Planwirtschaft durch Aktionsware Die Verkaufstricks der Discounter

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Der Preis als Qualitätsindikator?

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bestätigt seine Aussage. Seit Anfang des Jahrtausends stieg beispielsweise der Anteil der Waren des täglichen Bedarfs, die zu Sonderkonditionen verkauft werden, um 125 Prozent. Angebote, die nur mit niedrigerem Preis locken, verlieren an Schlagkraft. „Promotions sind dann erfolgreich, wenn ein günstiger Preis verbunden ist mit einer starken Marke, wenn sie das Bedürfnis des Verbrauchers genau treffen oder wenn mit Verknappung gearbeitet wird“, erklärt Tautscher. Gerade letzteres schaffen Modeketten wie Zara und H&M sehr gut. Dort gebe es bestimmte Kleidungsstücke nur für kurze Zeit. Wer dann nicht zuschlägt, hat keine Chance mehr, das spezielle Hemd oder Kleid zu kaufen. Dann ist es einfach vergriffen.

Welchen Einfluss Kinder auf den Konsum ihrer Eltern haben
Die KidsVerbraucherAnalyse (KidsVA) befasst sich bereits zum dritten Mal in Folge mit dem Medien- und Konsumverhalten von Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 13 Jahren. Die Studie bildet die Kaufentscheidungen von insgesamt 5,92 Millionen Kindern und deren Eltern in Deutschland ab. Eines der zentralen Ergebnisse: Die Kinder haben ein sehr großes Mitspracherecht: Bei Anschaffungen der Eltern fürs Kind wird der Nachwuchs meist selbst gefragt - seien es nun Spielsachen, Kleidung oder Möbel. Quelle: dpa
„Kinder sind in den Familien in allen wichtigen Entscheidungen, die ihre Freizeit- und Konsumwelt betreffen, stark eingebunden. Zusätzlich besitzen sie ein hohes Maß an Autonomie und weiterhin eine hohe finanzielle Ausstattung. Zu diesen Faktoren kommt hinzu, dass bei den Kindern das Markenbewusstsein steigt sowie die Bereitschaft der Eltern, deren Wünsche weitgehend zu erfüllen. Junge Zielgruppen bleiben damit für die Wirtschaft wertvolle Ansprechpartner“, sagt Ingo Höhn, Geschäftsleiter der Egmont MediaSolutions. Quelle: dpa
Auch bei der Urlaubsplanung und der Freizeitgestaltung haben Kinder volles Stimmrecht. So dürfen 86 Prozent der sechs- bis 13-Jährigen mitreden, was die Familie gemeinsam unternimmt und nehmen Einfluss auf Ausflüge in Zoos, Freizeitparks oder zu kulturellen Veranstaltungen. Quelle: dpa
Der hohe Freiheitsgrad zeigt sich zudem in finanzieller Hinsicht: 81 Prozent können frei über ihr Taschengeld verfügen. Die Summe, die den Kindern dabei zur Verfügung steht, hat mit durchschnittlich 27,56 Euro im Monat zum Vorjahr nochmals geringfügig zugenommen (38 Cent). Quelle: dpa
Hinzu kommt Bares an Weihnachten (durchschnittlich 80 Euro), zum Geburtstag (durchschnittlich 64 Euro) sowie bei einigen auch zu Ostern (durchschnittlich 25 Euro). Erstmals erhoben wurde, ob den Kindern zwischendurch etwas Geld zugesteckt wird. Hier sind zwei von drei Großeltern oder andere Verwandte bei Besuchen spendabel. Quelle: dpa
40 Prozent der Eltern lassen auch mal etwas für gute Schulnoten springen und 23 Prozent bekommen Geld fürs Helfen im Haushalt. Ausgegeben wird das Taschengeld für Süßigkeiten, Zeitschriften sowie Essen und Trinken unterwegs. Quelle: dpa
Ebenso erhalten schon mehr als die Hälfte der Vorschulkinder (55 Prozent) eigenes Taschengeld. Hier sind es durchschnittlich 10,68 Euro im Monat (Vorjahr 14,26 Euro). Spendabel zeigt sich auch der Weihnachtsmann mit 79 Euro, zum Geburtstag gibt es 61 Euro und der Osterhase legt 25 Euro ins Nest. Allerdings ist der Anteil der Kinder, die zu diesen Gelegenheiten Geld bekommen, deutlich geringer als bei den Älteren. Jeder zweite Vorschüler bekommt zudem bei Verwandtschaftsbesuchen etwas zugesteckt, um sich kleine Wünsche zu erfüllen. Quelle: dpa

