Warum?
In Zukunft können beide Unternehmen alle Kräfte auf ihre jeweilige strategische Ausrichtung konzentrieren und müssen sich nicht um die Themen des anderen kümmern. Das war ja auch ein wesentlicher Grund für den Demerger. Wir können frei entscheiden. Es ist ein bisschen so, wie beim Auszug aus dem Elternhaus. Wir haben uns lange darauf vorbereitet. Jetzt sind wir volljährig. Es ist Zeit auszuziehen.
Warum die Metro sich aufspaltet
Die Geschäfte beim Düsseldorfer Handelsriesen liefen zuletzt nicht gerade berauschend. Die Konkurrenz ist groß und das Unternehmen schrumpft seit Jahren. Immer wieder wurden große Konzernteile verkauft – wie etwa die Warenhäuser Galeria Kaufhof oder das Auslandsgeschäft der Supermarktkette Real. Die Folge: Der Konzern verlor nicht nur den inoffiziellen Titel des größten deutschen Handelskonzerns, er musste auch seine Platz in der höchsten Börsenliga, dem DAX-30, räumen. Die Aufspaltung soll nun zu neuem Schwung verhelfen.
Mehr Wachstum und mehr Börsenwert. Mehr Wachstum, weil die getrennten Unternehmen sich besser auf ihre jeweilige Kundengruppe konzentrieren und dynamischer agieren können. Mittelfristig soll der bereinigte Umsatz bei beiden Gesellschaften um mindestens drei Prozent pro Jahr steigen. Im zurückliegenden Jahr schaffte die Metro als Ganzes weniger als ein Prozent. Mehr Börsenwert, weil Mischkonzerne wie die Metro an der Börse schlechter bewertet werden als klar fokussierte Unternehmen. Tatsächlich hat die Metro-Aktie seit Bekanntgabe der Aufspaltungspläne rund 25 Prozent an Wert gewonnen.
Viele Analysten halten die Teilung für sinnvoll. Laurence Hofmann vom Investmenthaus Oddo sieht mehr Spielraum für Zukäufe und Partnerschaften. Dies hat aus seiner Sicht vor allem Media-Saturn nötig, will die Tochter ihre Stellung als größter Elektronikhändler Europas gegen mächtige Internetriesen wie Amazon auf Dauer verteidigen. Der Lebensmittelteil wiederum dürfte sein Geschäft mit der Belieferung sowie Kooperationen mit Start-Up-Unternehmen für das Hotel- und Restaurantgewerbe ausbauen, erwartet Christian Bruns von der Investmentbank Equinet. Der Experte verspricht sich zudem schnellere Entscheidungen auf Managementebene und insgesamt mehr Transparenz.
Heute vereint die Metro unter ihrem Dach zwei Geschäftsbereiche, die eigentlich wenig gemeinsam haben: die Lebensmittelsparte mit den Metro-Großmärkten und den Real-Supermärkten auf der einen Seite, sowie die Elektroniksparte mit den Ketten Media Markt und Saturn auf der anderen. Nach der Trennung Mitte 2017 sollen diese Sparten als eigenständige Unternehmen getrennte Wege gehen. Dabei behält die Lebensmittelsparte den Traditionsnamen Metro. Die Elektroniksparte erhält den neuen Kunstnamen Ceconomy. Die Elektronikketten selbst werden aber weiter unter den altbewährten Namen Media Markt und Saturn firmieren. Beide Unternehmen werden weiterhin an der Börse notiert sein.
Erst einmal wenig. Denn der Verkauf wird in den Großmärkten ebenso wie bei Real, Media Markt oder Saturn unverändert weitergehen. Auf Dauer würden aber auch die Verbraucher profitieren, meint Koch, weil sich die spezialisierten Gesellschaften besser auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse einstellen könnten.
Wenig, außer vielleicht den hohen Kosten. Denn Gemeinsamkeiten zwischen den Geschäftsbereichen gibt es kaum. Konzernchef-Koch meint sogar, der Zusammenschluss der Metro-Großmärkte, der Real-Supermärkte und der Elektronikketten Media Markt und Saturn unter einem Dach habe zuletzt die Geschäfte eher behindert als gefördert. Die Aufspaltung ist allerdings nicht billig. Der Konzern beziffert die Kosten auf rund 100 Millionen Euro.
