Poco-Mutter Steinhoff-Aktie stürzt dramatisch ab

Neue Schwierigkeiten für den Möbelriesen Steinhoff: Konzernchef Marcus Jooste muss seinen Posten nach erneuten Unregelmäßigkeiten räumen. Die Präsentation der Bilanz wird verschoben – die Aktie geht in den freien Fall.

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Schwache Vorgaben drücken Dax - Steinhoff im freien Fall

Die Poco-Mutterkonzern Steinhoff zieht im schwelenden Bilanzskandal die Notbremse: Der Möbelhaus-Konzern trennt sich wegen Unregelmäßigkeiten in den Büchern von seinem Chef – und verschiebt die Vorlage seiner Jahreszahlen auf unbestimmte Zeit. Auch der Chef der Afrika-Tochter Star nimmt seinen Hut. Die Börsenaufsicht in Südafrika prüft mögliche Fälle von Insiderhandel mit Steinhoff-Papieren.

Bereits am Vorabend hatte sich Steinhoff mit sofortiger Wirkung vom bisherigen Konzernchef Markus Jooste getrennt. Aufsichtsratschef Christo Wiese soll den Konzern nun übergangsweise führen. Als Grund nannte die Gesellschaft neue Informationen über finanzielle Unregelmäßigkeiten. Möglicherweise müssten auch die Zahlen von früheren Jahren geändert werden. Die Prüfgesellschaft PwC soll nun eine unabhängige Untersuchung durchführen.

Die geprüften Zahlen für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr will das Unternehmen nun erst veröffentlichen, sobald es dazu in der Lage ist, wie es hieß. Eigentlich war die Zahlenvorlage für Mittwochmorgen vorgesehen.

Markus Jooste, der an der Universität im südafrikanischen Stellenbosch Rechnungslegung studiert hat, galt als Chefdenker in dem rasch gewachsenen Konzern. „Wir sind Investoren, keine Firmenlenker“, hatte er dem Handelsblatt im November gesagt. „Wir pflanzen jetzt Bäume und ernten in 30 Jahren“. Damit meinte er die immer neuen Zukäufe, die Steinhoff in den vergangenen zehn Jahren tätigte.

Die im MDax notierte Aktie ist seit Tagen auf einer steilen Talfahrt. An der Frankfurter Börse halbierte sich der Kurs am Mittwochmorgen auf rund 1,33 Euro. In Johannesburg hatte die Steinhoff-Aktie zuvor um bis zu 62 Prozent verloren. „Das Vertrauen zwischen Christo Wiese und Jooste ist hin“, kommentierte ein südafrikanischer Analyst gegenüber Bloomberg.

Der 76-jährige Christo Wiese hatte seine südafrikanische Textilkette Pepkor an Steinhoff verkauft und war 2014 zum größten Aktionär des Konzerns geworden. Er ist mit einem Privatvermögen von 4,3 Milliarden Dollar einer der reichsten Männer Südafrikas.

Steinhoff ist ein Konzern mit Rechtssitz in Amsterdam und einem operativen Hauptquartier in Südafrika. Mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Euro zählt das Unternehmen weltweit als Nummer zwei hinter dem Möbelkonzern Ikea. Große Möbelketten wie Poco, die österreichischen Ketten Kika/Leiner und vor allem der französische Möbelkonzern Conforama zählen zum Steinhoff-Reich.

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