Photokina in Köln Smarte Knipserei

Das Geschäft mit der klassischen Fotografie wandelt sich von Grund auf. Die Hersteller stehen vor großen Herausforderungen. Auch die Veranstalter der Messe Photokina in Köln setzen auf ein neues Konzept.

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Vom 20. bis zum 25. September lädt die Messe Köln zur Photokina 2016 ein. Die Veranstalter erwarten rund 180.000 Besucher. Quelle: dpa

Köln Von analog zu digital und von digital zu smart. Der Markt für Fotos befindet sich seit Jahren in einem Anpassungsprozess. Das merken nicht nur die Hersteller, auch die Köln Messe als Veranstalter der Photokina muss sich anpassen.

Die Weltleitmesse für Foto und Video startet am Dienstag in Köln unter dem Motto: „Imaging Unlimited“. Die Veranstalter wollen den Fach- und Privatbesuchern auf der Photokina neue Technologien vorstellen. Insgesamt werden rund 1000 Aussteller aus 40 Ländern ihre Produkte präsentieren. An den sechs Messetagen vom 20. bis zum 25. September werden rund 180.000 Gäste erwartet.

„Auch wir sehen natürlich die Auswirkungen der kontinuierlichen Umsatzrückgänge der Branche“, erklärt Katharina Hamma, Geschäftsführerin der Köln Messe. Trotzdem seien die Veranstalter stolz darauf, in diesem Jahr wieder fast so viele Aussteller dabei zu haben, wie bei der Photokina vor zwei Jahren.

Nach vielen Jahren Abwesenheit ist in diesem Jahr auch das US-amerikanische Softwareunternehmen Adobe wieder dabei. Und zur Freude der Kölner ist auch Sony erneut mit an Bord. Einen schmerzlichen Verlust muss die Photokina dennoch hinnehmen: Neben einigen Herstellern aus dem Kamerazubehörbereich, die ihr Geschäft aufgrund der schlechten Marktlage aufgeben ganz mussten, hat sich auch Samsung zurückgezogen. Die Messe verliert damit ausgerechnet einen der größten Hersteller im Bereich der smarten Fotografie; für Schnappschüsse wird immer häufiger das Smartphone genutzt. Die Veranstaltung will daher von diesem Jahr an verstärkt auch Jugendliche ansprechen.

Smarte Fotografie wird eines der Kernthemen der Messe werden – die digitale Transformation hat den Markt für Fotos und Videos nämlich schon längst erreicht. Die Branche muss umdenken. „Die Messe präsentiert sich in diesem Jahr mit einer noch breiteren Ausrichtung hinsichtlich der Besucheransprache“, erläutert der Vorstandsvorsitzende des Fotoindustrie-Verbands, Rainer Führes.

Das ist auch nötig. Beispiel Digitalkameras: Das Marktforschungsinstitut GfK prognostiziert eine stark sinkende Nachfrage. So soll der Gesamtumsatz 2016 in Deutschland nur noch ungefähr 1,1 Milliarden Euro betragen. Zum Vergleich: 2012 wurden noch knapp 1,9 Milliarden Euro umgesetzt. Der Umsatz ist also um 42 Prozent geschrumpft. Bei Kompaktkameras beträgt der Rückgang in der Berichtszeit sogar mehr als zwei Drittel.

Die Messe versucht deshalb neue Akzente zu setzen. Die Veranstalter spielen mit neuen Technologien, wollen Start-Ups eine Plattform bieten, um Kunden und Investoren zu finden, und versuchen die Besucher zum Mitmachen zu animieren. Insbesondere die Verschmelzung etablierter Technologien mit dem Neuartigen soll von besonderer Bedeutung sein. „Wir sehen Smartphones nicht als Konkurrenzprodukt“, stellt Rainer Führes klar.


Praktische Kameras und Virtual Reality

Der Branchenverband richtet sich daher ebenfalls neu aus und will Bereiche marktübergreifend verknüpfen. Dazu gehört etwa die Zusammenarbeit mit einschlägigen Anbietern. Immer wichtiger seien etwa Foto-Apps, sagte Führes. Ersten Analysen zufolge habe der deutsche Markt im vergangenen Jahr die Milliardenmarke geknackt. Geschätzt wurden 1,3 Milliarden Euro umgesetzt, 41 Prozent mehr als 2014. Foto-Apps zählen zu den beliebtesten Anwendungen im App Store und bei Google Play.

Wachstumspotenzial bieten auch die Märkte für Body-Cams, Dashcams oder auch Action-Cams. Erstere finden sich schon jetzt an den Körpern von Polizeibeamten und Sicherheitskräften. Dashcams gibt es hauptsächlich in russischen Autos, um Verkehrsunfälle zu dokumentieren. Laut Führes ist Russland derzeit der größte Markt für Dashcams; in Deutschland sind solche Kameras zwar nicht verboten, aber sie sind in der Regel vor Gericht nicht als Beweismittel zugelassen. Action Cams, besonders durch den Hersteller GoPro bekannt, bleiben nach wie vor populär. Die GfK prognostiziert einen Absatz von 670.000 Stück in 2016. Das entspricht einem Anstieg um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Ein ganz großes Thema wird auf der Messe die sogenannte Virtual Reality (VR) sein. Die Reise in die virtuelle Welt soll laut Führes nicht nur auf den Computerspielebereich beschränkt bleiben: „Schon bald wird Virtual Reality im Repertoire vieler Fotografen und Filmer fest verankert sein.“ Vorstellbar sind beispielsweise virtuelle Besuche in Fabriken oder auch ein Stadtrundgang. Das Marktforschungsinstitut International Data Corporation (IDC) rechnet mit einem Absatz von neun Millionen VR-Brillen in diesem Jahr. Bis 2020 soll diese Zahl auf fast 65 Millionen anwachsen.

Neben Virtual Reality sei auch Augmented Reality (AR) im Kommen. Aktuelles Aushängeschild: „Pokémon Go“. Egal ob spielerisch am Smartphone, praktisch im Brillenglas oder in der Windschutzscheibe des Autos, die Technik sei „nun reif für den Durchbruch". Laut IDC sollen weltweit bis 2020 rund 45 Millionen AR-Headsets ausgeliefert werden. In diesem Jahr sollen es „nur“ 400.000 werden.

Die Photokina wird sich aber nicht nur mit den neuesten Trends beschäftigen, die Besucher sind auch dazu eingeladen an verschiedenen Events teilzunehmen. So wird es nicht nur Vorträge zum Thema Fotografie geben, es werden auch passende Workshops zur Smartphone-Fotografie mit bekannten Youtubern angeboten.

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