Protestaktionen Air-Berlin-Mitarbeiter fürchten rund 7000 Kündigungen

Nach der Übernahme von großen Teilen der insolventen Airline Air Berlin kündigt die Lufthansa die Übernahme von etwa 1700 Mitarbeitern an. Somit blicken zahlreiche Beschäftigte in eine ungewisse Zukunft.

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Am Montag protestierten Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin bei einer Verdi-Protestaktion in Berlin. Sie fordern unter anderem die Gründung einer Transfergesellschaft. Quelle: dpa

Berlin Die Beschäftigten der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin befürchten Tausende Kündigungen. Rund 200 Mitarbeiter protestierten deshalb am Montag bei der Berliner Konzernzentrale. „Es werden hier zu Monatsende 7.000 Leute gekündigt“, sagte der Betriebsratsvertreter der Technik-Sparte, Wolfgang Fleischer. Er forderte die Einrichtung einer Transfergesellschaft für die Vermittlung von Beschäftigten, für die es keine Perspektive gibt. Bei der Finanzierung einer solchen Auffanglösung hakt es allerdings, weil Erwerber von Unternehmensteilen, etwa die Lufthansa, hier bislang keinen Beitrag leisten wollen. Hier sei auch die Politik gefragt, sagte Verdi-Experte Holger Rößler.

Der Gewerkschafter warf der Lufthansa vor, sie habe sich bezüglich der Belegschaft der „sozialen Verantwortung entledigt“ und vermeide die Übernahme von Mitarbeitern. Andere potenzielle Erwerber von Unternehmensteilen der Air Berlin wie der britische Billigflieger Easyjet täten dies ebenfalls. „Die gerieren sich genau so“, kritisierte Rößler. Easyjet verhandelt nach eigenen Angaben über den Betrieb von 25 Flugzeugen am Flughafen Berlin-Tegel.

Die Lufthansa will für 210 Millionen Euro die Air-Berlin-Töchter LGW und die österreichische Niki übernehmen - und damit nach eigenen Angaben 1.700 Mitarbeiter. Insgesamt plant die Kranich-Airline zum Ausbau ihrer Billigtochter Eurowings mit 3.000 neuen Stellen, auf die sich auch Air-Berlin-Mitarbeiter bewerben können.

Für bis zu 1.400 Arbeitnehmer des Air-Berlin-Bodenpersonals läuft das mindestens zweiwöchige sogenannte Konsultationsverfahren vor Massenentlassungen, wie ein Betriebsratsvertreter der Verwaltung zu Reuters sagte: „Seit Freitag ist das Kündigungsverfahren eröffnet.“ Ziel sei nun, einen Interessenausgleich und Sozialplan vor Ende des Monats zu erreichen.

Am 28. Oktober stellt Air Berlin den Flugbetrieb in eigener Regie ein. Nach Einschätzung des Unternehmens gibt es für rund 1.400 Vollzeitstellen wohl keine Perspektive bei einem der Bewerber. Bei der Insolvenz Mitte August hatte Air Berlin rund 8.000 Beschäftigte, dies entspricht rund 6.800 Vollzeitstellen. Inzwischen haben nach Konzernangaben 600 Mitarbeiter bereits woanders einen Job gefunden.

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