Primark, Tesco We love shopping

Das Brexit-Votum war eine der größten Überraschungen des Vorjahres. Trotz politischer Wirren lassen sich die Briten ihre Kauflust nicht nehmen. Für Händler wie Tesco, Marks & Spencer oder Primark läuft das Geschäft gut.

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Der Mutterkonzern Associated British Foods vermeldete für die Tochter Primark einen Umsatzanstieg von elf Prozent. Quelle: Reuters

London Die Briten haben sich von dem bevorstehenden Brexit und den damit verbundenen Unsicherheiten nicht vom Shopping abbringen lassen. Aktuelle Zahlen der Einzelhandelsunternehmen zeigen, dass die Briten über die Weihnachtsfeiertage – an denen in Großbritannien viele Geschäfte geöffnet waren – einkaufen gegangen sind. Dabei gaben sie mehr Geld für Kleidung und Essen aus als im Jahr zuvor.

Besonders gut lief das Geschäft für Marks & Spencer. Das Unternehmen verbuchte ein Umsatzplus von 2,3 Prozent. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet, zumal ein Jahr zuvor das britische Traditionsunternehmen sowohl bei Kleidung als auch bei Nahrungsmitteln deutlich schlechter abgeschnitten hatte, woraufhin der damalige Chef zurückgetreten war.

Auch bei der Bekleidungskette Primark ist man zufrieden: Der Mutterkonzern Associated British Foods vermeldete für die Tochter, deren Läden zunehmend auch in deutschen Einkaufsstraßen zu finden sind, einen Umsatzanstieg von elf Prozent. Der Online-Fashion-Verkäufer Asos verkündete ebenfalls „Rekordumsätze“, und die Holding der britischen Bekleidungsmarke Superdry veröffentlichte einen Umsatzzuwachs.

Bei Großbritanniens Marktführer unter den Supermärkten, Tesco, hat es zuletzt ebenfalls laut in der Kasse geklingelt: Die Umsätze stiegen an Weihnachten im Vergleich zum Vorjahr im Heimatmarkt um 0,7 Prozent, länderübergreifend wurde ein Plus von 0,3 Prozent verbucht. „Beeindruckende Zahlen“, lobte Analyst Neil Wilson von ETX Capital.

Schließlich liefern sich die britischen Einzelhandelsunternehmen seit Jahren einen erbitterten Preiskampf. Dabei locken sie Verbraucher mit Angeboten, bei denen die Konzerne selbst keinen Gewinn machen können. Daran schuld sind auch die deutschen Discounter Aldi und Lidl, deren Angebot günstiger Produkte in Großbritannien immer mehr Anklang findet.

Gerade mit Blick auf den Brexit erhofft man sich hier ein besseres Geschäft. Schließlich hatten Experten prognostiziert, dass die Briten bei einem Ausstieg aus der EU weniger Geld im Portemonnaie haben werden. Bei Tesco will man aber noch keine Veränderung im Verhalten der Verbraucher kurz vor dem Brexit festgestellt haben, wie Firmenchef Dave Lewis erklärte. Allerdings gebe es „Inflationsdruck“, räumte der Manager ein. Tesco werde aber alles tun, um die Auswirkungen zu begrenzen.


Marmite und Knorr-Tütensuppen flogen aus den Regalen

Was darunter zu verstehen ist, hatte Tesco im vergangenen Herbst eindrucksvoll im sogenannten „Marmite-Krieg“ vorgeführt: Der Konsumgüterriese Unilever hatte offenbar für seine Produkte, unter anderem die in Großbritannien so beliebte Marmite-Paste, einen zehnprozentigen Preisaufschlag von Tesco verlangt.

Unilever hatte das mit dem starken Rückgang des britischen Pfunds seit dem „Leave“-Votum der Briten begründet. Doch Tesco reagierte postwendend: Die Produkte des britisch-niederländischen Herstellers flogen aus den Regalen. Nicht nur Marmite, sondern auch Produkte wie Hellmann‘s Mayonnaise, PGTips-Tee oder Knorr-Tütensuppen. Letztlich einigten sich die beiden Unternehmen, die Produkte sind wieder verfügbar.

Somit war der „Marmite-Krieg“ ein unterhaltsames Spektakel – das aber nicht dazu führen dürfte, das den britischen Verbrauchern auf lange Sicht höhere Preise für viele Produkte erspart bleiben werden. Denn auch die Preise anderer Waren, vor allem von Importprodukten, steigen durch die Umrechnung der Währungskurse. Erst vor wenigen Tagen machte die Nachricht die Runde, dass die bei Briten so beliebten Fertigkuchen der Marke Mr Kipling, ebenfalls teurer werden könnten.

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