Ja. Die Leitung des Lebensmittelgeschäfts übernimmt Koch selbst, Aufsichtsratsvorsitzender soll der bisherige Metro-Chefkontrolleur Jürgen Steinemann werden. An der Spitze der Elektronikkette wird der Media-Saturn-Chef Pieter Haas stehen. Für den Aufsichtratsvorsitz ist der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, vorgesehen.
Im Gegenteil. Zurzeit ist das Aufspalten oder Abspalten bei deutschen Konzernen geradezu in Mode. Die Energieriesen Eon und RWE spalteten sich kürzlich jeweils in zwei Teile auf, um das wenig zukunftsfähige Geschäft mit konventionellen Kraftwerken vom lukrativeren Zukunftsgeschäft um Ökostrom, Vertrieb und Netzbetrieb zu trennen. Und der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer brachte 2015 seine Kunststoffsparte als Covestro an die Börse, um sich stärker auf das lukrativere Geschäft mit der Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanze zu konzentrieren.
Welchen Preis peilen Sie für Ceconomy an?
In den ersten Tagen wird da viel Dynamik drin sein. Es wird Investoren geben, die bisher Metro-Aktien halten, weil sie das Lebensmittelgeschäft spannend finden. Die werden vielleicht Ceconomy-Anteile verkaufen. Es wird Investoren wie Indexfonds geben, die aufgrund ihres Geschäftsmodells möglicherweise eher verkaufen werden. Aber natürlich gehe ich davon aus, dass auch viele Anleger bei uns einsteigen. Ziel ist es, dass mittelfristig nach dem Listing die beiden Aktien zusammen wertvoller sind als vorher.
Dabei würde eine Lösung im Streit mit Erich Kellerhals, ihrem Minderheitsgesellschafter bei MediaMarktSaturn helfen. Wie ist der Stand der Verhandlungen?
Herr Kellerhals klagt gegen die Aufspaltung der Metro. Deshalb haben wir alle Gespräche auf Eis gelegt. Jetzt muss das Gericht über die Aufspaltung entscheiden.
Kann Kellerhals verhindern, dass MediaMarkt-Saturn Gewinne an Ceconomy ausschüttet? Dann könnten Sie keine Dividende zahlen.
In der Satzung von MediaMarktSaturn ist eine Vollausschüttung des Gewinns an die Gesellschafter vorgesehen. Das kann Herr Kellerhals ohne unsere Zustimmung nicht ändern.
Sehen Sie überhaupt noch eine Chance für eine Einigung mit Kellerhals?
Es gibt nur zwei Wege: Entweder wir finden noch eine gemeinsame Strategie, oder wir trennen uns. Es macht ja auch für Herrn Kellerhals keinen Sinn, auf Dauer an einem Unternehmen beteiligt zu sein, von dem zumindest er glaubt, dass es in die falsche Richtung steuert. Offen wären wir für beide Varianten. Aber wie gesagt: derzeit gibt es keine Gespräche dazu.
Kellerhals könnte sich auch an Ceconomy beteiligen. Würden Sie sich darüber freuen?
Herr Kellerhals besitzt Metro-Anteile, das hat er selbst erwähnt. Bei der Aufspaltung wird auch er sich die Frage stellen, ob er an beiden Unternehmen beteiligt bleibt, oder vielleicht sogar zukauft. Er steht ihm frei, das zu tun. Umso mehr Aktien er kauft, desto besser wäre das für den Kurs…
…und umso schlechter für Sie. Kellerhals will Sie seit Jahren als Chef loswerden. Mit einem größeren Ceconomy-Paket hätte er die Möglichkeit dazu.
Ach, das glaube ich nicht. Auch für Aktionäre der Ceconomy gibt es Regeln, es gibt einen Aufsichtsrat und einen Vorstand, der das Geschäft bestimmt. Da mache ich mir keine großen Sorgen. Wir begrüßen jeden Investor, der Interesse am Unternehmen hat. Eines kann man Herr Kellerhals sicherlich nicht absprechen, er hat sein Leben lang Interesse am Elektronikhandel gehabt.