Primark Billigmode trotzt dem Brexit-Blues

Der Siegeszug der Billigmode von Primark geht global weiter. Der Mutterkonzern ABF profitiert dazu noch vom schwachen Pfund nach dem Brexit-Votum. Trotzdem stürzt die Aktie ab – was dahinter steckt..

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Die Modekette hat mittlerweile 315 Filialen weltweit. Quelle: Reuters

London Für viele Jugendliche ist Primark das Paradies auf Erden. Ein T-Shirt für unter drei Euro, eine Leggins für zehn oder ein Pulli für 15 Euro – mit prall gefüllten Papiertüten ziehen viele Teenies nach einer Shoppingtour wieder aus der Innenstadt ab. Kein Wunder, dass da bei dem Unternehmen die Kassen klingeln.

Hinter Primark steht der britische Konzern Associated British Foods (ABF). Zu dem Unternehmen zählen neben der Bekleidungskette auch noch die berühmte Teemarke Twinings, der Kakao Ovomaltine (der in Großbritannien unter dem Namen Ovaltine verkauft wird) oder Speiseöl der Marke Mazola. Insgesamt hat ABF das Geschäft in die fünf Sparten Lebensmittel, landwirtschaftliche Produkte, Zucker, Zutaten und Einzelhandel mit Primark aufgeteilt.

124.000 Menschen arbeiten für ABF, fast die Hälfte davon bei Primark. Gut zwei Drittel des Konzernergebnisses steuert die Modemarke mit ihren 315 Läden bei – selbst in den USA wurden erste Geschäfte eröffnet.

Der Gewinn von ABF werde in dem am 17. September endenden Geschäftsjahr etwas höher als im Vorjahr sein, teilte ABF am Montag mit – und das trotz der Sorgen, das überraschende „Brexit“-Votum der Briten könnte die britischen Teenies vom Shoppen abhalten. Im Frühjahr hatte ABF zudem gewarnt, dass das Wetter ungünstig gewesen sei.

Doch weit gefehlt: Man habe indirekt sogar vom Brexit profitiert, erklärte das Unternehmen nun: Dadurch, dass das Pfund gefallen sei, hatte man nach Umrechnung der im Ausland erzielten Verkäufe mehr in der Kasse. Die Umsätze dürften auf Basis der aktuellen Währungskurse um rund elf Prozent gestiegen sein. Zudem lief auch das Zucker-Geschäft des Konzerns gut.

Allerdings hat der schwache Pfund-Kurs auch Nachteile. Britische Kunden fürchten, dass Importwaren teurer werden. Apple-Fans hatten das vergangene Woche bereits mit Entsetzen festgestellt: Das neue iPhone ist auf der Insel deutlich teurer als frühere Smartphones, zumal der US-Technologiekonzern wegen der Wechselkurse noch einen Aufschlag für britische Kunden einkalkuliert hat. Auch Primark importiert viele Waren. Doch man will im neuen Jahr geringere Margen auf dem heimischen Markt in Kauf nehmen, kündigte das Management an.

Eine Nachricht, die viele britische Teenies freuen dürfte – am Aktienmarkt aber Verkäufe auslöste. Zumal der Blick auf die Zahlen des vierten Quartals für Verstimmung sorgte, denn demnach waren die Umsätze bei Primark zuletzt gesunken. Das im Londoner FTSE-100 notierte Wertpapier verlor am Vormittag fast sieben Prozent an Wert.

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