau. Foto: Strellson Quelle: Presse
Ein Trend in diesem Frühjahr geht zu lässigen Loafern. Sie passen barfuß perfekt zu verkürzten, schmalen Hosen. Foto: Hackett London Quelle: Presse
Ein Trend in diesem Frühjahr geht zu lässigen Loafern. Sie passen barfuß perfekt zu verkürzten, schmalen Hosen. Foto: Hackett London Quelle: Presse
Ein Trend in diesem Frühjahr geht zu lässigen Loafern. Sie passen barfuß perfekt zu verkürzten, schmalen Hosen. Foto: Hackett London Quelle: Presse
Die neuen Loafer passen sich bei den Farben aktuellen Trendtönen an. Foto: Scabal. Quelle: Presse

Das liegt auch daran, dass P&C gute Mitte sein will, jeder Kunde soll hier etwas Passendes finden – ein Geschäftsmodell, das schon Karstadt und Kaufhof in die Bredouille brachte. Auf Hersteller wie Boss, Esprit oder Hilfiger, die immer mehr eigene Läden öffnen und damit zu neuen Wettbewerbern werden, hat P&C bisher keine Antwort gegeben. Auf Handelsketten wie Zara, H&M, Primark oder Massimo Dutti, die vor allem mit schnell wechselnden Kollektionen oder niedrigen Preisen Kunden in die Läden locken, ebenfalls nicht. Und das, obwohl im stationären Textilhandel nur die Stärksten überleben werden – und der Rest des Geschäfts in den Online-Handel abwandert. Der verzeichnete 2014 ein Umsatzplus von 20 Prozent.

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