Lange Zeit war Aldi mit dieser Verknappung im PC-Geschäft erfolgreich. Am Erstverkaufstag bildeten sich lange Schlangen vor den Filialen. Nicht nur Computer-Laien, sondern auch echte Freaks wussten, dass das Angebot ein echtes Schnäppchen war. Das bestätigten regelmäßig auch schon vor Verkaufsstart diverse Testmagazine. Die Verbraucher hatten sich darauf schnell eingestellt. Sie wussten: Wer nicht sofort einen neuen Rechner braucht, sondern ein wenig warten kann, bekommt mit dem nächsten Aldi-PC ein Gerät mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Doch die Zeiten des großen Run auf den Aldi-PC sind vorbei. Jetzt stehen die Kisten auch noch am Ende der Aktionswoche in den Filialen. Ähnliche Angebote gibt es längst nicht mehr nur beim Discounter der Gebrüder Albrecht. Die Wettbewerber haben nachgezogen, und wer nur ein bisschen im Internet recherchiert, findet durchaus ähnlich ausgestattete Rechner.

Schnäppchenkalender wie diesen hier von der Bank Ing-Diba, die auf einer Auswertung der Verbraucherpreise beruhen, wie sie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ermittelt, gibt es mittlerweile jede Menge. Sie zeigen, in welchen Monaten zumindest statistisch welche Waren günstig sind. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Screenshot

Käufer-, statt Angebotsmarkt

„Der Verbraucher weiß heute, dass er gute Qualität zum günstigen Preis bekommen kann“, sagt denn auch Marktpsychologe Tautscher. Der Preis als Qualitätsindikator taugt heute nicht mehr. Die GfK hat das bereits im Januar 2013 in einer repräsentativen Studie mit 2000 Verbrauchern ermittelt: Nicht einmal die Hälfte der Deutschen geht von einem stabilen Verhältnis des Preises zur Qualität der angebotenen Ware aus. Auch deshalb informiert sich der Verbraucher heute besser als früher. „Er weiß, was er bekommen kann. Wir haben zurzeit einen Käufermarkt, weniger einen Angebotsmarkt“, ist Tautscher überzeugt. Den Kunden richtig anzusprechen und von den eigenen Angeboten zu überzeugen, wird immer komplexer. Große Unternehmen hätten dazu ihre Fähigkeiten perfektioniert. Sie stellen sich zum Teil mit großem Aufwand auf Kundenwünsche ein – beispielsweise mit Backautomaten im Lebensmitteleinzelhandel. Kleine Händler können sich das kaum leisten. „Wir sehen deshalb zurzeit eine Konzentration: Die Großen werden größer, die Reichen werden reicher – wie man beispielsweise am Erfolg von Aldi und Ikea sehen kann“ so Tautscher.

Doch diese Entwicklung hält der Handelsexperte nicht für unabänderlich. Er sieht deutliche Anzeichen, dass das Pendel bald in die andere Richtung schlagen könnte. Der Kunde werde müde, in allen Städten und auch in anderen Ländern immer nur die gleichen Marken kaufen zu können. „In Berlin entstehen gerade kleine, kreative Unternehmen, die Kunden gewinnen und binden können, weil sie etwas anderes bieten“, so Tautscher. Für immer mehr Verbraucher spielten bei ihrer Kaufentscheidung Aspekte jenseits von Preis und Qualität eine Rolle. Dazu zählen etwa faire Bezahlung der Produzenten und Mitarbeiter, nachhaltiges Wirtschaften und Transparenz in der Lieferkette. Nicht nur die Zielgruppe der LOHAS (Lifestyles of health and Sustainability) legt darauf wert. „Auch der preissensiblere Kunde achtet heute verstärkt auf die Rahmenbedingungen, wie ein Angebot zustande kommt“, sagt Tautscher. „Kunden akzeptieren immer weniger, wenn beispielsweise Waren aus Kinderarbeit stammen oder Unternehmen wie Amazon und Zalando wegen ihrer Arbeitsbedingungen negativ in die öffentliche Diskussion kommen.“

Einen höheren Preis akzeptieren Kunden allerdings auch nicht. „Seit ‚Bio‘ im Discounter angekommen und damit zur Commodity geworden ist, weiß der Kunde, dass es diese Qualität eben auch preiswert gibt“, so Tautscher. Das setze Unternehmen vom Produzenten bis zum Handler unter Druck. „Aber es öffnet auch Perspektiven für kleinere Unternehmen. Lokale Biermarken schaffen es beispielsweise recht gut, sich vom Trend zur schieren Größe abzukoppeln.“

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