Plastic Icons Aus Kunststoff wird Kunst

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Plastik galt als grüne Vollkatastrophe

Spottbillig ist das primär aus Erdöl hergestellte Zeug obendrein. So billig, dass Plastikkultur ab Mitte der Siebzigerjahre zum Inbegriff von wertfrei und oberflächlich wurde. Plastikstücke galten als Wegwerfmüll, der vor allem das Meer schwemmte. Denn Kunststoff war zwar immer schon praktisch – aber lange nur schwer zu recyceln.

In den ökologisch angefeuerten Achtzigerjahren war Plastik deshalb vor allem eine grüne Vollkatastrophe. Beutel mit dem Aufdruck „Jute statt Plastik“ trugen Einkäufe und gutes Gewissen zur Schau. Gleichzeitig verabschiedete sich die Pop-up-Ära, die dem Kunststoff nach dem Krieg zu modernem Glanz verholfen hatte. Bloß kein Holz, viel zu staubig, lautete die Devise der Fünfziger- und Sechzigerjahre.

Bioabbaubare versus biobasierte Kunststoffe

Inzwischen sind Originale aus dieser Zeit, etwa der als „Plastic Icon“ ausgestellte eisförmige Panton-Stuhl, beliebte Sammelstücke. Nicht nur weil die Industrie den einstigen Imagekratzer dank der Erfindung von kompostier- und recycelbaren Kunststoffen erfolgreich weggespachtelt hat.

Fast zwei Drittel der Bevölkerung beurteilen nach Angaben des Branchenverbandes Plastic Europe Kunststoff heute positiv. Vor allem aber hat der Werkstoff insbesondere das Möbeldesign so nachhaltig demokratisiert, dass Plastik aus den meisten Haushalten längst nicht mehr wegzudenken ist. Derzeit tüfteln Kunststofffans an der Zukunft des Materials.

Ein paar Ideen sind im NRW-Forum zu sehen. Der Designhersteller Vitra hat einen Stuhl produziert, in dessen Beine Gase gespritzt werden, die Material sparen. Aus Italien kommt ein Fahrradrahmen, den ein 3-D-Drucker aus biobasierten Kunststoffen ausgespuckt hat. Unternehmen wie Adidas fertigen ihre Schuhsohlen oder Jacken inzwischen aus wiederverwerteten Kunststoffabfällen. „Man könnte sich einen Kreislauf vorstellen, der absolut grün ist“, schwärmt Kurator Schepers. Er ist allerdings nicht durchweg begeistert von dem Stoff. Die Barbie etwa fehlt in der Düsseldorfer Ausstellung. „Nicht alles, was man aus Kunststoff machen kann, ist auch ästhetisch gelungen“, sagt Schepers. Von dem konservativ-reaktionären Frauenbild, das die Puppe vermittelt, mal ganz zu schweigen. Plastik ist vieles – kann aber doch nicht alles.

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